- Der gestrige Tag brachte sehr interessante Marktbewegungen mit sich. Beim Dax war es im Laufe des frühen Nachmittags bereits eindeutig, dass Markteilnehmer Exposure vor dem heutigen EZB-Meeting abbauen möchten. Das ist auch vernünftig, denn die Erwartungen an die Notenbank sind brutal hoch. Wehe es wird nicht genug Munition geliefert Auch bereits nur das Erwartete zu liefern, birgt schon Enttäuschungspotential. Viele der möglichen Maßnahmen sind bereits in den Wertpapieren eingepreist. Eine „buy the rumor, sell the fact“- Reaktion könnte die Folge sein. Als Händler mit vollem Risiko in dieses Meeting zu gehen entspricht „all in“ beim Poker mit schlechtem Blatt. Die Gefahr, dass der Aktienmarkt seine „front running the ECB“-Gewinne der letzten Wochen wieder abgibt, ist groß.
- Richtig Zug nach unten kam dann mit der Eröffnung der US-Märkte. Die Rallye des Vortages über die kritische Marke von 2.100 im S&P stellte sich als klassischer „head fake“ heraus und der Index schloss nur knapp über dem Tagestief. Das ist keine sehr ermutigende Situation in der Technik für die Bullen. So mysteriös die Rallye vom Dienstag war, so verständlich ist in meinen Augen der gestrige Sell-Off.
Auch in den USA sorgte ein Bloomberg-Artikel, wonach die EZB vielleicht nicht genug liefert, für Aufmerksamkeit. Sollte genau das nämlich heute der Fall sein, wird das auch die Bereitschaft der Fed zum Handeln nachhaltig beeinflussen. Eine allzu lockere Geldpolitik der EZB treibt gerade den Dollar in immer höhere Sphären. Dies aber hemmt die Fed, zu schnell die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Liefert die EZB heute nicht, kann dann die Fed im Dezember erst recht den ersten Zinserhöhungszyklus seit einer Dekade einläuten und 2016 weiter durchziehen. Dieser Gedanke gefiel gestern dem Markt für Risikoanlagen freilich nicht. - Die „hawkishe“ Rhetorik Yellen’s & des Beige Book’s in Kombination mit den starken ADP Daten zum US-Arbeitmarkt, zementierten dann gestern noch zusätzlich die Wahrscheinlichkeit für einen Dezember „hike“ der Fed. Yellen unterstrich in ihrer Rede, dass die Konjunkturdaten weitgehend den Erwartungen entsprächen. Ein Aufschub der Zinserhöhung könne sich nachteilig auf die Konjunktur auswirken, so die Fed-Chefin. Wird eine Normalisierung der Geldpolitik zu lange hinausgezögert, müsse möglicherweise dann abrupt gestrafft werden, was zu Marktverwerfungen führen könne.
- Ölpreise fielen so stark wie seit 2 Monaten nicht (-4%). Crude handelt nun unter 40$. Bei den Einzeltiteln belastete das vor allem Aktien von Energieunternehmen. Auslöser waren höhere Lagerbestände (DOE) sowie Gerüchte um das morgige OPEC-Treffen. Folgende Aussage eines Delegierten machte die Runde: „OPEC unlikely to cut if non-OPEC is not cutting.“ Insbesondere die Saudis machen keine Anstalten zur Kürzung der Fördermengen, war unter anderem zu lesen.
- Im S&P bleibt alles beim Alten. Angst, die Jahresend-Rallye zu verpassen sorgt zwischenzeitlich immer wieder für ein kurzes Aufbäumen. Diese Aufwärtsbewegungen sind dann meist nur durch die FANG-Aktien & zuletzt Microsoft getrieben (FANG= Facebook, Apple, Netflix, Google). Abseits dieser fünf Index-Schwergewichte, sieht es aber weiterhin erbärmlich aus. Mein „best case“ Szenario für den Rest des Jahres bleibt denn auch eine Seitwärtsbewegung, „worst case“ ist bekannt.
- Auch im Dienstleistungssektor kühlen sich die Geschäfte in China ab. Das zeigt der heute Nacht veröffentlichte Einkaufsmanagerindex von Marki/Caixin. Er sank im November von 52 auf 51,2.
- Mercedes hat in den USA im vergangenen Monat 11,7% (Gesamtzahl 33.475) weniger Autos im Vergleich zum Vorjahr verkauft. Die Verkäufe der SUV-Wagen der M-Klasse sackten um 92,9% ab.
- Bosch: Im Zuge des Abgasskandals bei VW gerät nun auch Bosch ins Visier. In den USA ist der Konzern wegen angeblicher Komplizenschaft verklagt worden, wie aus Gerichtsunterlagen hervorgeht.