• Auf Wochenbasis traten EuroStoxx, Dow Jones und S&P500 praktisch auf der Stelle, während der Dax immerhin um rund 1,8% zulegen konnte. Die Performance für den jetzt abgelaufenen Juli lässt sich dagegen insgesamt sehen (Dow +2,8%, S&P500 +3,5%, EuroStoxx +4,3%, Dax +6,7%). Ähnlich wie im vergangenen Jahr, war der Juli also ein starker Monat und manche erinnern uns nun daran, was damals im August folgte. Auch vor einem Jahr blendete man zwischenzeitlich alle Risiken und Verwerfungen da draußen aus und feierte die gute Stimmung.
    Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass es im August tatsächlich oft immer recht ungemütlich wurde, wenn der S&P500 im Juli um mehr als 3% zulegen konnte. Auf Sicht der letzten 20 Jahre sind dann im August in 4 von 5 Fällen negative Wertentwicklungen aufgetreten (von -1,1% bis -5,8%). Saisonal kommen denn auch jetzt die „schwierigsten“ Monate des Jahres auf uns zu. Seit 1980 sind der August und der September die einzigen beiden Monate, die im Schnitt eine negative Performance aufweisen. Kommt es wieder zum Klassiker? Jetzt verkaufen und dann wieder kurz vor der „Santa-Rally“ eindecken???
    Natürlich ist das alles Spielerei mit der Statistik und meistens kommt alles anders als man denkt. Trotzdem sollten wir auch weiterhin die Risiken da draußen keinesfalls ausblenden.
    Goldman Sachs beispielsweise bleibt ebenfalls negativ gestimmt und rechnet in den nächsten Monaten mit einer starken Abwärtsbewegung. Als Hauptgrund nennen die Analysten die hohen Bewertungen, die schlechten Unternehmensergebnisse (Rückgang im Umsatz- & Gewinnwachstum), den sich verbesserten Risikoappetit der Investoren und das nachlassende Momentum nach oben. Im Wortlaut heißt es: „As a result, we downgrade equities tactically to Underweight over 3 months, but remain Neutral over 12 months. We remain Overweight cash and would look for resets lower in equities to add positions.“
  • Der am Freitag nach NYer Börsenschluss veröffentlichte Stresstest zeigt, dass es wahrlich schlecht um unsere Banken bestellt ist. Vergessen sollten wir dabei außerdem nicht, dass es kein richtiger Stresstest war. Wenn keine Vorgaben für die Kapitalquoten gegeben werden, kann man auch nicht durchfallen. Außerdem wurde in keinster Weise getestet, was denn weiter fallende Zinsen (!!!), sprich Negativzinsen, für Folgen haben. Sie entziehen den Banken schlichtweg ihre Geschäftsgrundlage und macht sie obsolet.
    Auch wurden diesmal nicht 123 Banken, sondern nur 51 Banken in Europa getestet. Wieso eigentlich??? Es waren keine Institute aus Portugal und Griechenland dabei.
  • Erschreckend war, dass die beiden größten Banken hierzulande, Deutsche Bank und Commerzbank, mit am schlechtesten abschnitten. Beide zählten zu den schwächsten 10 Banken im Test. Kein Wunder, dass der IWF die Deutsche Bank kürzlich als die gefährlichste Bank der Welt bezeichnete. Noch lenken die Probleme der italienischen Banken wohl ab, insbesondere die der Monte dei Paschi. Trotzdem scheint sich langsam aber sicher der Fokus in Richtung Deutschland zu verschieben. Reint Gropp, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts IWH, wird im Handelsblatt mit den Worten zitiert: „Bedenklich stimmt, dass die italienischen Banken nicht schlechter abschneiden als die deutschen Großbanken.“
  • Eine Sache, die man am Freitag noch weitestgehend ignorieren konnte, war das Eingeständnis der BoJ, dass man die lockeren geldpolitischen Maßnahmen der letzten Jahrzehnte wohl langsam aber sicher mal auf den Prüfstand stellen sollte. Das die BoJ weit weniger „lieferte“, als von den Marktteilnehmern seit Wochen erhofft, war schon signifikant. Dass es dann aber hiess: „Kuroda orders assessment of policy effectiveness at next meeting“, war ein Paukenschlag und wird uns noch einholen. Es war seit dem Brexit für mich das wichtigste Ereignis der letzen Wochen. Es ist ein Weckruf, den noch kaum einer registriert zu haben scheint. Die zwischenzeitlichen Swings im Nikkei Future am Freitag auf diversen Börsenplätzen (nahezu 1.000 Punkte!!!), sollten eine Warnung sein.
  • Öl tut sich weiterhin sehr schwer. WTI Crude handelte am Freitag um die Marke von 41,50 USD pro Barrel und hat damit seit den Junihochs rund 22% verloren. Das heißt, wir sind per Definition jetzt wieder im „bear market territory“. Wir haben nun 61,8% der Januar/Juni-Zuwächse wieder abgegeben. Bullen hoffen an diesem „Fibonacci Retracement“ auf gute Unterstützung und auf eine Kaufgelegenheiten. Ich teile allerdings die Meinung der Analysten die glauben, dass wir im langfristigen Bärenmarkt bestenfalls die Halbzeit gesehen haben. Ein Analyst von Wells Fargo ging am Freitag sogar auf CNBC noch weiter: „2016 is year number five we’re in of potentially a 20-year bear market. What you get at this point in the cycle is a lot of sideways price action where oil’s trying to find what’s the right level.“ Als Hauptgrund nannte er den großen Angebotsüberhang. Mit Blick auf entsprechende Zyklen in der Vergangenheit warnte er: „The down over multiple years, the bear super cycles for commodities, lasts on average 20 years.“ Ähnlich wie beispielsweise Mitte der Achtziger, als der Ölpreis von 30USD auf 10USD fiel, rechnet er auch weiterhin mit vielen Insolvenzen von Firmen in der Ölexploration. Die Frage ist, ob das den Aktienmarkt wieder tangieren würde, oder nicht. Anzunehmen ist es.
  • China: Der in der Nacht veröffentlichte offizielle Einkaufsmanagerindex sank auf 49,9 Punkte und lag damit unter der Wachstumsschwelle von 50. Die meisten Analysten hat nicht mit einem Rückgang gerechnet. Auch hier wird mal wieder dem Brexit die Schuld zugeschoben. Er „belaste die Stimmung“ heißt es heute Morgen in vielen Statements. Offensichtlich ist man der Meinung, dass die Weltwirtschaft nur so brummen würde, wäre es in Großbritannien nicht zu diesem blöden Votum gekommen.
    Der private Caixing/Markit-Einkaufsmanagerindex stieg dagegen überraschend auf 50,5 Zähler (nach zuvor 48,6) und signalisiert erstmals seit 17 Monaten Wachstum. Treffend titelte man auf Zerohedge: „Yuan strengthens most since 2010 as China manufacturing spikes to 17-month high AND tumbles to 7-month lows. Solche Phänomene sind eben fast nur in der chinesischen Statistik möglich.

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