- Die vergangene Woche war insgesamt eine äusserst gute an den Aktienmärkten. Sämtliche Gewinne wurden allerdings in den ersten Handelsstunden am Montag erzielt, als Macron als Sieger in der ersten Runde des französischen Wahlkampfs feststand. Danach dümpelten die Indizes bis zum Wochenausklang vor sich her. Man bewegte sich praktisch nicht mehr von der Stelle und verharrte in einer extrem engen Handelsspanne. Gleichzeitig bekamen wir in den letzten Tagen sehr schwache Makrodaten geliefert, die so ziemlich für alles sprechen, nur nicht für den „Trumpflation“ Trade. Vor allem das extrem schwache US-BIP für Q1 (lediglich +0,7%) bei gleichzeitig steigendem Deflator (Fed Zinserhöhung?) und mit Verbraucherausgaben, welche so schwach ausfielen wie seit acht Jahren nicht mehr, sorgte für Stirnrunzeln. Statt das Kind aber beim Namen zu nennen, flüchtete man sich mal wieder in altbekannte Ausreden. Das Wetter! In den vergangenen Jahren zog man stets schlechtes Wetter heran, wenn US-Makrodaten unter den Erwartungen lagen. Diesmal soll es interessanterweise zu gutes Wetter gewesen sein. Kein Wunder, dass Volkswirte kaum noch ernst genommen werden.
- Die Zurückhaltung der Marktteilnehmer im Allgemeinen lag an der gewonnenen Einsicht, dass Trump nach 100 Tagen im Amt wohl doch einen extrem schweren Stand bei der Durchsetzung seiner Reformvorhaben hat und im Speziellen, dass ein „Government Shutdown“ unmittelbar bevorsteht. Dieser drohte bereits am abgelaufenen Wochenende für den Fall, dass sich Republikaner und Demokraten nicht über ein Anheben der Verschuldungsobergrenze einig werden. Am Wochenende fand man einen möglichen 1- Billionen-Dollar-Kompromiss, der den Streithähnen zumindest bis Ende September Zeit verschaffen könnte. Am Mittwoch wird darüber abgestimmt. Ich frage mich, ob das jetzt wiederum viele Republikaner blockieren. Warum? Den Demokraten wurden dabei extrem viele Zugeständnisse gemacht (z.B. Geld für Planned Parenthood und kein Geld für Mexiko Mauer), obwohl die Republikaner die Mehrheit in beiden (!!!) Kammern haben. Bloomberg schreibt treffend: „Overall, the compromise resembles more of an Obama administration-era spending bill than a Trump one.“ Der Washington Examiner heisst es: „Dems basically got everything. It’s like they control House, Senate & White House rather than the other way around.“
Machen wir es kurz und sparen uns die unzähligen Details dazu. Wie von einem überdimensionalen Staatsapparat zu erwarten, einigten sich Demokraten und Republikaner nicht etwa auf dringend notwendige Kosteneinsparungen, sondern man gab sich mehr oder weniger gegenseitig das OK für neue Ausgabenerhöhungen. - In den USA fand gestern ein regulärer Handel statt. Der Dow schloss leicht im Minus (-0,13%), S&P leicht im Plus (+0,17%) und der techlastige Nasdaq führe mit +0,73% ein Eigenleben. Das Handelsvolumen war das bisher dünnste in 2017 und lag 40% unter dem am 01. Mai 2016. Gold -1% und unter der 200-Tagelinie, Vix mit einer 9 vor dem Komma, dem tiefsten Stand seit Anfang 2007.
Die Bitcoin-Rallye ging in den letzten drei Tagen ungehindert weiter. Dabei wurde erneut ein neues Allzeithoch verzeichnet (aktuell > 1.400USD/1300EUR). Die immer größer werdende Fangemeinde weiss, dass Bitcoin (BTC) mit seiner genialen Blockchain Technologie viel mehr ist als nur eine Währung. Sei’s drum, abgesehen vom Jahr 2014, ist BTC seit 2010 stets der Top-Performer am Devisenmarkt gewesen. Seit Jahresanfang 2017 sind es bereits atemberaubende +46%.
Es gibt viele Gründe für den aktuellen Schub, unter anderem die sich möglicherweise anbahnende Segwit-Lösung in Sachen Blockgröße. Auch, oder gerade deswegen, spielt die jüngste Kursentwicklung bei den alternativen Kryptowährungen eine Rolle. Einige dieser sogenannten „Altcoins“ sind in letzter Zeit extrem gut gelaufen. Vieler dieser Währungen kann man nicht direkt kaufen. Man muss über BTC gehen. Das treibt die Nachfrage. Auf der anderen Seite gibt es auch Investoren die glauben, dass sich einige Altcoins bereits zu heiß gelaufen haben und nehmen Gewinne mit. Dabei wollen sie sich aber aus der Welt der Cryptowährungen nicht komplett verabschieden und wählen den stabileren Bitcoin. Auch von solchen „Flows“ profitiert der Kurs aktuell. Fiat-Geld ist und bleibt für den eingefleischten Bitcoin-Enthusiasten keine Alternative. Er weiss, welch Schicksal dem ungedeckten Papiergeld bevorsteht. - Was erwartet uns in dieser verkürzten neuen Woche? Zum einen steht natürlich der Zinsentscheid der Fed auf dem Programm (Mi). Am Freitag erwartet uns der US-Arbeitmarktbericht, bevor es am Wochenende zur Stichwahl zwischen Macron und Le Pen in Frankreich kommt. Dazwischen veröffentlichen 131 Unternehmen im S&P500 ihre Quartalszahlen, womit sich dann die „Earnings Season“ langsam dem Ende neigt.
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