Die abgelaufene Woche stand ganz im Zeichen der Abstimmung zu Gesundheitsreform im US-Abgeordnetenhaus. Zum Schluss wurde es dann sogar drollig. Die ganze Woche hatte man Angst, dass Trump keine Mehrheit für seinen Obamacare-Ersatz bekommen würde und am Dienstag kam es deshalb an der Wall Street zu den größten Kursverlusten seit Anfang November. Die Börsen sehen das Votum als Test dafür, ob Trump all seine anderen Umbaupläne, allen voran die Steuersenkungen, wirklich durchbekommen kann. Aus „drain the swamp“ könnte „drain the Trump“ werden, so die Befürchtungen, welche zwischenzeitlich immer wieder für Kursrutsche in den Riskoanlagen sorgte.
Auch am Freitagnachmittag gab es immer noch ordentliche Gaps nach unten, als Schlagzeilen á la „we don’t have enough votes“ über die Bildschirme flackerten. Bei einer dieser vielen Headlines zum Thema verlor der Dow in einem einzigen Sprung 40 Punkte. Als dann Trump schliesslich die Abschaffung von Obamacare aufgab und seinen eigenen Entwurf komplett zurückzog, ging es mit den Aktienindizes im späten Handel plötzlich…….(oh Wunder)……….. steil bergauf. Händler rieben sich ungläubig die Augen. Waren es Algos, die verrückt spielten? War es die typische „buy the dip“ Reaktion, die wir in 2016 nach „Hiobsbotschaften“ schon so oft erleben durften? Oder spielt die typische Bilanzkosmetik kurz vor Quartalsende etwa schon eine Rolle? Keiner wusste es genau. In jedem Fall aber verhinderte eine „unsichtbare Hand“ in den letzten Minuten des Handels Schlimmeres.
Alles in allem war es aber trotzdem keine gute Woche an der Wall Street. Fassen wir alles zusammen. Sieben Tage hintereinander schloss der Dow Jones nun bereits im Minus. Das ist die längste Verlustserie seit vor der Trump-Wahl. Die Tagesverluste halten sich sicherlich (noch?!) in Grenzen, der Index handelt aber nun immerhin bereits 600 Punkte unter seinem Allzeithoch. Die Chart-Technik trübt sich zunehmend ein und ist hier, wie auch im Dax, nur noch als „neutral“ einzustufen. Der S&P hatte die schwächste Wochenperformance seit November. Der Nasdaq drehte von einem Rekordhoch auf ein Einmonatstief. Small Caps hatten ihre schlechteste Woche seit Februar 2016. „Trannies“ befinden sich seit 3 Wochen im Rückwärtsgang und legten die schwächste Woche seit Juni 2016 hin. Bankaktien hatten ihre schwächste Woche seit Januar 2016. Der Dollar-Index fällt seit 8 Tagen. Seit zwei Wochen sinken gleichzeitig die Renditen am US-Anleihemarkt (Kurse hoch). Zur Erinnerung, die Fed hat die Zinsen erhöht (!), nicht gesenkt. Gold hat derzeit den besten 2-Wochen-Run seit dem Brexit-Votum. Der Volatilitätsindex Vix stieg bis zum „Smash“ in letzter Minute zwischenzeitlich auf über 14. Hier liegen die Jahreshochs. Das ist ein Kursplus an sechs Tagen hintereinander. Hier wird ausserdem die 200 Tageline gerade von unten getestet. Es war das höchste Wochenclosing bisher in diesem Jahr. Absolut gesehen handelt das „Angst -Barometer“ noch auf tiefen Niveaus. Der jüngste Anstieg ist aber trotzdem ein Warnsignal.
Der Gegenwind für Riskoanlagen wird größer. Die Trump-Rallye droht auszulaufen. Die Wahl in Frankreich rückt näher. Bald wird sicherlich „sell in May, go away“ wieder diskutiert werden. Ich denke es ist Zeit, in den Risikoanlagen den Fuß etwas vom Gas zu nehmen.
In asiatischen Handel bekommt man heute Morgen den Eindruck, dass die Algos über das Wochenende ihre oben beschriebene Interpretation der Ereignisse nochmal überdacht haben. Es riecht nach „Risk Off“. Aktien unter Druck, Renditen der US-Treasuries sinken (Kurse hoch), Gold gesucht, Dollar Index mit Gap down. Im Dax, wie auch bei den Indizes an der Wall Street, dürften wir heute mit einem ordentlichen Gap nach unten eröffnen.
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