- Der vor dem Wochenende veröffentlichte US-Arbeitsmarktbericht lieferte ein zweigeteiltes Bild. Auf der einen Seite lagen die neu geschaffenen Stellen ausserhalb der Landwirtschaft mit +235T deutlich über den Erwartungen von +190T. Auf der anderen Seite enttäuschten die durchschnittlichen Stundenlöhne. Sie stiegen um +0,2%, prognostiziert waren +0,3%. Lohndruck auf der Inflationsseite scheint sich demnach noch nicht so stark durchzuschlagen, wie die Anhänger des „Reflation-Trades“ sich das gewünscht hätten. Trotzdem ist die Zinserhöhung seitens der Fed am Mittwoch gesetzt.
- Das Offensichtlichste war in der letzten Woche die sich stark verschlechternde Stimmung an den Anleihemärkten. Von Hochzins- (schwächste Woche seit Februar 2016) bis zu den Staatsanleihen stiegen die Renditen, fielen die Kurse. Die Angst der Zinswende geht wieder um. Anfang März lag die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihe noch bei 0,2%. Ein überraschend „hawkisher“ Draghi auf der EZB Pressekonferenz am Donnerstag zusammen mit dem was der Markt von der Fed für 2017 erwartet, sorgten die Tage für einen Swing auf 0,48% (Kurse runter). Das dürfte sehr vielen Marktteilnehmern mit hohem Zinsänderungsrisiken (Duration) in den Depots sehr weh getan haben. Ein Händler schrieb in Anspielung auf die möglichen Konsequenzen für den Aktienmarkt: „10yr yields hitting the top of its channel predicted the crashes in 1987, 2000, 2008/2009 …..and 2017??“ Genau das bleibt für 2017/2018 die Schlüsselfrage für mich. Kommt der Punkt, an dem ein Renditeanstieg zur Gefahr für die Aktienmärkte wird?!?
- Öl ins Feuer kam am Freitag Nachmittag mit folgender Headline hinzu: „Some ECB rate setters raised possibility of rate hikes before end QE, discussion was brief, without broad support.“ Alleine die Möglichkeit, dass eine Zinserhöhung vor (!) Beendigung der Anleihekäufe (QE) diskutiert wurde, sorgte für Unruhe am Markt. EUR/USD schoss in die Höhe und durchbrach den wichtigen Abwärtstrend (@1,0640) im Währungspaar nach oben, über welchen wir Mitte der Woche schrieben (aktuell 1,0701). Die Aktienmärkte in Europa und an der Wall Street gaben daraufhin einen Großteil ihrer zwischenzeitlichen Tagesgewinne wieder ab (Dax im Hoch 12.068, Close -0,13% @11.963). Der Dow Jones beendete den Tag zwar mit einem kleinen Plus von 0,21%, auf Wochenbasis war es aber die bisher schwächste Woche in 2017. Gleichzeitig hatte der Volatilitätsindex Vix das höchste Wochenclosing in diesem Jahr. Diese Kursentwicklungen in der Vola und in den Aktienindizes sind zwar alles andere als dramatisch, aber es wird offensichtlich, dass sich etwas mehr Unruhe breit macht. Vor allen Risk Parity Fonds macht gleichzeitig schlecht laufende Aktien-, Anleihe- und Rohstoffmärkte zu schaffen. Sie verzeichneten die schlechteste Woche seit der Wahl Trumps im November.
- Bitcoin schoss im Vorfeld der SEC-Entscheidung auf ein neues Allzeithoch ($1.327/1.273€). Dann kam allerdings die Nachricht, dass die US-Börsenaufsicht die Genehmigung des Bitcoin-ETF den Winklevoss Zwillingen nicht erteilte. Der Kurs fiel danach auf €917, erholte sich im Laufe des Wochenendes aber wieder deutlich (aktuell €1.160). Das Finanzprodukt sei wegen der mangelnden Regulierung des Bitcoinhandelns zu anfällig für Manipulationen und Betrügereien, so die Behörde am Freitag. Auf Twitter und Reddit liess man es sich natürlich nicht nehmen, über diese Begründung zu spotten. „The SEC only approves Madoff ponzi schemes,“ …….war einer der vielen Kommentare hierzu.
Die Bitcoin Fangemeinde ist in dieser Entscheidung gespalten. Einige sehen die Genehmigung eines ETF äusserst kritisch. Eine Beobachterin schrieb: „When BTC is over $2.000 later this year, US investors should ask themselves who SEC was actually protecting and against what.“ Andere wiederum erhofften sich Milliarden an Mittelzuflüssen von der Wall Street. Klar dürfte sein, die Zukunft der „Digitalen Revolution“ hängt sicherlich von einigen wichtigen Dingen ab, ein ETF gehört aber nicht dazu. Der berühmt berüchtigte Max Keiser twitterte: „BTC price action post-SEC rebuff reminds me of Dow Post-Trump sell-off followed by new ATH’s.“ - In der neuen Woche sorgt nicht nur die FOMC-Sitzung am 15.03 für Aufmerksamkeit, sondern auch die Wahl in Holland am selben Tag. Ich habe nach der letzten Woche so viele Fragen im Kopf. Gibt es psychisch gesunde Axt-Mörder??? Werden die Holländer mit Wilders ihren eigenen Trump-Event bekommen, oder genau deshalb eben nicht??? Werden die Ausschreitung in Rotterdam und das resolute Durchgreifen der amtierenden Regierung Herrn Wilders stärken, oder schwächen??? Rief Erdogan mit der Aussage – „Ich komme nach Deutschland und wenn ihr mich nicht reinlasst, werde ich die Welt aufmischen“ – auch hierzulande seine Anhänger zum Aufstand auf, oder kam nur mir das so vor??? Was meint die islamistische, regierungsnahe Zeitung Yeni Akit mit dem Hinweis „Holland hat 48.000 Soldaten, aber 400.000 türkische Mitbürger“??? Auch frage ich mich was passieren würde, wenn tausende Holländer gegen Erdogan in Instanbul demonstrierend durch die Straßen zögen. Egal, gestern Axtangriff, heute Machetenangriff, ich fühle mich sicher in diesem Land, denn Bundesrat und Bundestag berieten die Woche über eine weitere Verschärfung der Waffengesetze.
Zurück zur Wahl in Holland. Ich bleibe dabei, sollten Demoskopen ähnlich daneben liegen wie beim Brexit-Votum und bei Trump, wird man daraus Rückschlüsse auf die Wahl in Frankreich und die Siegchancen Le Pens ziehen. Der Markt wird dann die politischen Risiken nicht mehr ignorieren können.