The „Trump-Dump“ ging zunächst auch gestern Vormittag weiter. Dazu kam die Furcht vor einem „harten“ Brexit. Erneut liess der US-Dollar Federn gegen Euro und Yen, Anleiherenditen sanken (Kurse hoch). Der seit der Trump-Wahl laufende „Reflation-Trade“ würde erneut ein Stück weit ausgepreist. Der Dax eröffnete schwach, durchbrach die wichtige Unterstützungszone @11.520 mühelos und fiel dann unter das Tief der letzten Woche @11.481. In den letzten Tagen schrieb ich immer wieder über die Bedeutung dieser Marken. Im Tief handelte der Dax @11.426 und schloss damit das Opening Gap vom Jahreswechel.
Kaum wähnten sich die leidgeprüften Bären aber in Sicherheit (Dax im Tief 11.426), machte ihnen die britische Premierministerin Teresa May mit ihrer Grundsatzrede zum Austritt aus der EU einen Strich durch die Rechnung. Klar äußerte sie sich zur EU und einer möglichen Teil-Mitgliedschaft oder assoziierten Mitgliedschaft. „No deal for Britain is better than a bad deal“, liess sie verlauten. Auch mögliche Steuersenkungen brachte sie erneut ins Spiel. Ein aufmerksamer Marktteilnehmer schätzte nach meiner Meinung die Verhandlungsposition May’s vollkommen richtig ein, als er auf Twitter schrieb: „We’ve got you by the b***s EU & you now know that I know it. Don’t even try to bully us – you’ll lose Em.“ Richtig, mein Freund. Anders, als es uns die Eurokraten weiss machen wollen, haben bei diesen Verhandlungen in Wahrheit tatsächlich die Briten die Hosen an.
Versöhnliche Töne waren aber auch dabei, denn man werde über den Brexit-Deal in beiden Häusern des Parlaments abstimmen. Daraufhin beruhigten sich die Martteilnehmer und der Dax machte seine Kursverluste bis zum frühen Nachmittag wieder wett. Fast gewann man den Eindruck, dass nun einige Anleger davon ausgehen, der Brexit könnte im Parlament doch noch verhindert werden. Anders kann man sich die plötzliche Hausse im Dax kaum erklären. Dazu passt die kräftige Erholung des britischen Pfunds. Gegen den Dollar verzeichnete man den größten Anstieg seit 1993. Stimmt eigentlich, warum sollten die Politiker auf der Insel nicht auch wie bei uns, einfach den Wille des steuerzahlenden Mobs ignorieren? Wenn Wahlen irgendetwas verändern würden, hätte man diese ja schliesslich schon längst verboten, gelle?!?
Ein Broker, der die Abwärtsbewegung im Dax punktgenau (!) vorhergesehen hatte, schrieb mir im Anschluss an die Rallye frustriert: „Was für zugekiffte Moves heute wieder!“ Absolut! Hoffentlich geht das nicht den Rest des Jahres so weiter, denke ich mir. Das Hin und Her der letzten Wochen erinnert tatsächlich zunehmend an die Price-Action des letzten Jahres. Kaum sah es endlich nach einem Ausbruch aus einer frustrierenden Seitwärtsspanne aus, war es dann doch ein Fehlsignal. Schön im Wechsel über fast elf Monate tappten 2016 mal Bullen, mal Bären in schmerzhafte Fallen. Mir ist die Richtung ehrlich gesagt egal, Hauptsache es kommt endlich mal wieder ein nachhaltiger Trend in die Geschichte.
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