- „Genießen Sie den Marktsozialismus“, so kommentierte ein Marktbeobachter am Freitagmorgen das, was uns Fed und BoJ in der vergangenen Woche bescherten. Interessant war allerdings, das von der Euphorie der beiden Vortage am Freitag nicht mehr viel zu spüren war (Dax -0,44%, EuroStoxx -0,64%, Dow -0,71%, S&P -0,57%). Momentum sieht anders aus!
Erklärungsversuch Nr. 1: Es ist lediglich ein Durchatmen vor der Jahresendrallye, der das Politbüro ja jetzt den Weg geebnet hat. Erklärungsversuch Nr. 2: Das wars, zurück zur Realität. Zentralbanken sind mit ihren Maßnahmen gescheitert, das Eventrisiko bleibt zu groß (Italien, Spanien, Portugal, US-Wahl, Deutsche Bank, Geldmärkte China/USA). Die Antwort werden wir in der neuen Woche bekommen. - Die zweite Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Ein Blick auf die Zinsstrukturkurve in den USA zeigt nämlich, dass die Fed mit ihrer „dovishness“ die Pläne der BoJ, ihre Kurve zu versteilen, zunichte gemacht hat. Zur Erinnerung, mit einer steileren Zinsstrukturkurve (Renditedifferenz zwischen kurz- und langlaufenden Anleihen) versucht die japanische Notenbank die Banken zu entlasten. Die Rhetorik der Fed am Mittwochabend (u.a. Downgrade der BIP-Prognose) führte (oh Wunder) zur stärksten Verflachung der US-Kurve seit zwei Monaten. Das blieb nicht ohne Folgen für die JGB-Kurve der Japaner. Sie verflachte sich ebenfalls.
- Am Freitag war außerdem genug Zeit für Marktteilnehmer, sich nochmal den Aussagen Yellens vom Mittwoch zu widmen. Wie kommt diese Frau bei einem S&P auf Rekordniveau zum letztwöchigem Statement: „Asset values not out of line with historical norms“??? Im Juni hieß es doch noch: „Stocks forward P/E ratios well above there decade median“, und „stocks vulnerable to a term premium return to normal“. Im Mai 2015 sagte die gute Frau: „Equity market valuations quite high“. Im Juli 2014: „Equity valuations appear to be streched“. Ist das nicht seltsam?!?
Dem Vertrauen in die Kompetenz der Notenbank dürfte das jedenfalls nicht förderlich sein. So war es denn auch, dass sich in dem ganzen Schauspiel die Edelmetalle einer sehr guten Nachfrage erfreuten. Auf Wochenbasis legte Gold in Dollar gemessen um 2,2%, Silber sogar um 5% zu. - Kaum geht Ankara auf etwas zu deutlichen Schmusekurs mit Moskau, wachen die amerikanischen Ratingagenturen auf lassen die Muskeln spielen (sarc). Am Freitagabend, senkte Moody’s die Bonität um einen „notch“ auf Ba1 und erinnert im Begleittext dieser Aktion an die „external funding needs“ des Landes. Die Türkische Lira kam danach deutlich unter Druck. USD/TRY @3,00.
- Am Wochenende sorgte eine Bloomberg/Focus-Story („Merkel rules out Assistance for Deutsche Bank, Focus reports“) für Gesprächsstoff. Die Nachrichtenagentur berichtet mit Bezug auf den Focus, dass man vor der Bundestagswahl keine Staatshilfen für die Deutsche Bank plane. Auch wird es auf diplomatischer Ebene keine Unterstützung der Bank im RMBS-Streit mit den USA geben. Der Focus stützt sich dabei wiederum auf Regierungskreise („unidentified government officials“). Weder die Bundesregierung, noch die Deutsche Bank, waren zu einer Stellungnahme bereit. Jüngst hatten sich SPD-Politiker getroffen, um über die Lage des größten deutschen Geldinstitutes zu beraten.