Jemand, der sich in Deutschland nur über Systemmedien informiert kommt unweigerlich zum Schluss, dass Hillary Clinton eine Heilige sein muss und Donald Trump eine Art Hitler 2.0. So erzählen beispielsweise Schulkameraden meines dreizehnjährigen Sohnes fast täglich in der Klasse, dass unter einem Präsidenten Trump der Dritte Weltkrieg ausbrechen würde. Das zustimmende Nicken der meisten Lehrer ist diesen Kindern gewiss. Das seine Kontrahentin es war, die als Außenministerin unter Obama Nordafrika und den Nahen Osten im Zuge des Arabischen Frühling ins Verderben stürzte, scheint vergessen zu sein. Auch scheint weiterhin unbekannt, dass Trump zum Schrecken der Demokraten und Neo-Cons in der eigenen Partei, ein Gegner des amerikanischen Interventionismus ist. Es schreibt ja auch keiner darüber in der Mainstream Presse. Warum???
Dabei ist es garnicht so schwer, sich relativ mühelos ein Bild von Trump zu machen. Ja, es gibt Nachrichtenquellen, die sachlich und ohne den typischen Stallgeruch informieren. So war ich gestern als Anhänger der „Österreichischen Schule“ sehr erfreut, als ein Geschäftspartner und Freund mir einen Artikel auf Godmode-Trader schickte. Darin wird über die heftige Kritik berichtet, die Trump an der amerikanischen Notenbank übt. Die niedrigen Zinsen hätten einen künstlichen Boom am Aktienmarkt ausgelöst, welcher der Realwirtschaft aber nicht geholfen habe. „Sie halten die Zinsen unten, damit nicht alles andere nach unten fällt“, sagte der republikanische Präsidentschaftskandidat vor Journalisten. „Das einzige was stark ist, ist der künstliche Aktienmarkt“, sagte er weiter und warf der US-Notenbank im Hinblick auf Obama eine politische Agenda vor. Auch bezeichnete er die Wirtschaft in den USA als „false economy“. Schade, die übrigen Systemmedien in Deutschland schwiegen gestern dazu. Das riecht für mich stark nach Vorsatz.
Auch in der Vergangenheit machte Trump keinen Hehl daraus, dass er kein Freund Yellens ist und er diese wohl gerne austauschen würde. Natürlich macht ihn diese Haltung zum Feind des Establishments. Eine Fed unter Trump als Präsidenten, dürfte sicherlich keine einfache Zeit haben.
Gestern meldeten sich die Amerikaner von ihrem Feiertag zurück. Trotzdem blieb es ein verhältnismäßig ruhiger Tag. Schwächere Makrodaten (ISM für US-Dienstleister fiel von 55,5 auf 51,4%) führte dazu, dass die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt der Fed sank. Aktien an der Wall Street präsentierten sich deshalb etwas freundlicher (bad news = good news…..S&P +0,30%, Dow +0,25%), während sich in Europa ein gemischtes Bild ergab (Dax +0,14%, EuroStoxx -0,24%, CAC -0,24%, FTSE -0,78%, MIB -0,8%). Gold (+2%) und Silber (+4%) legten dagegen ein Kursfeuerwerk hin. Gleichzeitig sank der US-Dollar gegen den EUR (EUR/USD +1,2%). Der Dollar-Index legte den größten Kursrutsch seit drei Monaten hin. Bundesanleihen und US-Treasuries konnten erstmals seit einiger Zeit wieder deutlich zulegen (Bund Future +76 Ticks). Ein Händler machte sich lustig über die Schlagzeilen auf Fox-Business-News. Ende August schrieb man: „Wall Street rises as Yellen says case for rate hike stonger.“ Gestern dann: „Wall Street inches up on views Fed will hold off on rates.“ Nun, in einer „false economy“ wundert einen eigentlich gar nichts mehr.