- Wir alle an der Front des tobenden Währungskrieges, die jeden Tag aufs Neue bestehen müssen, haben eine Sache gemeinsam. Unzählige Male kam es in den letzten Monaten mit anderen Marktteilnehmern/Mandanten/Freunden zu Begegnungen (z.B. in der Kaffeeküche), bei denen die wohl wichtigste Frage der letzten Jahre ganz beiläufig gestellt wurde. Und, erhöht die Fed nun den Leitzins um 25 Basispunkte, oder nicht???? Was glaubst Du??? Die Antwort lautet entweder ja, oder nein. Ganz einfach…..und dann wird debattiert.
Halten wir inne und lassen das mal ganz kurz sacken. Das Establishment (Politiker, Notenbanker, Großbanken, Mainstream Medien, die oberen 1%…….) hat uns genau da, wo sie uns haben wollen. In der Kaffeeküche, am Wasserspender oder wo auch immer in einer Debatte über eine Frage, die eigentlich nicht wichtig ist. Das Establishment hat es wie so oft geschafft, dass wir in wirklich entscheidenden Sachverhalten schlichtweg die falschen Fragen stellen. Deren Beantwortung ist diesen Herrschaften nämlich vollkommen egal. Man hat uns so konditioniert, dass wir nicht die richtigen Fragen stellen und somit auch keinen Aufstand proben. Die richtige Frage zur Zeit wäre eine vollkommen andere. Uns wurden die irren geldpoltischen Maßnahmen & Rettungspakete seit 2000/2008 als alternativlos verkauft und erzählt, dass die Wirtschaft die letzten sieben Jahre wieder im Aufschwung sei. Würde das aber stimmen, hätten wir es mit einem nachhaltigen und nicht künstlichen Aufschwung zu tun. Die Zinsen wären dann schon längst wieder bei 3 oder 4 Prozent. Dem arbeitenden Volk, dem Steuerzahler, der Mittelschicht, den Eltern in Vollzeitjobs – die ihre weniger Monate alten Babys um 07:00 Uhr Morgens in der Kindergrippe abgeben-, dem gewissenhaften Sparer und seiner Altersvorsorge würden sich wieder bessere Perspektiven eröffnen. Pustekuchen!!! Wie schlecht muss es unter der Oberfläche bitte tatsächlich laufen, wie fragil ist eigentlich unser Finanzsystem, dass sich die amerikanische Notenbank bisher noch nicht getraut hat, mikroskopische 0,25 an der Zinsschraube zu drehen??? Das wäre die richtige Frage!!!! - Zurück zum Tagesgeschäft. Einen wirklich netten „Swing“ legte der Dax gestern hin. Morgens noch mit knapp 1% im Plus, mittags mit 1% im Minus, abends Closing mit 2% im Minus. Ein zwischenzeitlich stark fallender Ölpreis (der sich dann aber wieder erholte) und erneute Kursrückgange im Sektor der Ramschanleihen, die nun auch Unternehmensanleihen mit guter Bonität mit sich reißen, waren zu viel für den Aktienmarkt. Der Nachmittag unserer Zeit stand ganz im Zeichen von „risk off“. Die Meldungen von weiteren High Yield Fonds (Lucidus Capital, Stone Lion Capital) die liquidiert, geschlossen oder geschlossen werden könnten, machten die Runde und schürten die Angst. Es war ähnlich wie am Freitag. Man fragt sich außerdem, ob jetzt auch Anteile solider Fonds verkauft werden, weil man aus den schlechten nicht mehr rauskommt. Gestern hatte man diesen Eindruck. Eine solche Entwicklung wäre fatal für den Markt. Das ist übrigens ein nicht unbekanntes Phänomen. Zu beobachten war das in den Krisenjahren 2008/2009. Eines von vielen Beispielen war der Kursrutsch (!) im Goldpreis nach der Lehman-Pleite. Die Not, Cash zu generieren war für viele Marktteilnehmer so groß, dass Anlagen verkauft werden mussten, die eigentlich in solchen Marktphasen laufen müssten oder doch zumindest stabil handeln. Selbst der Bund Future konnte gestern von seinem Status des „sicheren Hafens“ nicht profitieren und fiel im Kurs (-47 Ticks).
- Am anderen Ende des großen Teichs ging es zunächst ähnlich heiß her. Das Closing war dann aber fast in allen großen Indizes im Plus. Der Dow machte in nur 9 Minuten einen „round trip“ von 420 Punkten (-120, +160, -140)!!! Im Anlauf auf die Schlussglocke ging es dann wieder 150 Punkte nach oben. Ähnliches im S&P Future. Hoch @2.020, Tief 1.983 (fast 40 Punkte Swing), Closing 2.013 (Rallye von 30 Punkten).
Man merkt doch eindeutig immer wieder die Sorge der Marktteilnehmer, sie könnten eine Fed induzierte Rallye verpassen. Es ist auch nicht ganz verwunderlich, dass der S&P um die 2.000er Marke gute Unterstützung fand. Hier befinden sich wichtige gleitende Durchschnitte (Weekly MA 1.999, Monthly 25 MA 1.993, Quarterly 8 MA 1.996, Quarterly 5 MA 2.000). Auch trat wieder das gleiche Muster auf. Die Aufwärtsbewegungen ausgehend von den Tagestiefs war hauptsächlich getrieben durch die FANG-Aktien. Sie outperformten deutlich und retteten als Indexschwergewichte den Index mal wieder selbst. Die Divergenz zwischen dem S&P und seinem Equal Weight Index war gestern so brutal wie nie. Letzterer, in dem man die Einzeltitel gleichgewichtet, kollabierte gestern förmlich. - Egal wie, das waren gestern Preisausschläge, die normalerweise nur Bärenmärkte hervorbringen. Keine gesunden, liquiden und gut funktionierenden Märkte, sondern Märkte, die kaputt, die „im Stress“ sind. Es war längst nicht so schlimm wie am 24.08, dem „Black Monday“ über den ich im gestrigen Kommentar schrieb. Es war aber stellenweise ein kleines Echo dessen. Die Woche in der wir uns befinden, ist die letzte volle Handelswoche in diesem Jahr. Sie hat mit dem Fed-Meeting, dem Optionsverfall (OPEX) sowie wichtigen Makrodaten noch einiges an Zündstoff zu bieten und dürfte sich für viele Marktteilnehmer schon jetzt unendlich lang hinziehen.