- Während der Nikkei (-0,71%) auch am zweiten Handelstag nach Yellen die Konsequenzen eines schwachen US-Dollars zu spüren bekommt (fester Yen, schwache Aktien), holte der Dax die Kursgewinne der Wall Street gestern erstmal nach (Dax +1,60%). Aber auch hier, über der 10.000, wird es wieder kritisch für die Aktienbullen. Ein fester Euro wird an exportlästigen Aktien nicht spurlos vorbeigehen. Ein Blick auf die Charts seit Jahresende zeigt, dass EUR/USD Versuche unternimmt, einen Aufwärtstrend zu etablieren. Wir machen uns nun langsam dran, das Februarhoch @1,1377 zu testen und möglicherweise zu überwinden. Auf dem Weg dorthin, lieg nur noch die wichtige Widerstandslinie @1,1339 (gezogen durch das Hoch im Oktober & Februar). Sie bildet das obere Ende einer Keilformation, aus der die Euro-Bären sich natürlich einen Durchbruch nach unten erhofft hatten. Durchbrechen wir diese Formation jetzt aber nach oben, ist die Türe weit offen für weitere Kursgewinne der Gemeinschaftswährung in Richtung 1,1460/95 (Hochs von September und Oktober). Ähnlich wie Abe im Dollar-Währungspaar gegen den Yen, dürfte auch Draghi diese bittere Pille bei seinem Unterfangen, unsere Währung gegen die Wand zu fahren, nicht schmecken. Willkommen im Währungskrieg, Meister!!! Wird es nicht immer offensichtlicher, dass sich unsere Notenbanker in eine Ecke manövriert haben, aus der sie nicht mehr heil herauskommen?
- Aus Angst vor den negativen Folgen für die Wall Street, ist Yellen eingeknickt und hat ihre Chance im Januar und März nicht genutzt, um weitere moderate „hikes“ von 25bp durchzuführen. Das war ein Fehler. Ich habe es gestern dargelegt. Angesichts der anstehenden Brexit-Abstimmung und der Präsidentschaftswahl, wird das Zeitfenster dafür jetzt verschwindend klein. Früher hatten wir Notenbanker wie Paul Volckers bei der Fed oder Helmut Schlesinger und Hans Tietmeyer bei der Bundesbank. Die möglichen Reaktionen der Politiker, der Märkte und der bonusgetriebenen Marktteilnehmer stand bei ihnen ganz hinten auf der Agenda. Im Vordergrund stand immer das Mandat einer soliden Geldpolitik. Ein Handeln, auf das sich die Bevölkerung verlassen konnte. Diese WÄHRUNGSHÜTER (!) wussten, dass ein ungedecktes Papiergeldsystem wenn überhaupt nur dann für eine Weile funktionieren kann, wenn Menschen bereit waren, diesem Vertrauen zu schenken. Überschritten Politiker, sich in ihrem geballtem Halbwissen suhlend, mal wieder ihre Kompetenzen, gab es „a Schelln“, wie es so schön hier im Frankenland heißt. Und wenn dann empört gefragt wurde warum, gab’s gleich die nächste hinterher. Ein anschauliches Beispiel dafür war der Zinserhöhungsreigen den die Buba eröffnete, als die Regierung-Kohl den generösen Währungsumtausch DDR-Mark auf D-Mark festlegte und damit eine unglaubliche Inflation und Schuldenpolitik einleitete. Die Politiker fluchten, die Bundesbank wurde beerdigt.
- Das frühere Fed Mitglied Richard Fisher brachte es gestern in einem Interview auf CNBC wunderbar auf den Punkt. In Anlehnung an die „dovishe“ Kehrtwende Yellen’s, die selbst viele ehemalige Befürworter nicht mehr nachvollziehen können, sagte er: (the Fed)….„is living in a constant fear of a market reaction. This is not the way you manage central bank policy.“ Chapeau!!! Der charismatische Fisher formulierte seine weiteren Aussagen in diesem Interview natürlich gewohnt charmant und höflich. Liest man aber zwischen den Zeilen, fällte er ein vernichtendes Urteil über das, was die Fed da gerade fabriziert. Man kann sich des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass die Fed in ihrer Hilf- und Orientierungslosigkeit mittlerweile von Meeting zu Meeting Dinge einfach hinzudichtet, um verzweifelt den Eindruck aufrechtzuerhalten, sie sei glaubwürdig und habe die Lage unter Kontrolle. Das wird nicht mehr lange gutgehen.
- Während US-Staatsanleihen, Gold und der Ölpreis gestern wieder nachgaben und ihre „Yellen-Gewinne“ nicht verteidigen konnten, legte der S&P Index noch einmal mit +0,44% leicht zu. Auf Jahresbasis handeln wir jetzt knapp 1% im Plus. Die Ölpreise notieren jetzt den sechsten Tag in Folge im Minus und legen damit die längste Verlustserie seit Mitte Januar hin (Brent heute unter 39$). Wie lange zeigt sich der S&P davon noch unbeeindruckt??? Ein Großteil der Käufe im Aktienmarkt waren „Short Covering“ und „Buy Backs“. Beides fehlt jetzt als Treiber.
- Irland emittierte gestern einen sogenannten „Century Bond“. Es handelt sich dabei um eine Anleihe im Volumen von 100 Millionen Euro und einer Laufzeit von 100 (!!!) Jahren. Dafür erhalten Investoren eine Rendite von 2,35%. Kein Kommentar!!!
- Spanien hat der Nachrichtenagentur Europa Press zufolge im vergangenen Jahr ein höheres Haushaltsdefizit angehäuft als erwartet. Dies dürfte bei fünf Prozent der Wirtschaftskraft liegen. Das Innenministerium wollte sich dazu nicht äußern. Warum auch? Draghi hält den Spaniern ja den Rücken frei.