Während Dax und EuroStoxx gestern noch einmal um ein knappes halbes Prozent im Vorfeld der Fed-Zinsentscheidung zulegen konnte, traten die US-Indizes, wie am Tag zuvor, praktisch auf der Stelle. Hier wollte man das FOMC-Meeting (20:00 unserer Zeit) eher erstmal abwarten, bevor man sich zu weit aus dem Fenster lehnte.
Der Fokus lag dabei natürlich nicht auf der Zinsentscheidung selbst, diese wurde kategorisch ausgeschlossen, sondern auf der begleitenden Rhetorik. Sprich, für welchen Zeitraum wird die nächste Zinserhöhung signalisiert. Wie schnell geht es weiter, wenn überhaupt???
Die Fed präsentierte sich eindeutig „hawkischer“! Am wichtigsten war wohl der Hinweis, dass sich die kurzfristigen Risiken für das Wirtschaftswachstum vermindert hätten. Auch zeige sich der amerikanische Arbeitsmarkt gestärkt nach den guten Payrolls im Juni. Interessant war außerdem, dass eines der Fed-Mitglieder, Esther George, den Leitzins sogar anheben wollte. Sofort stieg die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im September an. Goldman Sachs beziffert die Wahrscheinlichkeit für einen „hike“ am 21. September jetzt auf 30%. Die für eine weitere in diesem Jahr, auf 70%.
Es ist immer wieder das gleiche Spiel. Kaum erholen sich die Aktienmärkte, präsentiert sich die Fed wieder „falkenhafter“. Kommt der Markt dann unter Druck, rudert man im Anlauf auf das entscheidende Meeting wieder zurück. Wird es diesmal wieder so kommen??? Ein Marktbeobachter machte sich einen Spaß daraus, die Chef-Chefin bewusst falsch zu zitieren, um eben diesen wichtigen Punkt rüberzubringen. Er twitterte: „We will hike rates if the S&P500 can move above 2.130 and stay there for at least a month“. Er traf mit damit den Nagel dermaßen auf den Kopf, dass einige seiner Follower wirklich nicht ausschlossen, dass Yellen das gesagt haben könnte. Stolz kann Yellen auf dieses Image sicher nicht sein.
Öl, schon vor der Fed aufgrund der US-Lagerbestände (+1,7 Mio Barrel auf 521,1 Mio) angeschlagen, verlor auf den Tag -2,5%. Wir nähern uns im Preis jetzt den Tiefs von Anfang Mai. Die Bullen hoffen hier auf das Aushämmern eines Bodens.
Aktien reagierten kaum auf die Fed und gingen fast unverändert zum Vortag aus dem Handel. Der Dollar Index verlor sogar an Boden und der Goldpreis zog an. Wie ist das zu erklären??? Nun, man glaubt der Notenbank schlichtweg nicht, dass sie tatsächlich an der Zinsschraube drehen wird. Selbst wenn sie das tun würde, deutet die gestrige Verflachung der Zinsstrukturkurve darauf, dass man von einem „policy error“ ausgeht und bald darauf wieder eine Zinssenkung folgt.