- Auch gestern biss sich der Dax an der starken Widerstandszone nördlich der 10.800 die Zähne aus, bevor er dann am Nachmittag ab Eröffnung der US-Börsen abermals einen Schwächeanfall erlitt (Closing 10.757, -0,04%). Damit zollten die Aktienmärkte dem starken Dollar erneut Tribut. Der Dollar-Index schloss zwar unterm Strich doch noch unverändert, handelte gestern aber zwischenzeitlich mit einer 99 vor dem Komma (neues 8-Monatshoch). Letztmalig tat er das im Januar. Damals reagierte man in Panik auf dem G20-Gipfel mit dem „Shanghai Accord“ und schwächte gezielt den Dollar. Das gab dann der Startschuss für den epischen Shortsqueeze, der Aktien, Öl und alle anderen Riskassets rettete. Eine Fortsetzung des Crashs wurde verhindert.
- Der zuletzt starke Dax täuscht für meinen Geschmack über eine doch latent vorhandene „risk off“ Situation an den Märkten hinweg. Die Abwertungen des Yuan, steigende Renditen der US-Treasuries (Tapering), der näher rückende Wahltag in den USA gepaart mit der gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer Zinsserhöhung im Dezember (>70%), treiben den Greenback. Seine Stärke gefällt der Wall Street nicht. Ohne Rallye im S&P (-0,38%) und Dow (-0,30%), bleibt der Dax für meine Begriffe gedeckelt. Belastend kam gestern noch durchwachsene Quartalsberichte von Unternehmen und ein schwacher Ölpreis hinzu. WTI schloss erstmals seit Anfang Oktober wieder unter 50$ pro Barrel. Erfreuliches gab es für Goldfans. Trotz Dollarstärke schlägt sich das Edelmetall gut und handelt wieder über der 200 Tagelinie.
- Während der Dax aus Sicht der Bullen wenigstens noch neue Jahreshochs verzeichnete (gestern im Hoch 10.831), tut sich der S&P damit seit geraumer Zeit schwer. 49 Tage hintereinander hat der Index kein neues Hoch mehr verzeichnet und das obwohl wir uns nur wenige Prozentpunkte unter dem ATH bewegen. Das wir uns hier überhaupt befinden, wird von Bullen zwar ständig gefeiert, trotzdem müssen auch sie beim Anblick der Charttechnik zugeben, dass die Situation im Dow und S&P nicht mehr sonderlich gut aussieht. So verliess der S&P Mitte Oktober eine Keil-Formation nach unten und müht sich seither vergebens mit dem Wiedereintritt ab. Das wäre die Mindestvoraussetzung für ein sich wieder aufhellendes Gesamtbild. Für eine Jahresendrally brauchen wir darüberhinaus den Durchbruch der Abwärtstrendlinie gezogen durch die Hochs im Aug/Sep/Okt, die knapp unter der 2.170 verläuft. Grundvorraussetzung dafür: Ein Ende der Dollarstärke. Zieht man einen neuen „Shanghai Accord“ aus der Tasche???