Ist es die nachlassende Sorge um einen Brexit, oder der Ölpreis auf einem 6-Monatshoch, oder etwas ganz anderes??? Egal!!! Gestern ging der „Short Squeeze“ und somit die Party an den Aktienmärkten weiter. Mit dieser Bewegung hat sich die kurzfristige Situation in der Chart-Technik zweifellos erstmals seit Wochen wieder deutlich aufgehellt. Damit war vor wenigen Tagen noch nicht zu rechen, als Dax und S&P kurz davor standen, die entscheidenen Unterstützungen nach unten zu durchbrechen (9.750 und 2.030). Statt eines „bearish breakddowns“ noch am letzten Donnerstag, haben wir jetzt einen „short-term bullish breakout“, keine Frage. Gleichzeitig fiel der VIX um 3,61%. Die Shortpositionen und damit die Sorglosigkeit, befinden sich hier auf Rekordniveau.
Nun wird sich zeigen, ob die Hochs des letzten ernstzunehmenden Rallye-Versuchs von Ende April erreicht, bzw. nach oben durchbrochen werden können. Diese Marken liegen im Dax knapp über der 10.500, im S&P knapp über der 2.110. Sehr schnell wird sich jetzt entscheiden, ob Momentum reinkommt und Anschlußkäufe dazu führen, dass die Bullen nach langer Zeit wieder die Oberhand gewinnen können, oder ob uns die nächste Bullenfalle bevorsteht.
Nach der jüngsten Marktbewegung haben auch die Techniker der UBS ein Update auf den EuroStoxx geliefert. Sie bleiben bärisch und erwarten nicht, dass der Index das entscheidende Hoch vom 21. April @3.156 wird überwinden können. Die Kollegen gehen davon aus, dass ein Durchbrechen dieses Widerstandes als zu optimistisch gilt. Hier liegt übrigens auch die 200-Tagelinie und ein 38% Fib Retracement. Sie geben allerdings zu, dass sich beim Überwinden dieser Marke ein Bull-Window in Q3 auftun könnte. „Sogar ein komplettes Umkehren des Bear Trends aus 2015 wäre möglich“, schreiben sie weiter. Solange dies allerdings nicht passiert, bleiben Sie bärisch und rechnen im Sommer mit neuen Tiefs.
Ich sehe es ähnlich und glaube, dass die Marktteilnehmer eine näherrückende Zinserhöhung der Fed weder weiter ignorieren, noch feiern werden können. Bank of Amerika weißt in diesem Zusammenhang übrigens richtigerweise darauf hin, dass ähnlich wie im August und Jan/Feb, die Märkte in den Schwellenländern (EMK) die aktuelle Party nicht mitmachen. Was damals nach dieser Divergenz passierte, ist bekannt.
Mit Spannung wird jetzt natürlich die morgige Rede Yellen’s erwartet. Wird sich die Chefin selbst genau so „falkenhaft“ präsentieren, wie alle anderen Fed-Mitglieder in letzter Zeit??? Das ist die Schlüsselfrage!!! Nun, mit jedem Punkt den der S&P steigt und sich robust präsentiert, wird eben dies wahrscheinlicher. Vergessen sollten wir aber trotzdem nicht, dass Yellen immer auch für eine Überraschung gut ist. Vielleicht präsentiert sie sich ja „taubenhaft“ und lässt damit alle anderen Mitglieder mal wieder ins Abseits laufen. In diesen verrückten Zeiten würde mich nichts mehr wundern.
Gestern war ein Tag der Bekanntgabe von Kündigungswellen. Dies spricht nicht gerade für eine robuste Konjunktur. Shell entlässt weitere 2.200 Mitarbeiter (Gesamtzahl jetzt 12.500), Microsoft 1.850 in der Telefonsparte und Intel 350 allein in Deutschland. Bank of Montreal setzt 1.900 Mitarbeiter auf die Straße (4% der Belegschaft) und gibt gleichzeitig eine Erhöhung der Dividende bekannt.
Interessant würde es mal wieder beim Onlinehändler Alibaba und dessen Buchhaltungspraxis. Hier machten Schlagzeilen die Runde, wonach die amerikanische Börsenaufsicht Untersuchungen einleite. Alibaba, ….Headquarters in China,….. Trading an der Wall Street,………..das könnte sehr, sehr spannend werden. Die Aktie verlor gestern fast 10% und handelt jetzt nur noch auf der flachen 200-Tagelinie. Nicht bullisch!!