Das der Markt für Risikoanlagen nach einem solchen Wahlergebnis in Frankreich einen Satz nach oben macht, war klar. Das eben dieser aber so heftig ausfällt, hätten wohl nur die wenigsten Marktteilnehmer gedacht. Der Dax Future stieg im Tagesverlauf auf über 12.400 Punkte und verzeichnete damit ein neues Allzeithoch. Die Risikoaufschläge für französische und italienische Staatsanleihen (Spread) sanken stark. Bei den Einzeltiteln waren es vor allem die starken Bankaktien, die den Gesamtmarkt trieben. Die sicheren Häfen, US Treasuries, Bundesanleihen und Gold, wurden abverkauft. Der Vix kollabierte.
Die Heftigkeit all dieser Bewegungen ist insofern erstaunlich, als das der Sieg Macrons mit Le Pen an zweiter Stelle im ersten Wahlgang ja bereits vom Markt erwartet worden war. Dazu kommt, dass über 40% der Franzosen entweder rechts- oder linksextrem wählten. Die in den letzten Jahrzehnten regierenden Sozialisten oder Konservativen wurden gleichzeitig massiv abgestraft. Was ist an dieser Entwicklung bullisch für Frankreich, die Eurozone und die Wall Street??? Ein Marktteilnehmer sarkastisch dazu: „REMINDER that the ONLY thing driving US corporate earnings is the first round of an election for a superpower from the late 18th century.“ Auch gaben EUR/USD sowie USD/JPY einen Teil ihrer zwischenzeitlichen Kursgewinne bereits in der Nacht schon wieder ab. Vom Dax wäre das eigentlich auch zu erwarten gewesen. Er tat selbiges aber nicht. Auch nicht, als Gold und Bunds sich von ihren Tiefstständen erholten.
Ich halte es im aktuellen Umfeld weiterhin für eher unwahrscheinlich, dass der Aktienmarkt von hier aus bis zum Ende des Quartals groß wird zulegen können. Zum einen kommen wir in eine saisonal schwierige Phase („Sell in May“) zum anderen ist unabhängig von der Frankreichwahl die Luft aus dem „Trumpflation-Trade“ raus. Der US-Präsident hat in Washington zu viel Gegenwind bei der Umsetzung seiner Vorhaben. Für diesen Mittwoch hat Trump die Ankündigung einer konkreten Steuerreform in Aussicht gestellt. Diese könnte aber mal wieder das bleiben was es bisher immer war, die Ankündigung einer Ankündigung, ohne wirklich konkret zu werden. Dazu kommt die dringend benötigte Anhebung der Verschuldungsobergrenze, um einen „Shutdown“ der Behörden zu verhindern. Eigentlich muss dies unbedingt bis Ende der Woche geschehen. Trump braucht dafür die Zustimmung von mindestens 8 (!) Demokraten. Es kommen weitere belastende Faktoren dazu. Macron ist kein „Game Changer“ und wird Frankreich nicht aus seiner Misere retten. Er steht für den Status Quo. Die geopolitischen Risiken bleiben bestehen. Zu guter Letzt waren auch die bisherigen Quartalsberichte der Unternehmen alles andere als berauschend. In dieser Woche erwartet uns der Höhepunkt der „Earnings Season“ mit vielen wichtigen Unternehmen, die ihre Zahlen vorlegen. Ich bin gespannt, wann der Kater einsetzt. Die Shorties sind in den Markt gespült, Kursabsicherungen aufgelöst. Was soll jetzt die Kurse noch treiben?
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