- Die Kursgewinne ausgehend von den Tagestiefs Mitte der Woche sind dank des starken „Short Squeezes“ beachtlich (Dax +5,5%, S&P +5%, Öl +17%). Nach sechs negativen Freitagen hintereinander, schlossen wir im S&P-Index erstmals wieder im Plus (Fr. +2,03%, @1.906). Perma-Bullen wittern nun Morgenluft und erklären den Abverkauf für beendet. Die meisten Medien und Sell-Side Analysten blasen ins gleiche Horn. „Tripple Bottom“, „Bodenbildung“, „Hausse wie im Oktober“, „Kaufgelegenheit“, „Aktien sind billig“ und „alternativlos“…….das ist nur eine kleine Selektion der Schlagwörter mit denen man nun die Investoren zurück in den Markt locken möchte. Die alten Hasen an der Wall Street haben eine nette Beschreibung für starke Aufwärtsbewegungen innerhalb eines Bärenmarktes – „That’s what bear markets do. They suck you in and spit you out.“ So war es mehrfach im Krisenjahr 2008 zu erleben, als der Markt durchatmete und Energie tankte für die nächste Welle in Richtung Süden.
- Aufgrund der Aufwärtsbewegung vom Donnerstag und Freitag handelten Dax & Co. auf Wochenbasis praktisch auf der Stelle. Die Hausse passierte nicht aufgrund eines sich verbesserten Makroumfeldes, guter Unternehmensbilanzen, oder einer sich verbessernden Verschuldungssituation im privaten oder öffentlichen Bereich. Nein, sie basierte rein auf der Hoffnung, dass Zentralbanken in ihrer gescheiterten Politik des billigen Geldes noch eine Schippe drauflegen könnten. Ist das nicht genau das Spiel des letzten Jahres, welches immer wieder in einer Enttäuschung endete?
- Aus technischer Sicht ist ein „bounce“ im S&P-Index auf die 1.925 nichts, was die Bären nervös machen sollte. Es ist der Re-Test der Unterstützungslinie von unten, die gezogen durch die August und September-Tiefs eine ehemalige Unterstützung und jetzt einen Widerstand darstellt. Die Gegenbewegung könnte uns sogar bis kurz vor die 2.000er Marke tragen. Das alles wäre absolut normal, ohne das sich das große Bild ändern würde.
- Bleiben wir also bei den Fakten. Es sieht grausam bei den Risikoanlagen aus. Der Chefvolkswirt der SaxoBank fasste es am Freitag sehr gut zusammen. „Zwei verschwendete Jahre“ ist genau das, was 2016 uns bisher beschert hat. In den ersten drei Wochen haben wir sämtliche Kursgewinne der Jahre 2014 und 2015 wieder abgeben müssen und das trotz der unzähligen Milliarden (der Tribut unserer Kinder….Anmerkung meinerseits), die durch QE zur Preistreiberei in die Märkte geflossen sind. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – drei Wochen vs. über einhundert Wochen. Brutal!!!
- Das alles nur auf China zurückzuführen, sei viel zu kurzgegriffen, führt der Volkswirt weiter aus. Es sei nichts Neues, dass sich das Wirtschaftswachstum in China verlangsamt. Der Haupttreiber sei vielmehr die durch die Fed eingeleitete Zinswende. Ich muss dem Kollegen beipflichten. Der Zins ist der Preis des Geldes und dieser steigt und damit auch der US-Dollar. Das hat natürlich negative Auswirkung auf Dinge wie Unternehmensgewinne, Verschuldungsgrade, Refinanzierungsmöglichkeiten und Rohstoffpreise und vieles andere in einem dollarbasierten Weltwirtschaftssystem. Solange die Fed nicht zurückrudert und vier Zinserhöhungen in diesem Jahr auf der Agenda stehen, werden Risikoanlagen unter Druck bleiben. Eben diese Hoffnung haben die Bullen aber weiterhin. Die Hoffnung, dass die Notenbanken ihnen doch wieder beispringen und helfen. Mit Spannung warten wir daher auf die Fed am Mittwoch. In Anbetracht der Reaktionsfunktion einiger Fed Mitglieder (ich erinnere an Bullard im Herbst 2014) ist es mir als Bär natürlich lieber, das Fed Meeting findet bei einem S&P Index @1.950 statt und nicht @1.750. Das Gleiche gilt für den Ölpreis (lieber @33$ statt @22$). Aber das nur am Rande.
- Fast schon amüsant empfand ich die neue S&P Prognose einer großen deutschen Bank für das Jahresende. Diese revidierte aufgrund der aktuellen Turbulenzen ihr Kursziel für den Index um 50 Punkte von 2.250 auf 2.200. Was soll denn das bitte??? Die Tagesschwankungen sind momentan größer als dieser „Cut“!!!
- Zum zweiten Mal in nur sechs Wochen, revidierte Goldman Sachs in Reaktion auf Drahi seine EUR/USD Prognose nach unten. Aus dem Kursziel von 1$, wurde nun 0,95 Cent. Beklatschen wir also den schwachen Euro und geben uns dem Irrglauben hin, dass dies das Wirtschaftswachstum nachhaltig ankurbeln werde. Ich kann Draghi jedenfalls schon lange nicht mehr ernst nehmen. Mit seinem Kommentaren in Davos, ist er in meinem Ansehen noch weiter gesunken. Unter anderem wurde er mit den Schlagzeilen zitiert: “Greek Government has made progress on fiscal situation“, sowie
“ECB has determination, capacity to act on low inflation”……….wann macht dieser Mann eigentlich mal einen Realitätscheck?!? Die Fed scheiterte mit der Inflationierung der Wirtschaft, die Bank of Japan und PBoC ebenso. Jetzt wird es die EZB aber schaffen???
Weitere Schlagzeilen:
- Der Chef der Autoentwicklung bei Apple, Steve Zadesky, verlässt einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge das Unternehmen.
- Frische Aktien im Wert von rund 49,5 Milliarden Yuan oder 7,4 Milliarden Dollar drängen kommende Woche auf den chinesischen Aktienmarkt, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Dabei handelt es sich um zuvor nicht handelbare Aktien von Staats- oder Privatunternehmen, die einer Lock-Up-Periode von ein bis zwei Jahren unterlagen (Bloomberg).
- Bei Volkswagen haben einem Medienbericht zufolge viele Manager von der millionenfachen Manipulation von Diesel-Emissionswerten gewusst. Interne Befragungen bei VW hätten ergeben, dass nahezu alle mit Abgasproblemen befassten Führungskräfte in der Motoren-Entwicklung eingeweiht oder beteiligt gewesen seien, berichten SZ, NDR und WDR unter Berufung auf eigene Recherchen. Die Entwickler hätten sich von der Konzernführung unter Druck gesetzt gefühlt, vor allem für den US-Markt eine schnelle kostengünstige Lösung für einen sauberen Diesel-Motor vorzustellen. Dies sei nicht geschafft worden und man habe sich für den Betrug entschieden. Ein VW-Sprecher sagte, es handelte sich um Spekulationen, zu denen sich das Unternehmen nicht äußere (Steubing).