Während die Wall Street auf Wochenbasis nicht in die Gänge kommen wollte, legte der Dax immerhin um 1,2% zu. Wahrscheinlich ist es der schwache Euro (EUR/USD mittlerweile unter 1,0900), der die üblichen Phantasien für den Exportbereich beflügelt und damit den deutschen Leitindex zum aktuellen Outperformer macht. Das technische Bild hellt sich hier auf. Der Dax konnte zum Wochenschluss knapp über der 10.700 schliessen und damit einen Etappensieg erringen. Ich bleibe aber dabei, von Dauer wird man diesen Alleingang nicht ohne die Hilfe der Indizes in Übersee durchhalten können. Also, Amis hoch, oder Dax runter. Warten wir es ab.
Alles in allem blieben die Woche über mehrere gravierende Probleme offensichtlich. Trump, der dem weltweiten Establishment den Kampf angesagt hat, könnte in knapp zwei Wochen zum „Game Changer“ werden. Eben dieses Establishment reagiert mit den Gegenmaßnahmen mittlerweile so erbärmlich und panisch, dass sich der Zulauf der Wähler in das Trump-Lager nur noch verstärkt. Sofern Trump nicht noch den Fehler macht und in einem Cabriolet durch Dallas fährt, droht dem Markt mehr als ein zweites „Brexit Event“.
Nur „a glitch in the Matrix“, oder doch mehr?!? Interessant war, dass die amerikanischen Aktienmärkte es nicht vermochten zu einer Hausse anzusetzen, obwohl man es schaffte, den Volatilitätsindex (VIX) gehörig nach unten zu prügeln (die Woche von 17 auf fast 13). Immer wenn nichts mehr ging, war eben dieses Algo-Spiel neben den „Stock Buy Backs“ die letzten drei Jahre dafür verantwortlich, die Aktienindizes trotz aller negativen Nachrichten nach oben zu treiben. Sollte das jetzt nicht mehr funktionieren, haben die Bullen ein Problem. Dem aufmerksamen Marktbeobachter ist ausserdem nicht entgangen, dass der so typische „Ramp“ in den letzten 30 Minuten des NYer Handels schon seit vielen Tagen durch Abwesenheit glänzt. „Buy Backs“, in letzter Zeit übrigens ebenfalls mit stark nachlassender Wirkung, sind um die Veröffentlichung der Quartalszahlen herum nicht zulässig (blackout period).
Ich wiederhole mich, der starke Dollar bleibt ein Problem für Risikoanlagen in einer in Dollar verschuldeten Welt. Der Dollar Index (Wert des US-Dollars gegen Korb aus EUR, JPY, GBP, CAD, SEK, CHF) stieg nun bereits die dritte Woche in Folge. Am Freitag waren es weitere 0,4% auf 98,68. Wir dürfen gespannt sein was passiert, wenn der Index die psychologisch wichtige 100er Marke nach oben durchbricht.
China wertete in den vergangenen Wochen an fast jedem Tag den Yuan im Fixing gegen den Dollar kräftig ab. Das versuchte man an den Aktienmärkten gleichzeitig zu ignorieren, wird es aber wohl nicht mehr viel länger können, wenn die Chinesen so weitermachen.
Zu guter Letzt bleibe ich bei meiner Vermutung, dass BoJ, EZB und jetzt auch die Fed mit ihrer Rhetorik der letzten Zeit angedeutet haben, dass die Anleihekäufe auf Sicht zurückgefahren werden. Man arbeitet gezielt an einer Versteilung der Zinsstrukturkurve. Die Renditen der langlaufenden Anleihen sollen steigen. Sollte sich meine Sichtweise in den Köpfen der Marktteilnehmer durchsetzen, wird das zusammen mit der oben beschriebenen Dollar-Problematik eher für ein bevorstehende „Risk Off“-Phase an den Märkten sprechen. Man schaue sich dafür als mögliches Warnsignal den Verlauf von typischen Dividenen-Lieblingen an. Nestle ist ein gutes Beispiel dafür. Die Aussicht auf steigende Renditen bei Anleihen macht diesen Aktien Konkurrenz. Gesellt sich dann auch noch ein bisserl Emerging Markets Exposure dazu (starker Dollar und EMK vertragen sich nicht), gibt es Argumente für den Verkauf. So geschehen.
Eine kurze „Santa Rally“ schliesst mein Base-Case-Szenario weiterhin nicht aus. Insbesondere wenn doch die Sozialistin Clinton ins Weiße Haus einzieht, wird eine entsprechende Reaktion kommen. Ein starker Dollar und steigende Renditen, oder alleine die Aussicht darauf, bleiben dennoch absolutes Gift für das fragile Finanzsystem.