- Bei aller Euphorie über zwischenzeitlich neue Allzeithochs an der Wall Street, bleibt vieles weiterhin im Dunkeln. Grob gesagt, standen die Aktienmärkte auf Wochenbasis denn auch auf der Stelle, wenn man mal die +0,78% im S&P500 unter den Tisch fallen lässt. Alles im allem hat man sich in diesem Marktsegment noch nicht vollständig einen Reim auf Trump machen können. Er bleibt eine Black Box.
- Es gibt einige Gründe die dafür sprechen, dass unter ihm als Präsidenten eine Zeitenwende ansteht, welche einen Wirtschaftsaufschwung und steigende Aktienkurse mit sich bringt. Auf der anderen Seite gleicht das, was in anderen Marktsegmenten passiert einem fürchterlichen Tsunami, welcher auch den Aktienmärkten sehr schnell gefährlich werden könnte. Ich rede vom Devisen- und Anleihemarkt im Allgemeinen und von den Schwellenländern im Besonderen.
Auf der Suche nach Rendite, sind in den letzten Jahren unvorstellbare (!!!) Mengen an Kapital in diese Marktsegmente geflossen. Dieser Trade ist „crowded“! Die wohl gigantischste Blase der Neuzeit hat sich gebildet und droht jetzt zu platzen. Manche behaupten, sie sei bereits geplatzt. - Während der Dollar stark steigt, ist in den letzten zwei Wochen die Rendite der 10 jährigen US-Staatsanleihen so stark angestiegen wie seit 2001 nicht mehr (Kurse dramatisch runter). Es ist damit das größte Blutbad im US-Bondmarkt seit 15 Jahren, auf den globalen Anleihemarkt gerechnet, seit 25 Jahren. Sehr viele Investoren da draußen, die vor ihren Bildschirmen sitzen und Risiko managen, haben noch niemals zuvor in ihrer beruflichen Laufbahn einen solches Fiasko erlebt. Anleihen „long“ zu sein, war Jahre, nein, Jahrzehnte der „no brainer“. Kaufen und laufen lassen war so verdammt einfach. Jedes Papier mit langer Laufzeit und hoher Zinsreagibilität, wird jetzt zur Falle, es sei denn, die steigenden Renditeniveaus ziehen endlich Käufer an. Davon ist bisher nichts zu spüren.
- Zusätzliches Problem dabei, wir sehen uns mit einem Markt konfrontiert, der schon lange kein Markt mehr ist. Bedingt durch den Interventionismus der Zentralbanken in ursprünglich freie Preisfindungsprozesse und einer stärkeren Bankenregulierung, haben wir jetzt eine Situation, in der die Liquidität am Anleihemarkt nicht mehr vorhanden ist. Verkäufer finden nicht genügend Käufer, die Preisdynamik nach unten beschleunigt sich, Renditen steigen noch schneller. Gleichzeitig gibt es einen Mangel an Dollar-Funding.
- Wer möchte jetzt schon aggressiv Anleihen kaufen, wenn seit dem Wahlsieg Trumps die Inflationserwartungen massiv ansteigen?!? Man fragt sich, ab wann der Punkt in diesem Rendite- und Dollaranstieg kommt, an dem alle anderen Risikoanlagen ebenfalls anfangen unter die Räder zu kommen. Vielleicht haben wir am Freitag den ersten kleinen Vorgeschmack dafür bekommen. Erstmals seit der US-Wahl, handelten amerikanische Aktien und Anleihen zeitgleich schwach. Der globale Anleihemarkt hat in der vergangenen Woche $878 Milliarden an Wert verloren. Mit am schlimmsten hat es die Anleihen der Peripherie in der Eurozone getroffen. Ein weiterer Belastungsfaktor ist hier natürlich das ansehende Referendum in Italien am 04. Dezember. Droht dem Establishment nach Brexit und Trump der dritte Nackenschlag in 2016? Weitere könnten folgen. Österreich wählt einen neuen Präsidenten. Bei der Wahl in Frankreich wird es zu einem Duell zwischen den Konservativen und der Front-National kommen. Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy ist bei den Vorwahlen am Wochenende übrigens gescheitert und kündigte seinen Rückzug an. Bei uns gab Merkel gestern bekannt, dass sie eine weitere Kanzlerschaft anstrebe.
- Der Crash im Januar/Februar, dem ähnliche Verhältnisse zugrunde lagen (starker Dollar, Öl & EMK), konnte nur durch einen „stick save“ beim G20 Meeting verhindert werden, dem „Shanghai Accord“. Damals wurden Maßnahmen in die Wege geleitet, die den Höhenflug des Dollars abrupt beendete und die Fortsetzung des Crashs verhinderte. Jetzt kommt zusätzlich noch ein implodierender Anleihemarkt hinzu. Kann es diesmal überhaupt einen „stick save“ geben??? In dem Land, welches als Benchmark für den gesamten globalen Finanzmarkt dient, wurde das Establishment und damit der Status Quo abgewählt. Trump geht die USA wie ein IPO an. Das ist eine Zeitenwende. Hier wird Geschichte geschrieben. Trump hat viele interessante Leute um sich versammelt, um seine Agenda durchzusetzen. Die Schlüsselfrage für mich wird sein, ob sich in seinem Stab die Experten mit libertären, oder mit neo-konservativen Stallgeruch durchsetzen.
- In der Nacht hat China den zwölften Tag in Folge den Yuan im Fixing gegen den Dollar abgewertet. Treauries und der Dollar-Index in Asien stabil. Gemischtes Bild am Aktienmarkt. Interessanterweise verharren 10j japanische Staatsanleihen weiterhin über dem Renditeziel der BoJ von 0,00%.