- So, jetzt liegt das mit Spannung erwartete EZB Meeting hinter uns. Ich werde den Eindruck nicht los, dass der Markt nicht so richtig weiß, was er damit anfangen soll. Alles in allem lässt sich das gestrige Meeting mit folgenden Worten Draghi’s zusammenfassen: „We have not discussed this“!!! Super Mario hat zwar auf der einen Seite bekannt gegeben, dass im Rat nicht über Tapering (Zurückfahren der Anleihekäufe) diskutiert wurde, ABER………, auf der anderen Seite wurde auch nicht über eine Verlängerung und Volumenausweitung des QE Programms gesprochen. Die nach noch mehr billigem Geld gierenden Marktteilnehmer werden also im Unklaren darüber gelassen, wie es weitergeht. Freilich könnte die EZB jederzeit noch eine Schippe drauflegen, das wissen wir alle. Aber sie macht es eben (noch) nicht, signalisierte es auch (noch) nicht und diskutiert es auch (noch) nicht. Das Tapering-Gerücht hat sich damit zwar nicht erhärtet, bleibt aber trotzdem im Raum stehen. Gleichzeitig signalisierte Draghi nämlich auch, dass die lockere Geldpolitik nicht auf ewig so weitergehen kann.
- Für die Bullen an den Börsen ist das (noch) keine Katastrophe. Klar ist aber auch, dass es für einen Befreiungsschlag aus den nervtötenden Handelsspannen (noch) nicht reicht. Wenn auf der gestrigen Sitzung weder über Ausweitung noch über ein Ende des Anleihekaufprogramms diskutiert wurde und auch nicht über eine Änderung der Parameter, stellen sich mir Fragen. Muss man zwischen den Zeilen lesen? Ist das alleine schon ein Indiz für Tapering? Liege ich falsch mit dem Hinweis, dass für den Markt eigentlich schon vor vielen Wochen eine Verlängerung des QE Programms über den März 2017 hinaus 100% gesetzt war??? Nichts ist diesbezüglich bis jetzt passiert!!! Liege ich falsch mit der Annahme, dass die EZB erkannt hat, dass sie die Geschäftsbanken mit ihrer Politik nicht mehr rettet, sondern gegen die Wand fährt und deshalb nach einem Exit sucht? Nun, uns bleibt nichts anderes übrig, als das Warten auf das nächste Meeting im Dezember.
- Zwei Dinge werden einem klar, wenn man sich mit den Profis über den Kapitalmarkt unterhält. Es ist ein Markt an dem der natürliche Preisfindungsprozess komplett ausgehebelt wurde. Alle „kotzen“ und haben mittlerweile die Nase voll. Was identifizieren alle ausnahmslos als das größte Risiko? Trump? China? Deutsche Bank? Putin? Nein!!! Als größtes Risiko sehen sie die ausgetrocknete Liquidität. Und zwar nicht nur bei den Anleihen, sondern auch bei Aktien und ganz extrem bei der Volatilität. Wenn ein Hedge Fonds Manager erzählt, dass er während der jüngsten Marktturbulenzen eine Stunde(!!!) brauchte, um 10 Millionen US Treasuries von seinem Hedge-Buch runter zu kriegen, dann bereitet mir das schlaflose Nächte. Als ich mich vor Jahren vom Trading-Foor verabschiedete, waren 10 Millionen Dollar in einer solchen Anleihe ein Fliegenschiss, der selbst in turbulenten Zeiten innerhalb einer Sekunde (!!!) per Mausklick aus den Büchern“ rausgerotzt“ werden konnte. Mein Gott, der nächste Crash wird alles (!!!) je Dagewesene in den Schatten stellen.
- Der Bund Future konnte nach einem kurzen Ausflug nach unten zulegen. US Treasuries handelten dagegen etwas schwächer. Während Dax und EuroStoxx ebenfalls mit passablen Kursgewinnen aus dem Handel gingen (+0,52% und +0,68%), schlossen die Amis trotz eines niedrigeren VIX (!) im Minus (Dow -0,22%, S&P -0,14%). Der starke US-Dollar hinterließ seine Spuren. Kupfer fiel den achten Tag in Folge. Öl ebenfalls schwach. Dazu kam vielleicht die klammheimliche Einsicht, dass Trump nicht als Verlierer aus dem letzten Duell hervorgegangen ist. Wäre Trump, so wie die Lückenpresse berichtet, jetzt chancenlos und geschlagen, hätte der mexikanische Peso gestern gegen den US-Dollar deutlicher zulegen müssen. Der Spiegel schrieb über Trump übrigens endlich seit langer Zeit mal wieder einen lesenswerten Artikel („Was für Trump spricht“). Ich habe den Link dazu auf den Blog gestellt (www.paripassu.de/blog/).
- Der starke Dollar wird ein Problem bleiben. Der Dollar Index legte gestern weiter zu (die letzten 11 von 14 Tagen fester). EUR/USD fiel in der Nacht im asiatischen Handel (Hongkong geschlossen, Liquidität dünn) erstmals seit März unter die 1,0900. Die Chinesen werteten abermals den Yuan im Fixing ab. Der Offshore Yuan stößt dabei durch die 6,75 zum US Dollar. Schickt die PBoC damit Warnsignale an Yellen, bloss nicht an der Zinsschraube zu drehen? Risikoanlagen bleiben bei dieser Dollarstärke sicherlich erstmal gedeckelt.