- BoJ zum Frühstück und Fed zum Abendessen. Heute ist der große Tag der amerikanischen und japanischen Zentralbanken. Sie haben in Zusammenarbeit mit der EZB den größten Beitrag zu der Entwicklung beigetragen, dass sich außer Cash, mittlerweile sämtliche Anlagen an unserem Finanzmarkt zu Risikopositionen entwickelt haben. Das Endziel dieser „Währungshüter“ ist es freilich, irgendwann durch Inflation auch unserem Cash den Todesstoß zu versetzen.
Da alle bisher ergriffenen Maßnahmen nichts gebracht haben, scheint man nun an einem Scheideweg angekommen zu sein. Noch mehr liefern (Helikoptergeld, Bargeldverbot, Aktienkäufe), oder Kapitulation. In letzter Zeit hat man mehrfach die Füße stillgehalten, als eigentlich die nächste geldpolitische Spritze zu erwarten gewesen wäre (so z.B. EZB vor drei und BoJ vor sechs Wochen). - Eine Zinserhöhung der Fed, halte ich fast für ausgeschlossen. Auch wenn die Anzahl der Falken im Direktorium wächst. Genug „hawkishness“ wird aber dabei sein, um sich alle Optionen für Dezember offenzu halten.
Ursprünglich sah ich das bekanntermaßen anders. Aus der Reaktionsfunktion der Fed, habe ich im Laufe des Jahres aber meine Lehren gezogen. Sie hat ein Aktienmandat und wird nichts tun, was die Stabilität dort gefährden könnte. Auch die Wahl der Sozialistin und Wunschkandidatin Clinton, wird man nicht torpedieren wollen. Außerdem hat die Fed meines Wissens noch nie die Zinsen erhöht, wenn der Markt nicht etwa 60% Wahrscheinlichkeit dafür eingepreist hatte (derzeit < 10%). Klar, …..macht die Fed heute Abend trotzdem etwas, wird es verdammt interessant und turbulent. - Und die Japaner? Diesem Meeting messe ich insgesamt die größere Bedeutung bei. Einige wenige Marktteilnehmer erwarteten keine neuen Maßnahmen (z.B. SocGen und Goldman). Andere erwarteten dagegen sehr viel (u.a. noch negativere Zinsen).
Nun, auf der Zinsseite gab es keine Veränderung (keine Verschärfung des Strafzinses,….Einlagezins unverändert @-0,10%)…..das dürfte enttäuschen. „Reverse Twist“ wurde angekündigt. Damit versucht man im Rahmen der QQE-Käufe die Steilheit der Zinsstrukturkurve zu beeinflussen (Kauf von Kurzläufern zu Lasten der Langläufer). Im Gesamtvolumen werden die Käufe nicht aufgestockt (enttäuschend), aber man hält sich die Option dafür wohl offen („monetary base may fluctuate to achieve yield-curve control“). Letzteres wird wohl positiv aufgenommen. Bei den ETF-Käufen (5,7 Billionen Yen), werden 2,7 Billionen für Anlagen reserviert, die zum Aktienindex Topix gehören.
Erste Reaktion? Insbesondere Bankaktien in Japan freuen sich heute Morgen über die Aussicht auf eine steilere Zinsstrukturkurve. Nikkei kurz vor Handelsschluss +1,47%, Topix +2,16%. Der Yen handelt schwächer.
Es wird nach den ersten hektischen Marktreaktionen wichtig zu sehen sein, wie sich länger laufende japanische Staatsanleihen (JGBs) in den nächsten Tagen so schlagen. Hierauf wird jetzt mein Hauptfokus liegen. Erstmals seit Februar, handelten 10j JGBs gestern und heute Nacht wieder bei der 0,00%-Marke und damit nicht mehr im negativen Bereich. Steigen die Renditen hier stark, weil die Maßnahme der BoJ als „tapering“ oder „Kapitulation“ verstanden werden, droht schnell wieder „risk off“.