- Nachlassende Sorge um den Konflikt mit Nordkorea sorgte Anfang letzter Woche für eine Erholung im Dax und Euro Stoxx (Dax wtd +1,25%, Euro Stoxx +1,1%). Dennoch scheiterte der deutsche Leitindex bereits an der ersten wichtigen Widerstandszone knapp über der 12.300. Hier verläuft die seit Ende Juni gültige Abwärtstrendlinie. Die Bullen konnten ihre Chance für einen Befreiungsschlag nicht nutzen. Somit bleibt die jüngste Aufwärtsbewegung das, was sie ist, eine Bärmarktrallye.
- Noch offensichtlicher wurde das sich weiter eintrübende Bild in der Technik an der Wall Street. Endlich, muss man sagen, denn die US-Indizes hielten sich in den letzten Wochen überraschend gut. Der Dow Jones jagte zwischenzeitlich sogar weiter von einem Rekordhoch zum nächsten. Damit ist jetzt auch Schluss. Ein Muster aus niedrigeren Hochs und niedrigeren Tiefs scheint sich auszubilden. Es droht also auch hier die Etablierung eines Abwärtstrends. Die vierte Woche in Folge fällt nun bereits der techlastige Nasdaq. Die zugrundeliegenden Volatilitätsindizes praktisch aller wichtigen US-Aktienbarometer stiegen auf Wochenbasis. Small Caps handeln jetzt seit Jahresanfang gemessen im Minus. Der S&P befindet sich unter seiner 50-Tagelinie. Jetzt rückt die Unterstützung bei der 100-Tagelinie in den Fokus. Selbst die zuletzt „dovishe“ Rhetorik einiger US-Notenbanker (man will sich Zeit lassen mit Zinserhöhungen) half den Aktien nicht. Die sicheren Häfen bleiben gesucht. Amerikanische Staatsanleihen, Gold und der japanische Yen stiegen im Kurs.
- Ich bleibe dabei. Die Notenbankbilanzen werden runtergefahren. Was nach oben 1 zu 1 korrelierte (Bilanzvolumen hoch, Aktienkurse hoch), wird mit großer Wahrscheinlichkeit Selbiges auch in die andere Richtung tun. Zur Jahreswende hatte ich noch die Hoffnung, dass die angedachten Reformen der Trump-Administration dies wird kompensieren können, aber daran ist aktuell nicht mehr zu denken. Trump beißt sich weiterhin am Politapparat in Washington die Zähne aus. Seine Reformvorhaben stocken.
- Wie jüngst geschrieben, stellt sich mir die Frage, ob Nordkorea tatsächlich nur ein Trigger/eine willkommene Ausrede für die längst überfällige Korrektur bei den Risikoanlagen darstellt. Diese wäre wohl auch ohne den geopolitischen Konflikt gekommen. Zu dem Eingeständnis der Notenbanken, dass sie am Ende ihres Lateins sind, kommen noch viele weitere Tretminen dazu. Die hohen Bewertungen der Risikoanlagen, der fehlende Rückhalt des US-Präsidenten in Sachen Reformvorhaben, gepaart mit dem baldigen Erreichen der Verschuldungsobergrenze (droht ein „Government Shutdown“?) und die stark steigenden Terroranschläge in Europa (mittlerweile fast täglich), sind belastende Faktoren.
- Über die wahren Gründe für den Abgang Stephen Bannons (Trumps Ex-Chefstratege) wurde in den letzten Tagen viel spekuliert. Zunächst reagierte der Markt positiv, dann kam die Einsicht, dass ohne diesen Mann im Weißen Haus die Wahrscheinlichkeit eines Waffengangs signifikant steigt. Er war ein starkes Gegengewicht zu den vielen Kriegstreibern in Washington. Bevor sich die Trump-Gegner aber über den Rücktritt freuen, …..vorsicht! Bannon wird zurück zu „Breitbart News“ gehen und von dort aus viel effektiver gegen den „Deep State“ vorgehen können als im Haifischbecken des Weißen Hauses selbst. Eben dass kündigte er nämlich an. „Jetzt habe ich die Hände wieder an den Waffen“, kommentierte er seine Rückkehr zu Breitbart. Nun werde er für den US-Präsidenten kämpfen.
- Man kann Trump wirklich Vieles vorwerfen. Was seine immer hysterischen werdenden Gegner mit Hilfe der Lückenpresse allerdings gerade tun, ist schier unglaublich. Diesem Mann, dessen Tochter mit einem orthodoxen Juden verheiratet ist, der seit acht Jahren einer obdachlosen Afroamerikanerin eine Wohnung im Trump Tower zur Verfügung stellt, der den bekennenden Homosexuellen Peter Thiel in seinen Beraterstab holt, vorzuwerfen, er sei antisemischisch, rassistisch und homophob, ist schrecklich. Es findet eine „Dämonisierung“ statt, die mich fassungslos macht. Kritik ja, aber wo ist die Sachlichkeit und Menschlichkeit geblieben?!?
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