- In einem Markt, in dem man über weite Strecken schon merkt, dass wir uns im Sommerloch befinden, erhofften sich Bullen wie Bären auf der Aktien- und Anleiheseite vom gestrigen EZB-Meeting neue Impulse. Im Anlauf auf die Zinsentscheidung und die noch wichtigere begleitende Rhetorik, gingen einige Analysten davon aus, dass die EZB die zwischenzeitliche Marktberuhigung ausnutzen werde, um sich „hawkish“ zu präsentieren. Dem Argument konnte ich was abgewinnen. Wie gesagt, stößt die Notenbank mit ihrer ultralockeren Geldpolitik an die Grenzen der Machbarkeit und muss die Zügel anziehen, obwohl das Ziel der Reflationierung nicht gelungen ist.
Auf der anderen Seite gingen andere Analysten davon aus, dass Draghi und seine Mitstreiter sich nach den „dovishen“ Worten Yellens in der Vorwoche nun doch auch eher wieder „dovish“ halten könne. Man wolle schlichtweg nicht den Aktien- und Anleihemarkt in die Knie zwingen, so, oder so ähnlich die Argumentation. - Nun, es wurde gestern viel gesagt. Für Bullen wie Bären war jeweils etwas dabei. Die Märkte brauchten allerdings eine Weile, um die Rhetorik richtig einzuordnen. Fassen wir es zur Vereinfachung in zwei Sätzen zusammen. Draghi versuchte sich zwar in Teilen „dovish“ zu halten, machte aber die Ansage, dass im Herbst über QE entschieden wird. Man kann es drehen und wenden wie man will, das roch doch nach Tapering. Der Euro stieg danach gegen den US-Dollar um 1% auf über 1,1600. Klar, das diese Bewegung nicht spurlos am exportlastigen Dax vorbeiging. Dieser gab seine zwischenzeitlichen Gewinne (+100 Punkte) wieder vollständig ab und schloss -0,04% tiefer. Auch an der Wall Street traten die Indizes mehr oder weniger auf der Stelle. Hier kamen enttäuschende Quartalszahlen von American Express (-0,7%) und Philip Morris (-1,4%) hinzu. Qualcomm (-5%) erlitt einen Gewinneinbruch. Die Zahlen von Microsoft (nachbörslich) schienen dagegen zu überzeugen.
Heute, in den Optionsverfall hinein, hält die Pattsituation zwischen Bullen und Bären im Dax also erst einmal an. Grob gesagt bleiben 12.300 nach unten und 12.700/800 nach oben die entscheidenden Marken. Ich glaube weiterhin, dass die Bären aktuell leicht im Vorteil sind und rechne mit einer Sommerkorrektur. Diese wird uns bis auf die 11.800 im Dax tragen. - Doppel Top, oder Tripple Bottom??? Ein Blick auf den Goldpreis ist nach langer Zeit mal wieder angebracht. Ausgehend von einem Doppeltop (April/Juni) ging es im Edelmetall aufgrund der Notenbank-Rhetorik mehrere Wochen abwärts. Seit einigen Tagen findet nun eine Erholungsbewegung statt, die uns mittlerweile wieder über die 200-Tagelinie ($1.232) getragen hat. In der Nähe des März- und Maitiefs ($1.194 und $1.214, jetzt im Juli $1.204) wurde ein Boden ausgehämmert. Sollte es nun gelingen, auch die 50- und 100-Tagelinie zurückzuerobern (beide aktuell @$1247), könnte uns ein großer Impuls nach oben erwarten.
Ich wünsche all meinen Lesern ein schönes Wochenende.
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