- Die Talfahrt der Ölpreise hat die Märkte auch gestern stark belastet. Die Deflationsspirale scheint keine Pause zu machen. Der Preis für US-Öl WTI sackte erstmals seit September 2003 unter die Marke von 27$ pro Barrel. Im weiteren Handelsverlauf konnte sich Aktienindizes der Wall Street aufgrund eines „Short-Squeezes“ zwar von ihren Tagestiefs absetzen, aber nun ist der Schlusskurs unter der extrem wichtigen Unterstützungszone rund um 1.870 im S&P da. Es handelt sich dabei um die Tiefs vom August und September 2015. Zu allem Überfluss drückten schlechte Firmenbilanzen auf die Stimmung (IBM, Goldman Sachs).
- Eine Sache die momentan auffällt und sicherlich zur Risikoaversion beiträgt, sind die großen „Opening Gaps“ der Aktienindizes in diesem noch jungen Jahr. Das sogenannte „Overnight-Risk“ ist heuer erheblich. Es liegt vor, wenn auf gehaltene Positionen der zum Geschäftsbeginn des folgenden Börsentags gestellt Kurs (Eröffnungskurs) erheblich vom Kurs zum Geschäftsschluss des Vortages (Schlusskurs) abweicht. Man spricht dann vom „Overnight Gap“. Stop-Loss Aufträge reichen dann oft nicht aus zur Verlustbegrenzung, da Ausführungen nicht zu gewünschten, sondern stark abweichenden Kursen erfolgen. Das Gap im Dax betrug gestern über 200 Punkte. Autsch!!!
- Die „Swings“ in den Indizes werden denn auch von Tag zu Tag größer und machen Positionierungen immer schwieriger. Der S&P hatte gestern sein Tief @1.812 (Close Vortag 1.881). Danach folgte eine Rallye von 64 Punkten und ein Close @1.859 (-22 Punkte). Aus „buy the dip“ der letzten Jahre ist „sell the rip“ geworden. Das ist die größte Lehre die Marktteilnehmer aus der Price-Action der letzten Wochen ziehen sollten. Das scheint nun auch den Aktienbullen immer klarer zu werden. Sie hoffen nun auf diesen Levels zumindest auf eine Stabilisierung. Überverkaufte Technik, Ermüdungserscheinungen der Verkäufer (gestern 2. Tageshälfte), negatives Sentiment, und unterstützende Notenbank-Rhetorik (EZB heute, Fed 27.01, BoJ 29.01), das alles werde doch helfen, so die Hoffnung.
- Ich schliesse einen „bounce“ nicht aus. Dennoch glaube ich noch nicht an eine nachhaltige Bodenbildung. Der Verkaufsdruck und die Flows waren die letzten Tage zwar recht groß, noch sind wir aber weit entfernt von einem klassischen „Wash-Out“. Angst ist in Ansätzen da, aber noch lange keine Spur von Panik, so wie wir es kurz im August haben sehen können. Viele der Käufe basieren lediglich auf „Short Covering“, also der Glattstellung von Leerverkäufen. Von „real money“ Käufen fehlt weiterhin jede Spur. Viele der US-Boys wollen gestern vor dem heutigen „what ever it takes“ Drahi/EZB Meeting nicht mit vollem Risiko auf die heutige US-Eröffnung warten. Das war die Basis der gestrigen Rally ausgehend von den Tagestiefs, mehr nicht.
- Erwartungsgemäß handelten US-Treasuries und deutsche Bundesanleihen fest. Der Bund Future legte satte 96 Ticks zu. Die Renditen der amerikanischen Staatsanleihen fielen deutlich (2yr -5bp, 5yr -6,5bp, 10yr -7bp, 30yr -6bp). Auch Gold und Silber erfreuten sich sehr guter Nachfrage. Auffallend war gestern die Spreadausweitung der Staatsanleihen in der Peripherie vs. Bunds. Spanien +18bp, Italien +16bp, Portugal +23bp (10yr). Dieser Abgabedruck wird die Risikoaversion noch verstärkten.
- Die erste Jahresbilanz der Deutschen Bank unter John Cryan ist tiefrot. Der Verlust vor Steuern für 2015 liegt bei 6,1Mrd. Euro und somit deutlich höher als von Analysten erwartet. Das ist so schlecht wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Das Institut will 9.000 Stellen abbauen. Die Aktie verlor gestern 6% und handelt so tief wie seit März 2009 nicht mehr.
- Die Vorgaben aus Fernost sind heute Morgen extrem schlecht. Shanghai -3,23%, Hongkong -1,41%, Nikkei -2,43%……alle Indizes schliessen an den Tagestiefs. USD/JPY nach anfänglicher Rallye wieder deutlich unter 117,00.