- Zwei ereignisreiche Wochen liegen hinter uns. EIne EZB, die überraschend „hawkish“ war, eine Fed, die an der Zinsschraube drehte, fälschlicherweise aber „dovish“ interpretiert wurde und eine Wahl mit Rechtsruck in Holland, den keiner sehen will. Dazu kommt das Problem der Verschuldungsobergrenze in den USA, bei dem Trump mehr früher als später die Zeit wegrennen wird.
- Aktien und die meisten anderen Risikoanlagen steckten diese Entwicklung recht gut weg. EuroStoxx und Dax konnten auf Wochenbasis knapp 1% zulegen, während die Indizes an der Wall Street immerhin auf der Stelle traten. Bundesanleihen und US-Treasuries konnten sich zwar die letzten Tage von ihren Kursverlusten erholen, wirkten für meine Begriffe aber weiterhin angeschlagen. Viel wird nun wieder über eine mögliche Zinswende geredet und geschrieben. Voll herücksichtigt wird dies allerdings in den Preisen der verschiedenen Anlageklassen noch nicht. Zieht man sich noch einmal die vielen Marktanalysen im Anlauf auf den Jahreswechsel an, mag das verwundern. Kaum jemand rechnete nämlich vor kurzem wirklich mit einer US-Zinserhöhung im März geschweige denn mit einem „falkenhaften“ Draghi. Und jetzt ist aber eben genau das passiert.
Diese Gleichgültigkeit hat verschiedene Gründe. Da gibt es zum einen das Lager derer die glauben, dass die Fed nicht mehr lange am Zinserhöhungszyklus festhalten wird und wohl bald rezessionsbedingt zurückrudern muss. Stichwort „policy error“. Hier glaubt man, die Infrastrukturprogramme werden nicht die beabsichtigten Zweitrundeneffekte bringen und das BIP-Wachstum werde sich verlangsamen. QE4 wird dann irgendwann folgen und weitere Zinserhöhungen ausbleiben. Auch hört man oft aus dieser Ecke, dass eine Fed sich angesichts der explodierten Staatsverschuldung eine Zinswende schlichtweg nicht leisten kann. Ansonsten drohe eine Krise, welche das globale Finanzsystem wieder erschüttern würde.
Ein anderes Lager sieht angesichts steigender Renditen und drohender Kursverluste am Anleihemarkt, Aktien als alternativlos und deshalb gesucht. Zu guter Letzt wiegt dann auch noch die Tatsache, dass eine zu vorsichtige Anlagestrategie trotz aller Tretminen der letzten zwei Jahre sich im Nachhinein immer als falsch herausgestellt hat. Das alles führt nun dazu, das die Aktienmärkte weiterhin sehr robust handeln, obwohl die Risken eher zu- als abnehmen. Zur Erinnerung. Allen verheerenden Aktien-Crashs der letzten Jahrzehnte ging eine restriktiver werdende Geldpolitk der Fed voraus. Allen!!! - Natürlich freue auch ich mich über die Kursgewinne, aber die Long-Positionierung schreit nach einer baldigen Absicherung. Timing ist und bleibt dabei schwer. Auch 1987 und 1999/2000 waren im Anlauf auf die Crashs die Übertreibungen offensichtlich. Trotzdem ging es in den Kursen noch lange steil bergauf, bevor die Talfahrt begann. Jemand, der vorher absicherte oder verkaufte, sah noch ein paar Monate aus wie ein Idiot. Einige Skeptiker sehen den jüngsten Crash der SNAP-Aktie als Vorbote. Seit ihrem Post-IPO-Hoch hat die Aktie des hoch defizitären Unternehmens 35% an Wert verloren und nimmt langsam den IPO-Preis ($17) selbst ins Visier (Tief am Freitag $18,90).
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