- Gegen Ende der Woche legte sich die Euphorie an den Aktienmärkten etwas. Selbst unter den Bullen fragen sich immer mehr Akteure, ob der steile Anstieg nach dem Brexit-Votum nicht vielleicht doch langsam etwas „overdone“ sei. Der S&P500 handelt mittlerweile zwei Standardabweichung über seiner 50-Taglinie. Eine derart stark überkaufte Situation kommt extrem selten vor. Seit dem Jahr 2000 bisher nur viermal.
- Nicht nur Verschwörungstheoretiker, sondern auch Investor-Legenden wie Art Cashin von der UBS glauben, dass die Rallye von den Zentralbanken wohl doch eher künstlich herbeigeführt wurde. Dafür spreche z.B. die Tatsache, dass ein nicht unwesentlicher Anteil der Kursgewinne „overnight“ zustande gekommen sei und nicht im regulären Handel. An den darauf folgenden Tagen spiegelte sich das zu Handelsbeginn in riesigen Opening Gaps wider, denen dann den Rest des Tages ein langweiliger Seitwärtshandel folgte. Normale Marktteilnehmer werden dadurch regelrecht vom Handelsgeschehen ausgepreist. „It’s much easier (cheaper) to manipulate the markets higher with overnight futures than during regular trading hours“, wurde ein Händler zitiert. So kurz vor dem Optionsverfall (OPEX war am Freitag), war es ein einfaches Spiel, den eigentlich strumreif geschossenen Markt zu „liften“.
Erst letzte Woche nahm ich übrigens an einem Seminar über Marktmanipulation teil. Eines habe ich dabei gelernt. Ein ähnliches Verhalten meinerseits würde einen Besuch der Staatsanwaltschaft zur Folge haben.
Ich stimme Art Cashin zu. Anders ist eine Rallye auf Basis eines so schwachen fundamentalen Umfeldes nicht zu erklären. So kommt es denn auch, dass immer mehr Marktteilnehmer überzeugt sind, dass Zentralbanken nach dem Brexit-Votum in panischer Angst vor einen Crash, Unmengen an Liquidität in den Markt gepumpt haben, um diesen oben zu halten. - Ein weiterer Terroranschlag in Frankreich, bisher oft marktpositiv, dämpfte die Stimmung am Freitag zusätzlich. Vielleicht kommt man ja doch einmal wenigsten für ein paar Stunden auf den Trichter, dass es so nicht weitergehen kann. Frankreichs Entscheidung vor ein paar Jahren, die Rebellen in Syrien gegen Assad mit Waffen zu unterstützen, wird für sie und den Rest der Welt zum Bumerang. Die Frage ist, ob dieser Entwicklung endlich ein Riegel vorgeschoben wird, oder ob es beim üblichen Bewältigungsablauf bleibt.
1) Schock
2) Ändern der Profilbilder auf Facebook und Twitter
3) Beten für die Opfer
4) Neue Hashtags erfinden
5) Fassaden in Landesfarben illuminieren
5) Hat nix mit nix zu tun Rhetorik
5) Warten auf den nächsten Anschlag
Für die meisten Menschen scheint dieses Ritual viel einfacher, als sich mit Wahrheit auseinanderzusetzen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzufordern. So zeigte sich der Chef von Human Rights Watch entsetzt darüber, dass der neue britische Außenminister Boris Johnson den IS schlimmer findet als Assad. Dabei sind es lediglich lediglich Putin und Assad, die ernsthaft versuchen, unsere Kinder vor der Schlachtbank der Islamisten zu retten. In Nizza verstarben 10 Kinder. François Hollande forderte am Tag darauf: „Wir müssen lernen, mit dem Terror zu leben“! Ich bin fassungslos. Politiker wie er, welche die Ängste der Bevölkerung nicht ernst nehmen, werden spätestens bei der nächsten Wahl die Quittung bekommen. - Die Sorge um die Türkei wächst. Erdogan bezeichnet den Militärputsch als „Geschenk Allahs“ und nützt diesen zur Ausschaltung sämtlicher Opposition. Selbst MSM äußern den Verdacht, er habe den Putsch selbst initiiert, um diese „Säuberungsaktion“ durchzuziehen. Tausende Militärs wurden verhaftet, 3000 Richter entlassen.
Reagieren die Märkte für türkische Aktien und Anleihen positiv oder negativ auf die Entwicklung??? - In dieser Woche nimmt die „Earnings Season“ volle Fahrt auf. Es berichten unter anderem….
Montag: Bank of America, Netflix, IBM, Yahoo
Dienstag: Goldman Sachs, Philip Morris, Novartis, Microsoft, United Healthcare
Mittwoch: Morgan Stanley, Halliburton, Northern Trust, Intel, EBay, Amex, Mattel
Donnerstag: Biogen, AT&T, Visa, Schlumberger, PPG, GM, Starbucks, PayPal
Freitag: GE, Honeywell, Moody’s, Vodafone, Autoliv, American Airlines - Risk Dates:
21. Juli EZB Meeting
22. Juli ECOFIN Finanzminister-Treffen
29. Juli Banken-Stresstest