- Auch die zweite Woche des Jahres war desaströs für Aktien und Risikoanlagen. Der Dax verlor weitere -3,7% und liegt nun seit dem Jahreswechsel 11% im Minus. Der S&P Index konnte bis jetzt noch über den August/September-Tiefs schliessen (ca. 1.870, wtd -2,2%, ytd -8%). Die Verluste wären ohne die zwischenzeitliche Rally im Anlauf auf den Optionsverfall wahrscheinlich noch höher ausgefallen. Bedingt durch einen Feiertag, bleibt die Wall Street heute geschlossen.
- Natürlich stellt sich die Frage, wie es nun weitergeht. Viele Experten haben darauf Antworten, obwohl es natürlich wie immer keiner weiß. Akteure, die ein kommerzielles Interesse daran haben, dass Aktien und Risikoanlagen weiter steigen, empfehlen den Einstieg. Dazu gehören unter anderem „Long Only“ Investoren, Berater/Banker im Strukturvertrieb und auf Abonnenten und Werbekunden angewiesene Informationsdienstleistungs- und Medienunternehmen. So lautete beispielsweise eine Überschrift auf Reuters: „Big investors see lousy U.S. environment but no 2008-style collapse.“ Ein großer deutscher Fondsmanager „mit gutem Ruf“ wird anderweitig mit den Worten zitiert: „Ich erwarte keinen Crash“, und rät „zum billigen Einkauf.“ Hmm, im Russell 2K Index handelten am Freitag von 2.000 Aktien nur 39 im Plus. Seit Juli hat der Index nun bereits 22,3% verloren und befindet sich in einem Bärenmarkt. Wem trauen Sie denn bitte in einem solchen Umfeld noch vernünftiges „Stock Picking“ zu???
- Klar, keiner ist unvoreingenommen in seinen Empfehlung und Entscheidungen, auch ich nicht. Es geht aber an der Börse auch nicht um Wahrsagerei. Es geht schlichtweg um Risikomanagement im Zusammenhang mit dem anvertrauten Kapital. Wir halten in diesem Marktumfeld an unserer momentanen Positionierung fest. Viel Cash im Tandem mit zwei marktneutralen Strategien. Beide haben sich in den letzten Handelstagen hervorragend behaupten können. Insbesondere das TriStone Engagement konnte mit seinen Short-Positionen im Dax und EuroStoxx kräftig zulegen.
- Ich rechne weiterhin mit einer starken Abwärtsbewegung ähnlich wie 2000 oder 2008. 100% aller Crashs basierten auf der toxischen Mischung aus Ignoranz, Sorglosigkeit, Gier und zu hoher Verschuldungsgrade. Genau mit diesem „Mix“ hatten wir es die letzten Jahre im Anlauf auf die jetzige Price-Action zu tun. Selbst wenn ich mit meiner Tendenz falsch liegen sollte, heisst das noch lange nicht, das Aktien wieder steigen. Vielleicht stehen uns ja Verhältnisse bevor, wie wir sie Ende der achtziger Jahre in Japan erlebt haben. Aktien sind damals langsam und kontinuierlich über Jahre gefallen, da es nie wieder zu einer „Normalisierung“ der Geldpolitik kam. Ist dieser Gedanke so abwegig???
- Was mich derzeit am meisten stört ist die Tatsache, dass US High Yield Anleihen bei keiner Aktienrally mitziehen und auch keine Anzeichen für eine Bodenbildung liefern. Wir sind bei den Risikoaufschlägen (Spread) vs. 10 jährigen US-Staatsanleihen auch noch nicht auf den Niveaus vergleichbarer Zyklen wie 2000 oder 2008. Hier ist noch viel Potential nach unten in den Kursen. Credit anticipates, equity confirms!!! Ich sehe den Markt für Ramschanleihen als Vorläufer für das was uns am Aktienmarkt noch bevorsteht. Auch sei darauf hingewiesen, dass wir es niemals zuvor in der Geschichte mit einem so hohem ausstehenden Emissionsvolumen zu tun gehabt haben. Es ist eine riesige Blase. Am Freitag fielen die Aktien von Citigroup um -6,4% und die von Wells Fargo um -3,6%. Beide Institute mussten Ende 2015 mehr Geld für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen, da immer mehr Firmen aus dem Energiesektor in Schwierigkeiten geraten.
- Die China-Saga und Öl bleiben die Haupt-Impulsgeber. Öl und Aktien sind momentan siamesische Zwillinge und handeln fast Tick für Tick in die gleiche Richtung. Am Freitag gaben die Ölnotierungen 6% nach. Das, zusammen mit der Aufhebung der Iran-Sanktionen, schickte die Börsen im Nahen Osten am Sonntag auf Talfahrt. Es kam zu den größten Kurverlusten seit dem „Black Monday“ im August (Abu Dhabi -4,2%, Dubai -4,6%, Saudi A. -5,4%). Einige Analysten fragen sich, ob die mächtigen Staatsfonds ölexportierender Länder aufgrund der fallenden Ölpreise weiter Aktien im großen Stil verkaufen werden. Damit haben sie 2015 angefangen. Damals handelte der Ölpreis zwischen 40 und 60$. Was machen denn bitte diese Fonds bei einem Preis von 28$? Droht uns von dieser Seite eine Verkaufswelle an den westlichen Börsen?
- In der Nacht hat China den Yuan leicht aufwerten lassen. Mit Ausnahme des Shanghai Composite (+0,44%), handelt Fernost allerdings überwiegend im Minus. In Japan schloss der Nikkei mit -1,1% erstmals seit September wieder unter der Marke von 17.000. Brent zeitweise unter 28$.
- Diese Woche veröffentlichen viele wichtige Unternehmen Quartalszahlen. Bank of Amerika, Morgan Stanley, IBM, Netflix und Delta am Dienstag. Goldman Sachs, Kinder Morgan am Mittwoch. Verizon, American Express, Starbucks und Schlumberger am Donnerstag. GE am Freitag. China liefert am Dienstag Zahlen zum BIP, Einzelhandel und Industrieproduktion. Gleichzeitig liegt das nächste Treffen der amerikanischen Notenbank nur noch acht Handelstage entfernt. Mit Blick auf die aktuelle Abwärtsdynamik fragt man sich natürlich, auf welchem Niveau dann wohl der Dax stehen wird.