Preissteigerungsraten aus China, erstmals seit vier Jahren wieder positiv, gaben am Freitag den Impuls für zunächst freundliche Aktienmärkte. Fälschlicherweise leitet man aus diesem Datenmaterial ab, dass China jetzt plötzlich wieder die Kurve kriegen werde. Ein Marktbeobachter twitterte zynisch: „Stocks rally on rising vegetable prices and property-bubble-boosted rent costs“.
Angetrieben wurde die gute Stimmung dann zusätzlich am Mittag, als mehrere US-Banken ihre Quartalszahlen vorlegten (JPM, Citi, Wells Fargo). Die Gewinne waren rückläufig. Egal! Hauptsache, die Erwartungen wurden dabei übertroffen. Das bekannte Spiel während der Berichtssaison geht weiter. Im Anlauf auf die Veröffentlichung, Erwartungen einfach brutal runterschrauben. Diese werden dann so niedrig sein, dass die tatsächlichen (wirklich schlechten) Zahlen trotzdem noch übertreffen. Hurra!!!
Negative Nachrichten zur Deutschen Bank (+2,04%) wurden dagegen komplett ignoriert. Laut dem Wall Street Journal, soll der Ankeraktionär Katar wegen des Rechtsstreits mit den Amerikanern und steigender CDS-Spreads seine Bedenken geäußert haben. Bei knapp unter 30,00 Euro ist das Emirat seinerzeit eingestiegen. Aktueller Kurs 12,23. „When you are in trouble, double“, ist bestimmt nicht das, was den Scheichs anlässlich der aktuellen Lage vorschwebt. Die „issues“ bei der Deutschen Bank sind noch lange nicht vom Tisch.
Mit der Bewegung vom Freitag konnte der Dax das hässliche Opening Gap des Vortages (10.470 bis 10.523) wieder schliessen. Gleichzeitig schloss der Index über dem seit September bestehenden Abwärtstrend (10.524, Close 10.580). Dies ist noch kein Kaufsignal für Long-Positionen. Dafür wäre ein Durchbruch der 10.700 nötig. Klar ist aber, die Bären wurden erstmal zurückgepfiffen.
Der Dax handelt nur noch 300 Punkte unter seinem Jahreshoch. Im S&P sind wir 2,5% vom ATH entfernt. Ist der Weg jetzt frei für die Jahresendrallye? Begeben sich die Bären jetzt in den Winterschlaf?
Wir wissen es alle nicht und der Drops ist noch nicht gelutscht. Die letzte Kerze im Tages- und Wochenchart des S&P sieht nicht sonderlich bullish aus. Gleichzeitig handeln im Index 45% der Aktien unter ihrer 50 Tagelinie. „Breadth“, der Indikator für Marktbreite, sieht damit alles andere als bullisch aus. Der S&P handelt in der Nähe seines 52 Wochenhochs, aber immer weniger zugrundeliegende Einzeltitel bestätigen diesen Höhenflug. Eine derart starke Divergenz kündigt eigentlich nichts Gutes für den weiteren Verlauf der Aktienmärkte an. Letztmalig hatten wir eine solche Situation im Sommer letzten Jahres. Es folgte eine Korrektur von 10% mit Rekordausschlägen im VIX, aufgrund welcher die Fed rhetorisch eingreifen musste und eine Verschiebung der ersten Zinserhöhung signalisierte. Vor 2015 gab es diese Art der Divergenz eigentlich länger nicht mehr in Zeiten von Aktienhaussen. Dafür müssen wir schon etwas weiter in der Geschichte zurückgehen. Im Dezember 1999 und Februar 2000 trat diese Divergenz auf. Der Rest ist Geschichte. Wir dürfen gespannt sein, in welche Richtung sich diese Divergenz auflöst. Normalerweise folgt der S&P „Breadth“ und nicht umgekehrt.
Die Initialzündung für Korrektur im Spätsommer 2015 war übrigens, wenn Sie sich erinnern, die starke Abwertung des Yuan. Seit gut eineinhalb Wochen, ist die PBoC an dieser Front wieder sehr aktiv und drückte den Yuan auf ein 6-Jahrestief gegen den Dollar. Auch heute Nacht wurde abermals abgewertet (auf 6,7379 von 6,7157). Nach dem Motto „uncertainty breeds fear“ möchte ich ausserdem nochmals darauf hinweisen, dass wir in knapp drei Wochen einen neuen Präsidenten in den USA haben.
Ich bleibe bei meiner Prognose. Es wird nicht die Frau von Monica’s Exfreund. Vergessen ist, so hoffen die Wahlkampfmanager der Demokraten, dass Bill Clinton die damals 19-jährige Monica Lewinsky mit seinen Zigarren im Oval-Office beglückte. Aus Respekt, wagte es Ronald Reagan übrigens niemals (!), diesen Ort ohne Sakko zu betreten und sich an den berühmten Schreibtisch zu setzen. Was Bill Clinton auf eben diesem alles getrieben hat, möchte ich mir nicht vorstellen. Vergessen ist, so hofft das Establishment, dass Hillary die Frauen, die Billy Boy ohne Zustimmung beglückte, brutal zum Schweigen brachte. Vergessen ist, dass Hillary als junge Anwältin einem Vergewaltiger die Freiheit erstritt und sich über das 12-jährige(!) Opfer lustig machte.
Alles was jetzt zählen soll, ist normaler „Locker Room Talk“ von Donald Trump in einer typischen Männerrunde. Letzteres ist das Einzige (!), was uns Männern in einer Welt übertriebener politischer Korrektheit noch bleibt. Uns ist es in vielen amerikanischen Büros verboten, mit einer Frau alleine den Aufzug zu betreten. Wir riskieren eine Anzeige wegen sexueller Nötigung, wenn wir einer Frau auch nur die Tür aufhalten. Wir erhalten den „Pink Slip“, wenn wir einer Kollegin sagen, dass sie heute hübsch aussieht. Vor Jahren erlebte ich gegen Ende meiner Zeit im Investmentbanking diesbezüglich mein persönliches Damaskus. Nach dem Essen mit einer Kundin in Frankfurt, wollte ich der jungen Dame in den Mantel helfen. So hat es mir meine Mutter beigebracht. Die Dame war entsetzt (!!!) über mein Verhalten und beschimpfte mich. Ich hätte sie erniedrigt, zischte sie mir unter anderem ins Gesicht. Noch heute bekomme ich Gänsehaut im Gedanken an diesen Vorfall.
Nun, trotz all der Propaganda des übermächtigen Clintonapperats, wechseln jetzt sogar immer mehr afroamerikanische Wähler in das Lager Trumps. Und zwar in exponentieller Geschwindigkeit. Sie haben verstanden, dass ihr Elend von den Linken politisch erwünscht und zementiert wird, um sich dann die Wiederwahl durch die vielen staatlich alimentierten Menschen zu sichern. Unter Obama als Präsidenten ergab sich folgende Statistik für Afroamerikaner: Home Ownership -4,6%, in Armut lebend +8,2%, on food stamps +58%, not in the labor force +19,6% (Quelle US Census 2009, 2015/16). Ich bin sowas von gespannt auf den 08. November.
Zurück zum Markt. Dollar und Anleiherenditen bleiben für mich ausschlaggebend. Steigt beides, haben Risikoanlagen ein ernsthaftes Problem. Die Aktienindizes an der Wall Street begannen am Freitag in dem Moment ihre Tagesgewinne wieder abzugeben, als der Dollar seine Aufwärtsbewegung fortsetzte und EUR/USD unter die psychologisch wichtige 1,1000 rutschte (1,0971, -0,71%). Der Dax konnte sich noch mit einem Tagesgewinn von 1,60% ins Wochenende verabschieden (Haupttreiber übrigens E.On und RWE, da der Steuerzahler mal wieder den Kopf hinhalten muss). Dow (+0,22%) und S&P (+0,02%) traten dagegen praktisch auf der Stelle. Ein erstarkender Dollar ist und bleibt Gift für eine in Dollar verschuldeten Welt. Nicht nur Gold und Silber gaben nach, sondern vor allem wieder Kupfer. What does Mr. C know, that we don’t?
Anleiherenditen zogen am Freitag abermals kräftig an (Kurse runter). Der Bund Future verlor 30 Ticks, die Renditen der 30j amerikanischen Staatsanleihen stiegen um +7bp auf ein 4-Monatshoch (10j +5bp), die Rendite der 10j UK Gilts stieg um fast 10bp. Immer mehr Marktteilnehmer fragen sich, ob die Fed jetzt auch versucht, ähnlich wie EZB und BoJ, die Zinsstrukturkurve gezielt zu versteilen. Yellen präsentierte sich am Freitag mit ihrer verwirrenden „high pressure economy“ Rede eher taubenhaft. Bliebe eine Zinserhöhung in den USA aus, würde das kurze Ende der Kurve niedrig bleiben während das lange Ende im „Taper Tantrum“ vielleicht steigt. Ist das der Plan? Möglicherweise ist die taumelnde Deutsche Bank der Grund und Weckruf, warum sich die großen Zentralbanken plötzlich zu dieser Maßnahme entschieden haben. Banken brauchen zum Überleben eine steile Kurve! Problem bei dieser Sache?!? Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die USA im nächsten Jahr in einer Rezession befindet, halte ich für sehr hoch. Läge ich damit richtig, wäre der Versuch einer Versteilung der Kurve ein fast hoffnungsloses Unterfangen.