- Seitdem der Markt bedingt durch die Geldpolitik der Zentralbanken in seinem natürlichen Preisfindungsprozess empfindlich gestört ist, sehen wir eine deutliche Zunahme der Hoffnungs-Rallyes. Genau genommen ist es eigentlich in den letzten Jahren nur noch die Hoffnung auf irgendetwas Großes, welche uns in den Aktienindizes noch Aufwärtsbewegungen beschert. Fundamentaldaten sind seit langem nicht mehr wichtig. Hohe Aktienbewertungen, sinkende Unternehmensgewinne, anstehende Rezession & Deflation, Währungskriege und sogar ein Auseinanderbrechen der EU, spielen bestenfalls zwischendurch mal eine kleine Nebenrolle. Nach kurzer Zeit werden alle wieder sorglos.
Es ist immer wieder die Hoffnung auf einen letzten Strohhalm, der die Aktienmärkte, kurz bevor es wirklich sehr ernst wird, vor einem epischen Crash bewahrt. Es gab alleine in den letzten zwei Jahren unzählige Beispiel für dieses groteske Spiel. Besonders anschaulich war die Aktienhausse im Herbst 2014. Die amerikanische Notenbank hatte im Frühjahr des gleichen Jahres erstmals mit dem Wort „tapering“ ein Ende der Politik des billigen Geldes angedeutet. Kaum waren die Risikoanlagen sturmreif geschossen, ruderte das Fed-Mitglied Bullard zurück und machte Hoffnung auf QE4. Ein epischer Short-Squeeze war die Folge und die Rückkehr der Aktienindizes auf die Allzeithochs. Geliefert wurde QE4 freilich nie. Ebenso bizarr war die Erholung des Ölpreises in den letzten Monaten des laufenden Jahres. Diese beruhte rein auf der Hoffnung einer OPEC-Förderkürzung. Man konnte sich noch nicht einmal auf eine Deckelung einigen. Die letzte Bullenfalle kam mit dem Einpreisen der Hoffnung, dass die Briten sich für einen Verbleib in der Eurozone entscheiden. Das Gegenteil trat ein.
In den letzten Tagen war und ist es die Hoffnung auf ein Rettungspaket für die kaputten Banken in Italien, auf Helikoptergeld Japan und auf eine Zinssenkung der Bank of England, die die Aktienmärkte davon abhielt, die Tiefs vom Jahresanfang nach unten zu durchbrechen. Die BoE lieferte gestern nicht, obwohl die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Senkung bei 87% lag. Nicht wenige rechneten sogar mit einer Senkung auf 0% (von 0,50%). Die Entscheidung fiel mit einem Votum von 8 zu 1. - Jetzt müssen also Japan & Italien liefern, sonst wird es ganz schnell wieder böse an den Märkten. Ein weiterer Punkt, vielleicht im Nachhinein der wichtigste in diesem Jahr, von dem ich überzeugt bin, dass die Märkte ihn falsch einpreisen, ist die Präsidentschaftswahl in den USA. Es ist vollständig eingepreist, dass Trump gegen Hillary Clinton keine Chance hat. Der Markt liegt auch mit dieser Einschätzung absolut daneben.
- Chinas BIP ist in Q2 im Vorjahresvergleich um 6,7% gewachsen und damit etwas stärker als von Analysten erwartet (erwartet 6,6%). Im Quartalsvergleich waren es 1,8%.
- In Nizza ist ein Mann mit einem Lastwagen über mehrere Kilometer durch eine feiernde Menschenmenge gerast und hat nach bisherigen Angaben über 80 Menschen getötet. Darunter sollen mehrere Kinder sein. Dieser Horror fand auf der berühmten Promenade des Anglais statt. Der Täter soll gleichzeitig auf die Menschen geschossen haben. Es gibt über 100 Verletzte, 18 davon in kritischer Verfassung. Die Krankenhäuser in Nizza bitten die Bevölkerung um Blutspenden. Der Ausnahmezustand in Frankreich wurde um drei Monate verlängert.
Die Terror-Bilanz der letzten 8 Monate in Europa: Paris: 130 Tote, Brüssel: 32 Tote, Istanbul: 45 Tote….und jetzt Nizza. Wie nach Charlie Hebdo, wird es wohl wieder bei der leeren Betroffenheitsrhetorik unseres Establishments bleiben. Man wird uns berichten, der „Unfall“ von Nizza hat nix mit nix zu tun. Man wird auf der Version des „Einzeltäters“ bestehen und immer wieder unterstreichen, dass wir uns unsere Art zu Leben nicht kaputt machen lassen. Doch, lassen wir! Es fängt mit dem Schweinefleischverbot in der Schule meines Sohnes an und endet damit, dass wir die Vergewaltiger von Köln als „Grapscher“ verharmlosen und Weihnachtsmärkte nur noch Wintermärkte nennen. Gleichzeitig wird zu unserem eigenen Schutz wieder sowas wie ein Bargeld- und Bitcoinverbot in den Raum gestellt und der private Waffenbesitz rechtschaffener Bürger eingeschränkt werden.