- Das Wochenende war eine willkommene Verschnaufpause, um sich Gedanken über die Folgen einer Trump-Präsidentschaft zu machen. Historisches ist letzte Woche in jederlei Hinsicht passiert. Als Libertärer, war es natürlich die Revolution gegen das selbstgefällige Establishment, welche mich faszinierte! Auch bin ich absolut entzückt darüber, dass der angeblich so homophobe Trump den genialen Unternehmer Peter Thiel, Libertärer und bekennender Homosexueller, zu seinem Berater machte. Die Linken haben Schnappatmung! Als Vermögensverwalter war es die Trendwende am Anleihemarkt, die sich mit #Trumpflation nun endgültig zementiert hat.
- „Make Yields Great Again“, (Yields = US Renditen) ist das ENTSCHEIDENDE, was Investoren jetzt akzeptieren müssen. Fast alle Marktteilnehmer haben sich am Dienstag mit einem Clinton/Yellen-Depot ins Bett gelegt, und sind am Mittwoch in einer Trump-Welt aufgewacht. Sie sind positioniert für ein niedriges Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation, sehr lockere Geldpolitik und künstlich tief gehaltene Renditen. Sollte Trump nur in Ansätzen das umsetzen, was er versprochen hat, haben die meisten Investoren jetzt ein Problem. Zu beherzigen sind in diesem Zusammenhang zwei Hinweise. Erstens, ein Großteil der neuen Reformen und Gesetze eines neuen Präsidenten in den USA werden erfahrungsgemäß in den ersten 100 Tagen nach Amtsantritt durchgezogen. Zweitens, erstmals seit 1928 haben die Republikaner die Präsidentschaft und gleichzeitig die Mehrheit in beiden Kammern.
- Ich denke, dass die meisten Marktteilnehmer eine Präsidentschaft Trumps (noch) nicht komplett zu deuten wissen. Langsam dürfte es aber dämmern. Schliesslich sind 10j Renditen in den USA in der vergangenen Woche um +37bp (!!!) auf 2,15% gestiegen (Kurse runter). Es wird immer klarer, dass die seit 30 Jahren anhaltende Party an den Anleihemärkten vorbei ist. Wenn diese Gewissheit in den meisten Gehirnen angekommen ist, wird das nicht ohne Folgen bleiben.
Die Konsequenzen für den Anleihemarkt sind also klar. Ist das aber, was Trump nun vor hat gut, oder schlecht für Aktien? Schließlich möchte er die Steuern senken und riesige Fiskalpakete schnüren, welche die von Ronald Reagan in den Schatten stellen. Früher hätte man in jedem Fall steigende Renditen mit einem steigenden Aktienmarkt in Verbindung gebracht (Logik: Die Konjunktur läuft). Nach der irrsinnigen Rettungspolitik der letzten Jahre, bei der unsere Eliten zu viele Schulden mit noch mehr Schulden bekämpften und Obama mehr Staatsschulden anhäufte als alle Präsidenten vor ihm zusammen, gilt dieser Zusammenhang möglicherweise nicht mehr. Stark steigende Renditen könnten ein großes Problem für alle Risikoanlagen werden. - Zum kurzfristigen Ausblick. Steigende Renditen bei den amerikanischen Staatsanleihen und die Aussicht auf eine restriktivere Fed (Trump darf bald zwei neue Gouverneure stellen/Yellen bekommt keine zweite Amtszeit) beflügelt den Dollar. Alle internationalen Schuldner in Dollar haben damit natürlich einen Problem, vor allem viele Schwellenländer. Sie müssen ihre Schulden in Dollar bedienen, während ihre eigene Währungen abwerten. Autsch!!!
Nicht alle Anlageklassen reagierten in den letzten drei Tagen wie sie es vielleicht hätten tun sollen. Während der Devisenmarkt, Emerging Markets und der Anleihemarkt die Trump-Agenda begriffen, wirkte der Aktienmarkt orientierungslos. Das hat man am Freitag schön am Dax gesehen. Dieser handelte nervös und wusste nicht, wo er hin soll. Eine kleine Atempause bekam man ja am Freitag ausserdem. Am „Veterans Day“ blieb der US-Anleihemarkt geschlossen. Hätte dort ein aktiver Handel stattgefunden, wäre der Tag vielleicht nicht to glimpflich abgelaufen. Die Devisen- und Anleihemärkte sind BRUTAL (!!!!!!!!!) größer und wichtiger, als das Märktchen für Dividendentitel. Das Volumen dort, macht das was am Aktienmarkt gehandelt wird zum Fliegenschiss. Der Zins ist der alles bestimmende Preis in unser Volkswirtschaft. Steigt dieser, heisst es anschnallen. - Ich bin gespannt, wie das mit der USA unter Trump weitergeht. In seinem Umfeld wurde kaum recherchiert, da alle dachten, Clinton gewinnt. Für uns Anhänger der „Österreichischen Schule“ war es eine tolle Nachricht, dass er Mike Pence zum „most powerful Vice President in history“ machen möchte. Der bekannte Investor Jim Grant hat Trump aus diesem Grunde gewählt. Wird Grant ein Gouverneur der Fed??? Regelmäßig äußerte sich Pence in der Vergangenheit kritisch zur Geldpolitik der Fed, war für eine Abschaffung ihres dualen Mandats und zeigte sich als Fan des Goldstandards. Auf der anderen Seite plant Trump riesige Fiskalpakete. Das könnte irgendwann Gegenwind für den Dollar bedeuten. Auch gibt es wilde Geschichten da draußen, dass Trump sich vielleicht überlegen könnte, auf US-Auslandsschulden absichtlich zu defaulten. Die Chinesen, der größte Gläubiger der USA und ihr Geschäftsgebaren, sind dem neuen Präsidenten ein Dorn im Auge. Er könnte doch behaupten, China hat die Treasuries durch Abwertung des Yuans unberechtigt erworben, damit seine Exportgüter künstlich verbilligt und Know-How geklaut. Man muss es ja auch nicht „Default“ nennen. Das hat Nixon bei der bis heute anhaltenden „temporären Aussetzung“ von Bretton-Woods ja schliesslich auch nicht getan.
Im Mai machten mehrere Kommentare Trumps zur US-Verschuldung die Runde, die aufhorchen liessen. Ich berichtete. Er machte keine Hehl daraus, dass Gläubiger vielleicht in Zukunft auf einen Teil der Schulden verzichten sollten. Auf der einen Seite ist alleine der Gedanke daran vollkommen irre. Auf der anderen Seite vielleicht doch eine Option. Was wäre, wenn Tump kein Interesse daran hätte, den US-Dollar länger als Hauptweltreservewährung mit seinem Militär zu verteidigen (Stichwort Nato-Austritt am Wochenende)? Ist ein solcher Status der Währung auf Dauer (!) nicht für ein Land mehr Fluch, als Segen? Spricht der Untergang der postindustriellen Gesellschaft nicht Bände??? Zwanzig Prozent der Amerikaner leben in absoluter Armut. Die Infrastruktur gleicht einem Land aus der dritten Welt. Die Schulden werden niemals zurückbezahlt werden können. Trotz aller negativen Konsequenzen, gibt es immer (!) einen Punkt, an dem es für eine Nation günstiger ist einen Default auszurufen, als weiterzumachen. Ich frage mich wirklich, und das nicht wertend gemeint, wo Trump und seine Berater diesen Punkt sehen. - In Asien handeln die Aktienmärkte heute Morgen uneinheitlich. Nach starken BIP-Zahlen handelt der japanische Nikkei im Plus (annualisiert +2,2% vs. Erw. +0,8%). Asien Ex-Japan dagegen meist im Minus. Industrieproduktion, Retail Sales und Fixed Asset Investment in China fallen für Oktober allesamt schwächer als erwartet aus. Die PBoC wertet den Yuan im Fixing gegen den Dollar auf das niedrigste Niveau seit September 2009 ab (6,8291 vs. 6,8115). Der philippinische Peso fällt auf ein 7-Jahrestief zum Dollar. Dollar-Index seit Trump-Wahl +3,2%.
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