- Auch gestern war es vor allem die Schwäche des US-Dollar (Dollar Index fiel zwischenzeitlich auf 50-Tagelinie), welche am meisten auf die Stimmung drückte. Das mag im ersten Moment wie ein Widerspruch klingen, denn ein fester Dollar mit dauerhaft steigenden Treasury-Renditen wäre ja nach meiner Erwartung irgendwann schlecht für Risikoanlagen. Stimmt auch.
Fakt ist jetzt aber, dass die ganze Euphorie nach Trump’s Wahlsieg spätestens nach der Pressekonferenz am Mittwoch wohl erstmal in Frage gestellt wird. Tump erfüllte nicht die großen Erwartungen der Dollar- und Aktienbullen in Sachen Fiskalpaket und Steuererleichterungen. Hierzu kam nichts Konkretes. Es reichte nicht, dass er ankündigte, der „greatest job creator in human history“ werden zu wollen. Mehr noch, er verhält sich ganz anders als die Politiker und Zentralbanker, die wir alle gewöhnt sind. Diese versuchten stets beruhigend auf die Finanzmärkte einzuwirken. Trump ist ganz anders. Immer mehr Marktteilnehmer ahnen, dass dieser impulsive Mann, der frei nach Schnauze redet, möglicherweise in den kommenden vier Jahren seiner Amtszeit aus dem Nichts für heftige Marktausschläge sorgen könnte. Insbesondere, wenn er sich bei seinen Attacken einzelne Sektoren (am Mittwoch Pharma) oder gar Unternehmen (GM, Ford) herauspickt und extrem Marktrelevantes von sich gibt. Anders als bei Teleprompter-Obama, weiss man nie, was er als nächstes sagt. Klar, er kalkuliert wie ein Geschäftsmann, ist dadurch aber gleichzeitig „a loose cannon“, eine tickende Zeitbombe, die jederzeit die Kapitalmärkte so richtig durchrütteln könnte. Diesem Risiko muss man Rechnung tragen. - Alles Positive für Aktien und Dollar und Negative für Anleihen, was seit dem 08. November nach und nach eingepreist wurde, scheint zumindest ansatzweise wieder ausgepreist zu werden. Der Markt ist spätestens jetzt keine Einbahnstraße mehr. Bis auf die Feinadjustierungen zum Jahresende, fühlte es sich gestern erstmals seit längerer Zeit denn auch so an, als ob der „Trump Trade“ (long Aktien & Dollar, short Anleihen) etwas heruntergefahren wurde. Die Renditen der US-Treasuries sanken in der ersten Tageshälfte, der Dollar verlor auf breiter Front (-0,8% vs. Euro, -1,2% vs. Yen), Aktien traten den Rückzug an. Gold, der traurige Underperformer nach der Präsidentschaftwahl, blieb auch gestern Vormittag gesucht. Dies ist schon seit zwei Wochen der Fall, so als ob das „barbarische Relikt“ die oben beschriebene Entwicklung vor allen anderen geahnt hätte.
- Unser Dax fand auf Schlusskursbasis @11.520 erneut Unterstützung. Es ist die Zone, die seit dem festen Jahresstart immer wieder gehalten hat. Ich bin gespannt, ob diese Marke auch zum Wochenende hält. Ein Durchbruch wäre sicherlich der Start für eine größere Korrektur. Nach dem Closing in Europa begannen die US-Indizes aber eine Aufwärtsbewegung und erholten sich deutlich von ihren Tagestiefs. Der Dollar-Index stieg dank eines nachgebenden JPY & GBP. Gold fiel wieder unter die 1.200er Marke. Im Anschluss an die Auktion der 30-jährigen, stiegen die Renditen am Anleihemarkt wieder. Die Kurve versteilte sich. Der typische „Vix Slam“ fehlte selbstverständlich ebenfalls nicht und so schloss die Wall Street nur mit leichten Verlusten (Dow -0,32%, S&P -0,21%, Nasdaq -0,29%). Am frühen Morgen legen die Aktienmärkte in Japan und Hongkong aufgrund des schwächeren JPY und des stabilen Yuan zu. Hauptaugenmerk liegt am heutigen Freitag auf den anstehenden Quartalszahlen der amerikanischen Großbanken.