- Das war gestern eine richtige Achterbahnfahrt, ein absolutes Tauziehen zwischen Bullen und Bären. Am frühen Morgen unserer Zeit, handelte die erste Dax-Indikation aufgrund der schwachen Vorgaben aus USA/China noch unter 9.700 Punkten. Danach folgte eine Rallye in Richtung der 10.000er Marke, fast so als ob man sich plötzlich vorgenommen hatte, den Crash in China zu ignorieren. Letzteres gelang natürlich nicht komplett. Ein Großteil der Kursgewinne wurde wieder abgegeben und wir schlossen mit -0,25% zum Vortag. Dank einer Rallye kurz vor Handelsschluss, kamen auch die US-Indizes insgesamt recht gut davon (Dow +0,32%, S&P -0,09%, NASDAQ -0,12%, R2K -0,41%). Mein Angebot als Aktienbär: Einigen wir uns für den Tag (bestenfalls) auf ein Unentschieden, nachdem es anfänglich so aussah, als ob es ein „Black Monday“ hätte werden können.
- Interessant war in der Tat, dass der Ölpreis mit -6% den Aktiennotierungen nicht so stark zusetzte, wie wir es von der jüngsten Vergangenheit gewohnt sind. Seit Jahresanfang hat das schwarze Gold jetzt bereits 16% verloren. Wir hatten noch keinen einzigen Tag im Plus. WTI handelte gestern mit 32$ auf den niedrigsten Stand seit 2003.
- Fakt ist aber, die China-Angst bleibt der dominante Faktor. Die Tageshochs in den Aktienindizes konnten gestern wieder nicht gehalten werden (1.929 im S&P, 9.976 im Dax). Unter der Oberfläche verändert sich die Stimmung unter den Marktteilnehmern dramatisch. Der Handel ist nicht mehr mit der Frage verbunden, wo die Aktien ihren Boden ausbilden könnten. Vielmehr lautet die Frage jetzt, wie schnell eine jede Rallye zum Abbau von Risikopositionen genutzt werden wird.
- Vergleichen wir die Situation jetzt mit der um die Zeit um den „Black Monday“ im August. Damals hatten die meisten Analysten noch Kursziele im S&P von >2.100 (multiples 17x EPS), die EZB stand in den Startblöcken mit „what ever it takes“ und Öl war mehr als 20$ höher im Kurs. Das alles hat sich seither gründlich geändert. Kurzfristig ist ein technischer „bounce“ möglich (OPEX, überverkaufte Technik, zwischenzeitliche Yuan Stabilisierung), ABER jede Hausse wird wie zuletzt an Momentum verlieren und sollte zum Verkaufen genutzt werden. Selbst die Gegenbewegungen nach oben im August waren viel stärker als die jetzigen. Sofort wird verkauft, wenn der S&P 5 oder 10 Punkte an Boden gut gemacht hat. Das ist ein sehr bärisches Zeichen.
- Amerikanische Staatsanleihen (und damit auch Bundesanleihen) handelten gestern schwächer. 5, 10 und 30 jährige Treasuries verloren alle an Boden, stiegen in der Rendite (5yr +3bp, 10yr +6bp, 30yr +6bp). Es wird weiter darüber spekuliert, daß die Chinesen hier zur Stabilisierung des Yuan Treasuries verkaufen.
- Auffallend ist zur Zeit der Anstieg des TED-Spreads. Es ist die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und den 3-Monats Schatzwechsel in den USA. Eine Ausweitung könnte ein Indiz für Stress bei den Banken sein, da es sich dabei um einen Indikator für das Vertrauen in den Bankensektor handelt.
Weitere Meldungen:
– Monte Pachi wurde gestern nach -5% in Mailand vom Handel ausgesetzt.
– Nikkei heute nach dem Feiertag -2,71%
– Alcoa: Q4 Umsatz 5,25 Mrd. $ (erw. 5,3), bereinigter Gewinn je Aktie 4c (erw. 2). Aktie zunächst nachbörslich fester, danach wurden die Gewinne wieder abgegeben.
– VW: Konzernchef Müller hält den Rückkauf von mehr als 100.000 Fahrzeugen in den USA für eine wahrscheinliche Option. Nachbesserungsaufwand zu hoch.
– China; Laut Reuters haben sich die neuen notleidenden Kredite bei Banken in 2015 mehr als verdoppelt.
– Fed: Lockard sieht die Zinsen im Januar eher unverändert. März sei dagegen eine Option. Talfahrt an den Börsen werde der Wirtschaft voraussichtlich nicht schaden. Anmerkung; Markt preist die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im März allerdings gerade signifikant herunter (Wahrscheinlichkeit jetzt 36,8% nach 55% vor einer Woche).