Dax und S&P500 versuchten sich am Freitag in der Rückeroberung der verlorenen Punkte vom Donnerstag. In der ersten Tageshälfte sah das alles auf den ersten Blick auch recht vielversprechend aus. Der Dax legte in der Spitze um bis zu 1,51% zu. Ab dem späten Nachmittag begannen bei uns, wie auch an der Wall Street die Kurse aber wieder nachzugeben. Während der Dax einen Großteil der Gewinne bis zur Schlussglocke retten konnte (Close +0,96%), reichte es im S&P nur für ein kleines Plus von 0,28%. In der Spitze waren es immerhin +1,00%. Diese relative Schwäche war in sofern verwunderlich, als das der Ölpreis um 5,5% zulegte (ohne offensichtlichen Grund übrigens) und der Yen eine kleine Atempause in seiner Rallye gegen den US-Dollar einlegte (USD/JPY von 108,00 auf 109,00 am Freitag). Unterm Strich ist die Price Action am Freitag wohl eher als technische Gegenreaktion zu werten. Der Dax schaffte noch nicht einmal den Angriff auf den nächsten wichtigen Widerstand um die 9.700 (Hoch am Donnerstag). Ein Durchbruch wäre die Mindestvoraussetzung für ein sich wieder verbesserndes Bild in der Technik gewesen. Der Deckel bleibt drauf.
Die Wochenbilanz war trotz des Schlussspurts am Freitag schwach. Der Dax verlor -1,75%, S&P -1,2%, Nikkei -2,12%, Hongkong -0,62% und Shanghai -0,83%. So imposant die Rallye seit dem 11. Februar auch war, der maßgebliche S&P500 tritt nun quasi schon seit Mitte März auf der Stelle. Momentum, Anschlußkäufe geschweige denn Befreiungsschläge,…. sehen anders aus!!! Die sich etwas verbessernden Makrodaten aus China, die überraschenden geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken (EZB 10.März, Fed 16. März/29. März/6. April), bessere Exportaussichten für US-Unternehmen in Form eines schwächeren Dollars und eine Mega-Rallye im Ölpreis, reichen offenbar nicht mehr aus.
Kein Wunder. 1) Die Shorties (unter anderem beispielsweise die meisten CTAs) sind in den Markt gespült, viele sind auf die Longseite gewechselt (Risk Parity Portfolios & Macro Funds). 2) Gemessen an den Multiples von 17x im S&P, sind Aktien auf aktuellem Niveau alles andere als günstig. 3) Die zwischenzeitliche Schwäche des US-Dollars erscheint langsam übertrieben. Selbst wenn die Fed die Zinsen nicht 4x, sondern nur 2x anhebt, ist das immer noch eine große „Policy Divergence“ in einer Welt, in der alle anderen da draußen die Geldpoltik im noch nie da gewesenen Ausmaß lockern. 4) Der aktuelle Narrativ um die Fed und um den Ölpreis wird sicherlich sehr bald auf die Probe gestellt. Der Markt preist leichtsinnigerweise so gut wie keine Zinserhöhung in diesem Jahr ein. Das Meeting in Doha am 17. April wird wahrscheinlich eine Enttäuschung für die Öl-Bullen. Selbst wenn man sich auf das Einfrieren der Produktion einigen sollte, läuft eben diese doch auf Rekordniveau. Ernsthaft, was soll das bringen???
Nun warten wir alle gespannt auf den offiziellen Beginn der Earnings Season für Q1. Den Anfang macht wie immer am heutigen Montag Alcoa (nachbörslich). Weitere wichtige Veröffentlichung in der neuen Woche sind unter anderem…..
Mittwoch: JP Morgan (vorbörslich)
Donnerstag: Bank of Amerika, Delta, Wells Fargo, Black Rock (alle vorbörslich)
Freitag: Citi, Inofsys, First Horizont (vorbörslich).
Insgesamt werden die Quartalszahlen der US-Unternehmen in punkto Gewinn und Umsatz sicherlich erneut alles andere als rosig ausfallen. Mit der schwächsten Berichtssaison seit 2009 ist zu rechnen. Allerdings haben wir seit geraumer Zeit ja das bekannte Spiel am laufen. Im Anlauf auf die Earnings Season senken Analysten ihre Prognosen derart weit nach unten, dass die tatsächlichen Zahlen dann diese Erwartungen nicht selten übertreffen. Das wiederum wird dann von den Marktteilnehmern gefeiert. Meist reicht dafür sogar ein „not as bad as expected“.
Auch wenn wir diesmal von dieser Farce wieder beglückt werden sollten, macht das einen S&P500 auf aktuellem Niveau bestimmt nicht attraktiver für Käufer.
Spät am Freitagabend gab die amerikanische Notenbank bekannt, dass sie heute ein Sondertreffen abhalten werde. Letztmalig passierte das Ende November letzten Jahres. Kurze Zeit später nahm sie die erste Zinserhöhung vor. Das heutige Meeting kann also von Bedeutung sein, muss es aber nicht.
Der japanische Yen als Risikoindikator bleibt momentan das Maß aller Dinge. Dessen Rallye basiert auf der Auflösung von Carry-Trades, auf der Tatsache, dass immer mehr Investoren den Glauben an „Abenomics“ verlieren und auf den typischen „Flows“ zum Ende es Fiskaljahres in Japan.
Die Verantwortlichen in der Politik und bei der BoJ stecken in einem Dilemma und sind zunehmend machtlos. Die QE-Wertpapierkäufe nähern sich ihrem logistischem Limit. Der BoJ gehen schlichtweg die Papiere aus, die man kaufen kann. Legt man bei NIRP noch eine Schippe drauf, riskiert man wieder ähnliche Turbulenzen wie Ende Januar, als der Niedrigzins eingeführt wurde. Abe’s Glaubwürdigkeit könnte weiter Schäden nehmen, wenn es zu massiven Fiskalpaketen und/oder zu einer Verschiebung der Mehrwertsteuererhöhung kommt. Die Möglichkeiten Japan’s am Devisenmarkt gegen den starken Yen zu intervenieren, sind im Anlauf auf das G7 Treffen am 26. Mai begrenzt. Japan ist Gastgeber.
Auch heute Morgen legte der Yen wieder gegen den US-Dollar zu. USD/JPY sinkt unter die 108,00, Nikkei -0,44%.
In China sind die Verbraucherpreise im März weniger als erwartet gestiegen. Die Inflationsrate lag mit 2,3% auf dem Niveau des Vormonats. Die Erzeugerpreise fielen dagegen um 4,3%. Seit vier Jahren verzeichnen wir aufgrund niedrigerer Rohstoffpreise und Überkapazitäten in der Industrie hier einen Rückgang.
Spanien will nach einem Bericht der Zeitung „El Pais“ die EU-Kommission um ein Jahr mehr Zeit für die vereinbarte Haushaltskonsolidierung bitten.
Die Gläubiger der Krisenbank Heta müssen sich auf einen Schuldenschnitt von knapp 54% auf vorrangige Anleihen einstellen. Die Halter von nachrangigen Papieren gehen komplett leer aus. Das verkündete die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) am Wochenende.