- Gestern wurde dem Dax eine Atempause gegönnt. Der überraschende Rückgang der API Öl-Lagerbestand, welcher spät am Dienstagabend veröffentlicht wurde, war der Auslöser für den freundlichen Start in den Handel. Feste Ölnotierungen zogen auch den Dax mit. Im Anlauf auf das Hoch des Vortages @9.620 scheiterten wir dann aber mehrmals, denn die US-Indizes gerieten zu ihrem Handelsbeginn zunächst unter Druck. Als am Nachmittag das US-Energieministerium dann die offiziellen Lagerbestände der USA veröffentlichten und die API Daten des Vortages bestätigt wurden (Öl daraufhin +5%), war der freundliche Schluss im Dax perfekt (+0,64% @9.624). Ein weiterer Faktor, der die Wall Street gestern antrieb, war die Spekulationen über neue M&A-Deals nach der geplatzten Pfizer/Allergan-Übernahme. Äusserungen des Allergan CEOs Saunders, wonach man jetzt andere Übernahmen in Erwägung ziehe, sorgten für entsprechende Phantasie. Nicht bei großen, aber kleineren Unternehmen. Die zuletzt stark gebeutelten Drug/Biotech-Aktien legten kräftig zu (Sektor +5%). Von der ausgelösten Rallye dort, liess sich der Rest des Aktienmarktes ebenfalls anstecken.
- Weiter großes Gesprächsthema bleibt denn auch, dass man in den USA nun mit verschärften Regelungen gegen die Steuerflucht von US-Konzernen rechnen muss (tax inversions). Diese Praxis war für viele Firmen sehr erträglich und auch die Großbanken profitierten davon, da die Investment Banking Abteilungen diese M&A-Deals einzufädeln. Es ist kein Geheimnis, dass die „tax inversion“ Praxis der letzten Jahre der Haupttreiber für große Firmenzusammenschlüsse waren. Eine positive Seite hat die jüngste Entwicklung vielleicht. Tausende von Arbeitnehmern, die im Zuge dieser steuerinduzierten Megafusionen eigentlich ihren Job verloren hätten, bleiben in Beschäftigung. Vielleicht gewinnt ja doch auch einmal die steuerzahlende Mittelschicht.
- Banken galten bis vor kurzem noch als die Hauptprofiteure des anstehenden Zinserhöhungszyklus. Viele Investoren haben deshalb auf deren Aktien gesetzt. Jetzt leiden diese Titel unter den Negativzinsen, faule Kredite belasten die Bücher, der Eigenhandel als einstige Cash-Cow ist dank Basel III Vergangenheit und nun drohen zu allem Überfluss auch noch die großen M&A Deals seltener zu werden. Nach Angaben der Bank of America, ist das Volumen der M&A Deals im März ohnehin erneut gefallen ($107Mrd. vs. $140Mrd. Februar, $157Mrd. im Januar und $410Mrd. im November, ……dem „peak“ des letzten Jahres). Man darf gespannt sein auf die nahende „Earnings Season“ und der Veröffentlichung der Quartalszahlen der Banken. Trotz der freundlichen Aktienmärkte, zählten Bankaktien gestern zu den Underperformern.
- Das unterm Strich „hawkishe“ FOMC-Protokoll trübte die Freude über die Öl-Lagerbestände nur kurzzeitig ein. Aus diesem ging hervor, dass einige Fed-Mitglieder die Zinsen beim letzten Treffen anheben wollten. Die eingepreiste Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung für den Sommer zog deshalb leicht an.
- Eines war gestern sehr verwunderlich. Der überaus freundliche Handelsverlauf in der zweiten Tageshälfte, der wie gesagt eindeutig den festen Ölnotierungen geschuldet war, ging gleichzeitig einher mit einem festen Euro und Yen. Diese Situation dürfte nicht lange anhalten. Gegen den US-Dollar legte die japanische Währung gestern weiter kräftig zu. Wir haben dadurch mittlerweile trotz verbaler Intervention die 110,00 nach unten durchbrochen. Heute Nacht legte der Yen sogar noch weiter zu und liegt aktuell bei 108,81!!! Dies könnte jetzt sehr schnell zum Belastungsfaktor für Risikoanlagen werden, wenn sich die erste Euphorie über den gestiegenen Ölpreis gelegt hat. Trotz der positiven Vorgaben aus den USA, tritt der japanische Aktienmarkt heute auf der Stelle.
- Erstmals hat ein Volkswagen-Vertragshändler in den USA den Konzern wegen des Abgasskandals verklagt. Der Eigentümer von drei VW-Autohäusern in Illinois und Florida reichte die Klage bei einem Bundesgericht in Illinois ein< wie einer seiner Anwälte sagte. In dem Rechtsstreit gehe es auch um Vertriebspraktiken und die Preisgestaltung. Eine Volkswagen-Sprecherin lehne eine Stellungnahme ab (Reuters/Steubing).
- Die Holländer haben das Handelsabkommen mit der Ukraine mit einer Mehrheit von 61 zu 38 abgelehnt. Das nicht bindende Referendum gilt als Stimmungstest gegen die EU. Ministerpräsident Rutte hat zugesagt, das Ergebnis zu respektieren (Coba).