- Die Wall Street wirkte nach Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichtes orientierungslos und blieb es auch bis zur Schlussglocke. Der S&P Index erholte sich von dem zwischenzeitlichen Tagestief (1.986) ebenso, wie er die Tageshochs (2.009) nicht halten konnte. Nach der Achterbahnfahrt, reichte es für ein kleines Tagesplus von 0,33% und ein Wochenplus von 2,6%. Na, immerhin!!!
- Die Rallye der letzten drei Wochen hat dazu geführt, dass wir in der Stochastik der Charttechnik (McClellan Oscillator) nun eine so stark überkaufte Situation vorliegen haben, wie zuletzt Anfang des Jahres 2009!!! Auch damals, im November 2008 kam es im Anlauf auf ein G20-Treffen zu einem Mega-Short-Squeeze, einer berüchtigten Bärenmarktrallye (+25%) bis weit in den Januar hinein. Danach folgte ein Crash mit neuem Verlaufstief (-30%), als sich die Hoffnung auf marktstützende Maßnahmen nicht erfüllte. Im März 2009 bewahrte dann das QE1 der Fed in buchstäblich letzter Sekunde das Weltfinanzsystem vor einer Kernschmelze.
- Nachdem nun auf dem G20-Treffen am vorletzten Wochenende das Gleiche rauskam, NICHTS, und auch die Chinesen auf ihrem Volkskongress in den letzten zwei Tagen nichts „Magisches“ auf den Weg brachten, liegen jetzt alle Hoffnungen auf unserem Super-Mario am Donnerstag. Die Erwartungen an ihn sind brutal hoch. Sie sind so hoch und eingepreist, dass selbst wenn er liefert, eine „Buy the Rumor, Sell the Fact“-Reaktion immer wahrscheinlicher wird. So kam es am 4. Dezember, als er die Zinsen senkte und der Aktienmarkt trotzdem einbrach. Ich glaube nicht an eine Rallye wie Anfang 2015, als Draghi sein eigenes QE-Programm lancierte. Die Rallye war imposant, aber auch damals kam bereits ab April Zweifel darüber auf, ob uns aggressive Zentralbankpolitik wirklich aus der Deflationsspirale heraushelfen kann. Werden wir diesmal bei weiteren Maßnahmen auf einmal zu dem Ergebnis gelangen, dass diese katastrophale Geldpolitik doch Früchte trägt?!?!?!?!
Sein Aussage „whatever it takes“ vom Juli 2012 war ein gigantischer Bluff. Tatsächlich hatte er auch damals keinen Plan. Seither hat die EZB auch nie agiert, sondern immer reagiert und sich vom Markt immer weiter in eine Ecke manövrieren lassen. Aus dieser kommt sie auch nicht mehr raus, es sei denn, sie wirft das Handtuch. Die Fed hat es getan und versucht sich in einer Normalisierung der Geldpolitik (mit den entsprechenden Nebenwirkungen für Risikoanlagen). Die EZB glaubt dagegen noch an Wunder. Sie hat noch nicht erkannt, dass Zentralbanken mittlerweile vom Heiler zum Hauptproblem der Märkte mutiert sind. Anders als 2009, haben sie keine Glaubwürdigkeit und Munition mehr. Ein Analyst von Nomura fasste es treffend in Bezug auf die Lage der BoJ und EZB vor ihrer nächsten Entscheidung zusammen: „Damned if they do, damned if they don’t“!!! - In diesem Zusammenhang passt der am Wochenende veröffentlichte Quartalsbericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wie die Faust aufs Auge. Sie hat in den letzten zwei Jahren mehrfach vor den Auswüchsen der Politik des billigen Geldes gewarnt und tut es auch diesmal mit sehr besorgniserregenden Zeilen (siehe meinen letzten Blog-Eintrag). Sehr hohe Schuldenstände in der Welt in Kombination mit historisch niedrigen Zinssätzen bringen die Finanzmärkte und ihre Teilnehmer an „Grenzen des Undenkbaren“, zitiert die FAZ. Unter anderem wird darauf hingewiesen, dass der turbulente Jahresauftakt an den Finanzmärkten nur der Auftakt gewesen sei für das was noch vor uns liegt. Claudio Borio, Leiter der Wirtschafts- und Währungsabteilung, wird unter anderem mit den Worten zitiert: „In der zweiten Phase Anfang Februar, die kürzer, aber vielleicht besorgniserregender war, stand die Solidität global tätiger Banken im Mittelpunkt.“ Das klingt nicht gut!!! Welche Bank(en) und CoCo-Emittenten er da wohl gemeint hat???
- Man schaue sich denn auch einfach mal ab dem Frühling 2015 den Verlauf im Dax an. Er legt seither ein Muster aus niedrigeren Hochs und niedrigeren Tiefs hin, obwohl die EZB auf allen Zylindern „Geld druckt“. Das ist ein Abwärtstrend! Fazit: Jede Gegenbewegung nach oben, sollte seitens konservativer Investoren weiterhin zum Abbau von Risikopositionen genutzt werden. Es ist normal, dass der Markt atmet. Es sollte als Chance gesehen werden, sein Kapital zu retten.
Die Erleichterung bzw. Euphorie über die Rallye beim momentanen siamesischen Zwilling, Öl, ist ähnlich groß. Auch hier empfiehlt sich ein Blick auf die Charts. Wie oft hatten wir hier in den letzten zwei Jahren „false bottoms“ und dann ging die Reise doch wieder abwärts?!? Bodenbildungen gehen immer mit massiven „Kapitulations-Trades“ einher, das haben wir bisher weder am Aktien-, noch am Ölmarkt gesehen. - Das alles bringt uns zum nächsten Thema, dem einzig wahren Geld. Die meisten Analysten geben an, dass der Hauptgrund für den starken Anstieg des Goldpreises seit Jahresanfang (+20% in Euro) der Tatsache geschuldet sei, dass erstens die EZB in ihrer Geldpolitik noch mehr aufs Gas drückt und zweitens, die möglichen Zinserhöhungen der Fed von den Märkten ausgepreist werden. Niedrige, keine oder negative Zinsen senken die Opportunitätskosten der Goldinvestoren, so das Argument und deshalb steige die Nachfrage nach dem Edelmetall. Klingt logisch!
Leider entspricht das nicht ganz der Wahrheit. Investoren auf der ganzen Welt stürzen sich auf das Edelmetall, weil unsere Zentralbanker grandios bei ihrem Versuch gescheitert sind, die Welt zu inflationieren und auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen. Ihre Maßnahmen hatten zur Folge, dass die private und öffentliche Hand nun Verschuldungsgrade erreicht hat, die untragbar geworden sind (wie es die BIZ o. beschreibt). Da Verschuldung nichts anderes als vorgezogenen Konsum bedeutet, der in Zukunft wegfällt, geht der Grenznutzen jeder neuen Einheit billigen Geldes nun gegen Null. Mehr noch, jede neue geldpolitische Maßnahme schädigt unser Wirtschaftssystem mittlerweile mehr, als es ihm nutzt. Statt sich dieser Tatsache zu stellen und die Geldpolitik endlich zu normalisieren, wird genau das Gegenteil von den meisten Zentralbanken da draußen getan. Sind niedrige Zinsen oder gar Nullzinsen wirkungslos, dann halt noch eine Schippe drauf – Negativzinsen zusammen mit einer Kampagne gegen das Bargeld. Das diese Vorgehensweise in einer Katastrophe enden wird, ist jetzt nicht mehr nur uns Anhängern der „österreichischen Schule“ klar. Ergebnis: Der Run aufs Gold hat begonnen.