- Nach der sehr negativen Reaktion des Bund Futures am Dienstag auf die Inflationszahlen in Deutschland (wir berichteten), waren gestern natürlich die Daten zur EWU-Inflationsrate interessant. Diese stieg im Dezember auf 1,1% (nach +0,6% im Vormonat) und bestätigen damit das Ende der Nullteuerung. Es war der vierte Anstieg hintereinander. Haupttreiber ist der deutlich höhere Ölpreis mit den entsprechenden Basiseffekten. Ein schwacher Euro trägt sein Übriges dazu bei. Aus dieser Entwicklung lässt sich zwar noch lange nicht ein sehr starkes Anziehen der Inflation ableiten, aber einige Ökonomen erwarten, dass die EZB dies zum Anlass nehmen wird, die Wertpapierkäufe in der zweiten Jahreshälfte weiter runterzufahren (Tapering).
- Das alles bedeutet Gegenwind für Bundesanleihen und somit tat sich der Bund Future auch gestern eher schwer. Mehrere Befreiungsschläge nach oben blieben erfolglos (Cose -2 Ticks). Interessant war auch die Entwicklung am ganz kurzen Ende des Zinsmarktes. Erstmals seit 2009 stieg der 3-Monats-Dollar-Libor im Fixing wieder über die Marke von 1%. Auch beim wichtigsten Interbankenzins haben die gestiegenen Inflationserwartungen also ihre Spuren hinterlassen. Trump lässt grüßen. Das ist sehr wichtig wenn man bedenkt, wie viele der in Dollar laufenden Kredite mit flexibler Rate finanziert wurden. Von dem Effekt auf die Derivatewelt ganz zu schweigen. Man beachte in diesem Zusammenhang den „Libor Floor“ bei den CLOs. Ich bleibe dabei. Für die Tendenz der Risikoanlagen in 2017 sind die Renditen am Bondmarkt entscheidend. Wehe wir erleben ein ähnlich starkes Momentum nach oben wie im abgelaufenen Quartal. Aktien haben in meinen Augen nur weiteres Aufwärtspotential, wenn sich kein starker Anstieg der Renditen einstellt.
- Dax und EuroStoxx traten gestern Dank eines kleinen Schlussspurts im Vergleich zum Vortag auf der Stelle. Am Vormittag sah es zunächst danach aus, dass sich erstmals seit längerer Zeit im regulären Handel mal wieder so etwas wie Momentum auf der Downside entwickeln würde. Ausgehend vom Tageshoch @11.618, fiel der Index um fast 100 Punkte auf 10.530. Nach einer Wellenbewegung konnte dann am Nachmittag aber ein zweites Standbein bei 11.540 ausgehämmert werden. Es reichte für ein Closing auf Vortagesniveau.
Die Hoffnung der Bären, dass sich wie in den Vorjahren gleich zum Jahresanfang eine Abwärtsdynamik entwickelt, bleibt damit weiterhin unerfüllt. Aktienbullen verweisen auf die noch negativeren Realzinsen die sich einstellen, wenn (!) das Zinsniveau niedrig bleibe und die Inflation anziehe. Das mache Aktien umso attraktiver. Sie dienen als Inflationsschutz.
Die US-Indizes präsentierten sich freundlicher (Dow +0,3%, S&P +0,57%, Nasdaq +0,88%) und holten gestern ihre Underperformance vs. Dax von Ende Dezember wieder vollends auf. Für die Bullen war das ein wichtiger Schritt. Ohne, daß die Amis nachziehen, wäre es bei uns schwer mit weiteren Kursgewinnen. Spannend wird jetzt zu sehen sein, ob der Dow Jones abermals an der Marke von 20.000 scheitert. Hier kam bisher stets Verkaufsdruck auf. - Am Devisenmarkt drehte sich alles um die plötzliche Dollarschwäche. Die FOMC-Sitzungsprotokolle kamen per Saldo zwar „hawkish“, davon profitierte der Dollar allerdings nicht. Der Begleittext brachte dem Markt wahrscheinlich keine neuen Erkenntnisse. Die Fed Fund Futures, welche zwei Zinserhöhungen in 2017 einpreisen, änderten sich nicht. EUR/USD erholte sich von den Kursverlusten des Vortages und stieg auf 1,0480. Auch Yen und Yuan legten gegen den Greenback zu. Der Mexikanische Peso blieb die Ausnahme (erneut schwach dank Ford/Trump).
China stemmt sich offenbar gegen die Kapitalflucht aus dem Yuan. Auch heute Nacht in Asien präsentiert sich der Dollar erneut schwächer. Gold & Yuan fest, EUR/USD steigt auf @1,0559. Stories machen seit zwei Tagen die Runde, wonach die chinesische Regierung die Banken und staatliche Unternehmen aufgefordert habe, den Dollar abzustoßen. Interessanterweise tut die Yuan-Stärke der Hausse im Bitcoin keinen Abbruch. Dieser jagt von Rekordhoch zu Rekordhoch. Die Chinesen kaufen wie besessen. Die Umsätze an den großen Bitcoin-Börsen sind brutal. Auf www.fiatleaks.com wurden gestern Mittag innerhalb von 3 Stunden über 120.000 Bitcoins gegen Fiat-Geld getauscht. Da hüpft das Herz eines „Österreichers“. Natürlich bin ich mit der fundamentalen Bewertung der „digitalen Revolution“ weiterhin komfortabel (aktuell 1.100€). Eine Korrektur wäre langsam aber sicher trotzdem mal wieder gesund.