- Kaum witterten die Bären Morgenluft und glaubten an ein Durchmarschieren auf die 11.400 im Dax, kam eine Rallye aus dem Nichts. Der Dax eröffnete nicht nur mit einem ordentlichen Opening Gap von fast 80 Punkten nach oben, sondern konnte darüber hinaus noch weiter zulegen. Somit war es die letzten drei Tage für beide Seiten ein richtiger „Pain Trade“. Bullen & Bären lecken sich nun die Wunden. Das hat vielen Investoren wieder richtig Geld gekostet und erinnert an die vielen Marktphasen, mit denen das vergangene Jahr aufwartete. Alleine die vielen Stops, die am späten Dienstagnachmittag gezogen wurden (siehe z.B. die fette rote 120 Minuten Kerze), waren grausam wenn man jetzt sieht, wie einfach der Schritt wieder zurück in Richtung 11.700 war.
- Das sich zuletzt stark eingetrübte Bild in der Technik hellt sich mit der gestrigen Bewegung wieder auf. Für eine komplette Entwarnung bräuchten die Bullen allerdings einen Schlusskurs über der 11.700. Dieses Level konnte gestern nicht gehalten werden (gestriges Hoch 11.723, Close 11.659). Die Technik wäre dann wieder „neutral“ bis „leicht bullisch“. Das gestrige Opening-Gap im Dax war vorprogrammiert als klar war, dass sich der S&P im späten NYer Handel komplett wird erholen können. Anders als im Januar 2016, präsentiert sich dieser heuer bisher deutlich robuster. Im Januar 2016 schloss der Index an neun Tagen 1% oder mehr im Minus. Im gerade abgelaufenen Januar 2017 ist das erstmals seit 2013 kein einziges Mal passiert.
- Für die Anleihemärkte war es einer der schlimmsten Januarmonate überhaupt. Der Bund Future fiel ausgehend vom Jahreswechsel von 164,15 auf 162,13 (gestern unter 162). Die Rendite der 10j Bundesanleihen stieg in dieser Zeit von 0,21% auf 0,43% (aktuell 0,46%). Yep, Duration tut gerade verdammt weh. Nicht nur die Renditeaufschläge griechischer und italienischer Staatsanleihen stiegen auf den höchsten Stand seit 2014, sondern angesichts der nahenden Präsidentschaftswahl auch die der französischen OATs. Das treibt einem die Sorgenfalten auf die Stirn. Wie in letzter Zeit gesehen, gibt es Tage an denen Bundesanleihen von ihrem Status als „sicherer Hafen“ profitieren. Angesichts der Trump-Agenda und steigender Inflation hier und jenseits des Atlantiks und einer Fed im Zinserhöhungszyklus, reicht das aber nicht mehr. Noch glauben viele Marktteilnehmer, dass Draghi falls nötig unbeirrt an seinem QE-Kurs festhalten werde, auch wenn die Inflation überschießen sollte (Stichwort: „Whatever it takes“). Was aber, wenn er doch in baldiger Zukunft zurückrudern muss? Mehr und mehr preist der Markt ein, dass sich die QE-Ära dem Ende neigt. Gnade dem, der dann noch Anleihen im Depot hat.
- Beim gestrigen FOMC-Meeting gab es für Marktteilnehmer wenig Greifbares, um ihre Meinung über Zinserhöhungszyklus der Fed zu ändern. Eine Pressekonferenz gab es nicht. Die Entscheidung, nicht an der Zinsschraube zu drehen, fiel einstimmig aus. Im Begleittext wurde kaum etwas verändert. Die Notenbanker sehen die Risiken weiter ausgeglichen und Inflationskennzahlen bleiben niedrig. Alles in allem wurde das gestern alles etwas weniger „hawkish“ interpretiert, worauf der Dollar schwächer handelte. Die implizierte Wahrscheinlichkeit für einen „hike“ im März fiel von 38% auf 33% (Mai 49%, Juni 71%). Die Aktienmärkte in Fernost handeln daraufhin heute Morgen uneinheitlich. Ein fester Yen führt zu Verlusten im Nikkei (aktuell -0,90%). EUR/USD @1,0793, Gold @1,216$. Dax und EuroStoxx werden etwas leichter erwartet.