Nach starkem Impuls zum Wochenstart dümpelte der Dax die letzten drei Handelstage seitwärts vor sich hin. Noch nicht einmal fünf Terroranschläge in zwei Tagen konnten den Aktienmärkten dabei etwas anhaben (2x Messer-, 1x Hammerattacke in Frankreich, je 1x Bombe in UK und Schweden). Willkommen in der neuen Realität. Mehr noch, Scotland Yard schien sich dabei um den anschliessenden Tweet Trumps größere Sorgen zu machen, als um den eigentlichen Anschlag und der damit verbundenen Fahndung. Es ist schon Wahnsinn, wie sich die Welt geändert hat. In den Großstädten Europas patrouilliert mehr Militär als an den Außengrenzen und dann wundert sich das Establishment über die Reaktionen des tief verunsicherten Wählers. Diesen kann man dann natürlich belügen und blenden, oder ihn als Rassist, Nazi, Pack, Deploable und Hetzer beschimpfen. Ohne Konsequenzen wird das aber nicht bleiben. Die Wahl Trumps und das Brexit-Referendum haben es gezeigt. In weniger als einer Woche werden wir erfahren, wie der deutsche Wähler mit dieser neuen Realität tatsächlich umgeht. Stimmt, der Deutsche tickt freilich anders. Wählt er diesmal in Reaktion auf Trump und Brexit erst recht den Status-Quo, oder wird es auch hier eine entsprechende Reaktion geben?
Zum Dax. Wir werden nun sehen, ob dieser starke Impuls nur dem großen Optionsverfall vom Freitag geschuldet war, oder, ob mehr dahinter steckt. Charttechniker geben dem Index jetzt die Chance auf bis zu 12.700 zu steigen, wobei ein Durchatmen auf 12.300/400 vorher wohl ein wahrscheinliches Szenario wäre. Das sich stark verbesserte Bild in der Technik wird erst wieder negiert, wenn der Dax unter die Unterstützungszone 12.200 fällt. Der S&P handelt gleichzeitig auf einem Allzeithoch nördlich der 2.500, aber selbst im Lager der Bullen kommt zunehmend Skepsis auf. Citi und Goldman warnen vor einem Crash. Können Sie sich noch daran erinnern, als Fed-Chefin Yellen vor einiger Zeit bei einem Stand von 1.976 Punkten vor einer Überhitzung warnte?
Das Highlight kommt mit dem Fed-Meeting am Mittwoch. Mit den starken Inflationszahlen in der vergangenen Woche, stieg die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung im Dezember zuletzt auf fast wieder 50%. Vorletzte Woche lag dieser vom Markt implizierter Wert nur bei 20%. Noch wichtiger als die „hikes“ selbst wird aber sein, ob die Fed-Governeure es nun ernst meinen mit einer Reduzierung ihrer Bilanzsumme. Das Aufblähen eben dieser, korrelierte in den letzten Jahren 1 zu 1 mit dem Verlauf der Aktienindizes an der Wall Street. Schrumpft die Bilanz, wird zu sehen sein, ob die Aktienmärkte auch in die andere Richtung mitziehen, oder eben nicht.
In einer anderen Sache feuerte das Establishment letzte Woche auf allen Zylindern. Man erklärte Bitcoin den Krieg. Aus Angst vor anhaltender Kapitalflucht und der „digitalen Revolution“, die das Regime niemals wird kontrollieren können, wurde dem Handel an den chinesischen Bitcoin-Börsen ein Riegel vorgeschoben. Yep, Regierungen hassen es, die Kontrolle über uns zu verlieren. Sie hassen freie Märkte. Dazu mahnende Worte Jamie Dimons, dem Chef von JP Morgan und schon kam es zu panikartigen Verkäufen. Ausgehend von seinem jüngsten Hoch, verlor Bitcoin bis zu 40% an Wert. Auffallend waren allerdings die brutalen Käufe in die Marktschwäche hinein. Auf „Fiatleak“ war zu sehen, dass insbesondere viele Amerikaner den Verkäufern ihre Coins dankend abnahmen. Inzwischen haben sich die Kurse wieder deutlich erholt. Am Freitagabend machten übrigens Tweets die Runde welche angeblich zeigten, dass JP Morgan als einer der größten Akteure in die Marktschwäche hinein kaufte.
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