- Der Freitag verlief in Europa ganz plötzlich und ohne Vorwarnung ganz im Sinne der Aktienbären. Der Zweifel an der Nachhaltigkeit der Trump-Rallye, gepaart mit zahlreichen schwachen Einzelaktien/Zahlen/Ausblicken (unter anderem HSBC, Tesla, Nordex, Hewlett Packard, Caterpillar) sorgten für eine deutliche „Risk-Off“ Stimmung. Als weiterer Grund wurden von einigen Marktteilnehmern die Siegchancen Le Pen’s im französischen Präsidenschaftswahlkampf genannt, dazu passte allerdings die Eurostärke nicht ins Bild. Bis zum Nachmittag stieg die Gemeinschaftswährung auf über 1,0600. Im Dax wurden die Tiefs des Vortages knapp über 11.900 mühelos nach unten durchbrochen und im Laufe der nächsten Stunden fiel dieser um über 200 Punkte (Tief 11.721). Zwischenzeitlich wurden damit die ganzen Gewinne der Woche wieder abgegeben.
- Die ganze Story wäre für die Bären zum Wochenende wohl auch recht erfolgreich ausgegangen, wenn nicht, wie so oft in den letzten Jahren, im letzten Viertel des Handelstages der Gegenangriff der Bullen gekommen wäre. Die US-Indizes hielten sich ohnehin den Tag über relativ gesehen deutlich besser als der deutsche Leitindex. Kaum schwenkte alles auf den Narrativ, die Trump-Rallye sei nun wirklich endgültig Geschichte, drehten die Aktienindizes wieder nach oben. Alle drei großen Indizes an der Wall Street – Dow/S&P/Nasdaq – verabschiedeten sich ins Wochenende mit einem Kursplus (+0,05%/0,15%/0,17%). Nachbörslich zogen auch die Dax-Indikationen mit (heute Gap). Dieser „Squeeze“ kurz vor Schluss war schon fast krank. Der Dow legte damit den 11 Tag ein Rekordhoch hin. Es ist die längste Serie dieser Art in den letzten 30 Jahren.
- Noch unglaublicher vor dem Hintergrund steigender Inflationserwartung, Tapering der EZB und Zinserhöhungen der Fed, war die starke Performance der Bundesanleihen und der US-Treasuries. Auf Wochenbasis sank die Rendite der 10j deutschen Bund von 0,30% auf 0,18%. Der Bund Future stieg von 164,43 auf mittlerweile 166,21. Die Rendite der 2j Schätze sank auf unglaubliche -0,96%. In den USA steigen die Kurse der Anleihen zusammen (!) mit denen der Aktien damit bereits seit fünf Tagen. Welcher Markt liegt falsch???
- Edelmetalle und Bitcoin hatten gleichzeitig eine hervorragende Woche. Erstmals seit der US-Wahl schloss Gold auf Wochenbasis wieder über 1.250$ und stieg damit in den vergangenen 8 von 9 Wochen an. Silber befindet sich nun bereits seit 9 Wochen im Plus und über der 200-Tagelinie. Das ist die stärkste Serie seit Frühling 2006. Bitcoin, so oft totgesagt, hält sich gegenüber allen ungedeckten Papierwährungen auf absoluten Rekordständen. Im März entscheidet die SEC über die Zulassung des Bitcoin-ETF der berühmten Winklevoss-Zwillinge. Je nachdem wie das Urteil ausfällt, könnte das für die nächste große Bewegung nach oben oder unten sorgen.
Der Run auf diese „Alternativen“ zusammen mit der Rallye in den 2j Bunds deutet jedenfalls aktuell auf absolute Nachfrage nach „sicheren Häfen“ hin und das, obwohl sich die Aktien an der Wall Street so gut halten. Vielleicht dominiert in der Anlageentscheidung der Aktienkäufer ja auch mittlerweile immer mehr der Sachwertcharakter von Unternehmensbeteiligungen in einer unkalkulierbaren Welt. Welche Bewertungen rechtfertigt das allerdings? US-Aktien sind teuer. - Highlight der Woche: Trump spricht am Dienstag vor dem US-Kongress.