Der Dax versuchte sich gestern erneut in einer Rallye und nahm dabei das Jahreshoch @10.824 ins Visier. Als dann allerdings der Anleihemarkt seine anfänglichen Kursgewinne wieder abgab (Renditen stiegen), wurde der Gegenwind schliesslich zu groß (Closing -0,15%). Der Deckel bleibt drauf. Während der Dow immerhin weitere 1,17% zulegen konnte (neues ATH, Haupttreiber Goldman & JPMorgen), reichte es im marktbreiteren S&P500 nur für ein kleines Plus von 0,2%, der NASDAQ tauchte um -0,81% ab. Hier kamen vor allem die beliebten FANG Aktien mächtig unter Druck (Facebook -5,6%, Amazon -3,6%, Netflix -5,5%, Google -2,9%).
Ich bleibe dabei, was ich an dieser Stelle in den letzten Wochen mehrmals ausführte. Eine Santa-Rallye ist möglich. Eine anhaltende Aufwärtsbewegung in Risikoanlagen darüber hinaus aber nicht, wenn es tatsächlich zu einem nachhaltigen Trendwechsel am Anleihemarkt kommt. Steigende Renditen sind absolutes Gift für den gesamten Kapitalmarkt.
Das was Fed, EZB und BoJ seit Jahren die schaffen, die Inflationserwartungen der Marktteilnehmer zu erhöhen, gelingt President Elect Trump in wenigen Stunden. Seine Pläne werfen ihre Schatten voraus (Konjunkturprogramm, Deregulierung, Handelsschranken, neue Fed-Führung). Gestern verlor der Bund Future 137 Ticks. Die Rendite der 10j amerikanischen Staatsanleihe stieg über die 2,10%. Einige Marktteilnehmer fragten sich ähnlich wie während der Turbulenzen ein paar Wochen zuvor, wann von dieser Seite der VaR-Schock einsetzt. In Portfolios mit langer Duration regnet es gerade richtig dick rein. In den letzten zwei Tagen kam es zu der größten Marktbewegung in den 30j US-Papieren seit Oktober 2011.
Als weiterer großer Belastungsfaktor kommt mit den steigenden Renditen natürlich der starke Dollar ins Spiel. Das Ganze geht Hand in Hand. Der Greenback befindet sich jetzt wieder in einem steilen Aufwärtstrend. Ganz nach dem Motto – „Make America great again“ – kratzte der Dollar-Index gestern erneut an der Marke von 99. Sollte dieser Höhenflug über die psychologisch wichtige 100 hinaus gehen, Goldman Sachs rechnet damit, heißt es anschnallen für eine in US-Dollar verschuldeten Welt mit all ihren Risikoanlagen. Viele Emerging Markets Währung und Anleihen bekamen das gestern heftigst zu spüren.
Den meisten asiatischen Aktienmärkten gefällt die Dollarstärke heute Morgen ebenfalls nicht. Die Sorge vor Kapitalabflüssen wächst. China wertete heute Nacht den Yuan im Fixing gegen den Dollar auf jenseits der 6,8 ab (6,8115 vs. 6,7885). Diese Levels haben wir zuletzt im Jahre 2010 gesehen.