- Nach der Euphorie zum Wochenauftakt, setzte gestern wieder Ernüchterung ein. Zunächst versuchte der Dax sich noch einmal an einem nachhaltigen Durchbruch der wichtigen Widerstandsmarke @10.650 (Hoch 10.693) und bröckelte am Nachmittag dann allerdings deutlich ab (Closing -0,44% @10.577). Ein ekliger „Head Fake“ wurde hingelegt.
Die Hochs wurden erklommen, als EUR/USD unter die 1,1100 fiel (schwacher Euro, gut für deutsche Exporte, …so die Algos). Im Laufe der nächsten Stunden wurde allerdings klar, dass ein starker Dollar wohl dann doch nicht so bullisch für Risikoanlagen sein dürfte (siehe beispielsweise den jüngsten Verlauf ZAR, TRY, NZD usw.). Die im Markt implizierte Wahrscheinlichkeit dafür, dass in diesem Jahr noch eine Zinserhöhung seitens der Fed ansteht, ist mittlerweile auf 70% gestiegen. Das Fed-Mitglied Rosengren zeigte sich gestern „hawkish“. Für Enttäuschung sorgte ausserdem das Zurückrudern der Russen in Sachen OPEC-Deal. Der Energieminister Alexander Novak, erteilte einer Kürzung der Fördermengen eine klare Absage. Einfrierung auf aktuellem Niveau (übrigens Kapazitätsobergrenze der Russen), ja, aber keine Kürzung. Auch der Chef des größten Öl-Produzenten des Landes blies ins gleiche Horn. Die enttäuschten Quartalszahlen von Alcoa (-11%) taten ihr Übriges.
Zu guter Letzt machte dann noch eine Analyse der Citibank die Runde. Hier sieht man in der Charttechnik der amerikanischen Aktienmärkte enorme Ähnlichkeit mit der Price-Action im Anlauf auf den verheerenden Crash im Herbst 1987 (Dow damals -22% an einem Tag).
Mit -1,24% schloss der S&P500 gestern unter seiner 100 Tagelinie und legte den schwächsten Tag seit dem 9. September hin. Momentum Stocks underperformten besonders stark, NASDAQ -1,54%. Amerikanische Staatsanleihen konnten davon nicht profitieren, sie kamen ebenfalls unter Druck. Der Volatilitätsindex VIX stieg dagegen um fast 15% auf 16,5 und damit über seine 200 Tagelinie. Auch die Vola am Anleihemarkt steigt derzeit. Braut sich da was Böses zusammen??? - Asien: Heute Nacht haben die Chinesen den sechsten (!) Tag in Folge ihren Yuan abgewertet. Das ist die längste Serie seit neuen Monaten. Ich frage mich, ob deshalb Bitcoin nach einer längeren Atempause mal wieder einen Sprung von fast 30 USD nach oben gemacht macht. Asien handelt heute Morgen meist deutlich im Minus. Die Rendite der 10j australischen Staatsanleihen ist in den letzten zwei Wochen um 40 Basispunkte gestiegen. Kein Wunder, dass man sich heute noch schnell bemühte, erstmals eine 30 jährige Anleihe im Volumen von A$7,6Mrd zu begeben.
- Auch wenn ich mich wiederhole, aktuell sticht die positive Korrelation fast aller Anlageklassen ins Auge. Immer häufiger gab es zuletzt Marktphasen, in denen Aktien, Anleihen, Edelmetalle, Emerging Markets, Rohstoffe und diverse Währungen (Pfund Flash Crash) gleichzeitig unter Druck kamen. So auch gestern und das bei steigender Vola! Für die meisten Vermögensverwalter ist das eine Katastrophe, da ihr Portfolioansatz komplett versagt. Die verheerende Geldpolitik der Zentralbanken – man hat sich schlichtweg in eine Sackgasse manövriert – sorgt für immer illiquidere Märkte aus denen gleichzeitig immer mehr Investoren ihre Gelder abziehen. Eine saisonal bedingte Jahresendrally an den Aktienmärkten schließe ich weiterhin nicht aus. Wir wissen nämlich, wie schnell die Märkte dann doch wieder sämtliche Risiken ausblenden können. ABER, für eine steigende Tendenz über Neujahr hinaus sind unbedingt weitere expansive Zentralbankmaßnahmen notwendig (Aktienkäufe, QE4 oder Helikoptergeld), anderenfalls werden wir es sehr bald mit einem Crash der Risikoanlagen auseinandersetzen müssen. Das Dilemma um die Deutsche Bank, politische Risiken (US-Wahl, Italien Referendum, Portugal, Spanien, Bundestagswahl 2017), das schwache Wirtschaftswachstum, eine Fed die Zinserhöhungen signalisiert und der „Taper-Talk/Stealth Taper“ der EZB/BoJ, werden ansonsten für einen Showdown sorgen. Die Price-Action der letzten Wochen erinnert nicht nur sehr stark an 1987, sondern auch an die im Jahre 2008 kurz vor der Lehman-Pleite.