- Der Dax führte gestern ein seltsames Eigenleben. Trotz weiter steigender (!) CDS-Spreads auf die Deutsche Bank, handelte deren Aktie zusammen mit dem deutschen Leitindex (+1,03%) fester. Das war erstaunlich. Hat da etwa jemand aktiv nachgeholfen? Während der deutsche Aktienmarkt auf heile Welt machte, preist der Markt für Kreditausfallversicherung eine immer höhere Wahrscheinlichkeit für eine Insolvenz der Bank ein. Das passt nicht!!!
Das alles wird noch sonderbarer wenn man bedenkt, dass gleichzeitig die Indizes an der Wall Street den zweiten Tag in Folge den Rückzug antraten (S&P -0,50%, Dow -0,47%). Der typische „ramp“ in den letzten 30 Minuten verhinderte Schlimmeres. Das Drama um die Deutsche Bank sorgt hier weiter für Zurückhaltung, insbesondere nachdem klar wurde, dass die Meldung vom Freitag über eine angebliche Einigung mit dem amerikanischen Finanzministerium eine Finte war. Zudem präsentierte sich das Fedmitglied Jeffrey Lacker falkenhaft und sorgte dafür, dass die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im Dezember anstieg. Das beflügelte den US-Dollar. Der Dollarindex stieg auf ein 3-Monatshoch (Yen, Euro, Pfund, Gold und so ziemlich alles andere dadurch schwächer).
Genau eben diese Dollar-Stärke, sollte sie den länger anhalten, wird den Märkten für Risikoanlagen auf Dauer nicht gefallen. Somit ist alles in allem fraglich, ob der Dax diese „Alles-Ist-Gut-Show“ wird fortsetzen können. Die zuletzt gestiegene positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen bleibt ausserdem weiter verhältnismäßig hoch. Anleihen handelten gestern in den USA ebenfalls schwach. Die „Risk Party“ Problematik bleibt also weiter ein zusätzliches Damoklesschwert über den Märkten. - Gestern sprachen wir von „Moral Hazard“ und bekamen prompt eine wunderbares Beispiel geliefert. Der italienische Staat begab erstmals überhaupt eine Anleihe mit 50j Laufzeit. Das Volumen lag bei bei 5 Milliarden Euro. Bei einer Rendite von 2,85% waren die Investoren bereit, dem bankrotten Italien mit einer offiziellen Verschuldung von 130% des BIP bis zum Jahre 2067 Geld zu leihen. Solange es solche Idioten gibt, wird sich Italien niemals gezwungen sehen, die unbedingt notwendigen Strukturreformen durchzuführen. Das Orderbuch war mit 18,5 Milliarden fast 4x überzeichnet. Ich wette, die Käufer dieser Anleihen werden ihr Geld in Lira zurückbekommen. Ich bin dann 95 und werde diesen Morning Comment aus dem Archiv ziehen und meinen Urenkeln zeigen. In diesem Jahr haben bereits Belgien, Frankreich und Spanien das durch die EZB künstlich niedrige Zinsniveau genutzt und ebenfalls solche Langläufer emittiert.
- Ein kleines Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen, als am Abend Gerüchte aufkamen, wonach die EZB beschlossen habe, die Anleihekäufe im Rahmen des QE-Programms zurückzufahren. Die Rede war von einem leichten Rückgang um 10 Milliarden Euro pro Monat. Heisst das etwa „Tapering“??? Sofort lösten die Schlagzeilen dazu Ausschläge in Anleihen, Euro und Dax aus. Warten wir ab, ob an dieser Geschichte etwas dran ist. Schauen wir mal, wie sich der neue 50j Bond der Italiener unter diesen Umständen und im Anlauf auf das italienische Referendum schlagen wird. Ach ja, am Freitag steht ausserdem der Rating Review von Moody’s für Italien an.
Ein Sprecher der EZB dementierte kurze Zeit später. In weniger als sechs Monaten läuft das Anleihekaufprogramm offiziell ab. Wird QE verlängert, oder war die gestrige Meldung ein Testballon??? - Ein großes Gesprächsthema war der starke Kursrutsch im Goldpreis. Dieser fiel mit -3,2% so stark wie seit 2013 nicht. Es war eine Bewegung mit einer Standardabweichung von 3,5!!! Genau ab Eröffnung der COMEX, wurden in den ersten Minuten riesige Bestände an Papiergold auf den Markt geschmissen. Timing und Size nähren den Verdacht der Manipulation. Die Chinesen, sonst die größten Käufer des Edelmetalls, waren im Urlaub. Der Zeitpunkt war ideal.
Einige Marktteilnehmer zogen Parallelen zum starken Rückgang um die Lehman-Pleite herum. Auch damals war man davon ausgegangen, dass ums Überleben kämpfende Banken eigentlich einen Goldpreis beflügeln müssten. Zwischenzeitlich war aber eine Zeit lang das Gegenteil der Fall. Gold gab deutlich nach. Zum einen führte man das auf die übliche Manipulation. In einer Bankenkrise will man keinen steigenden Goldpreis, der die Panik noch verstärkt. Zum anderen auf den extremen Liquiditätsbedarf vieler Marktteilnehmer in Umfeld stark fallender Risikoanlagen und den damit verbundenen Margin-Calls. Gold wurde verkauft, um an dringend benötigtes Cash zu kommen.