- Selbst unter den Aktienbullen sehen mittlerweile immer mehr Marktteilnehmer ein, dass sich da am Himmel doch einiges zusammenbraut, was den Indizes in ihrem jüngsten Höhenflug gefährlich werden könnte. Es fehlt natürlich noch einiges, um hier und jetzt mit Gewissheit das Ende der Rallye auszurufen, aber die Heftigkeit der Abwärtsbewegung gestern Morgen erinnert doch auch wieder daran, dass die Märkte noch nicht zur kompletten Einbahnstraße geworden sind. Kein Wunder, von 10.800 bis 11.000 liegen starke Widerstände im Dax, die einige zu Gewinnmitnahmen veranlasst haben. Das Momentum und die „Conviction“ nach oben lassen nach. Jede Aufwärtsbewegung wurde gestern zum Verkauf genutzt. Die doch so typische US-Rallye kurz vor der Schlussglocke blieb aus. Die Kurse bröckelten zum Schluss sogar nochmals ab. Die Wall Street ging an den Tagestiefs aus dem Handel. Zumindest über die kurze Frist deutet vieles auf erstmal fallende Kurse.
- Sollte sich auf der „Downside“ tatsächlich eine Dynamik entwickeln, könnte es schnell wieder spannend werden. Aufgrund der Post-Brexit-Rallye, haben nämlich so ziemlich alle Bären ihre Shorts glattgestellt. „Shorts Throw The Towl: S&P Short Interest Tumbles To Three Year Lows“, hieß es auf dem Börsenblog Zero Hedge unter Berufung auf eine Barclays-Analyse. Auf der einen Seite fällt damit nicht nur einer der großen Kurstreiber der letzten Monate weg (keine Shorts,….kein Short Squeeze), sondern auch eine Stütze, wenn es wieder rasant nach unten geht (keine Shorts,….keine Glattstellungen der Shorts im fallenden Markt,…..keine Käufer).
- Ebenfalls mal wieder interessant, wurde es gleichzeitig am Devisenmarkt. Hier gerät der US-Dollar zunehmend unter Druck. Das Fed-Mitglied Williams sprach sich für eine Neuausrichtung der amerikanischen Geldpolitik aus. Ihm schwebt ein stärkerer Bezug auf das BIP-Wachstum und ein höheres Inflationsziel vor. Die dadurch ausgelöste Dollar-Schwäche, belastete zuerst den Nikkei in Japan (USD/JPY zwischenzeitlich unter der kritischen 100!!!), dann den Dax (EUR/USD zwischenzeitlich über 1,1300) und dann die Wall Street. Erst als das Fed-Mitglied Dudley etwas „falkenhafte“ Töne von sich gab, stoppte die Dollar-Talfahrt und die Lage beruhigte sich. Die wichtige Unterstützung im Dax (Tief Mitte letzter Woche) knapp über der 10.600 hielt deshalb erst einmal.
- Bei der Fed scheint man unter den Mitgliedern zunehmen gespalten darüber zu sein, wie es denn mit der Geldpolitik weitergehen soll. Mehr noch, die Gouverneure drehen nach Belieben ihr Fähnchen im Wind. Am 01. August sagte Dudley noch, Zinserhöhungen bergen ein Risiko für die US-Wirtschaft. Gestern brachte er dann auf einmal eine Zinserhöhung für September ins Gespräch. Der Auftritt der Fed-Chefin selbst in Jackson Hole nächste Woche, wirft bereits seine Schatten voraus.