- Man stelle sich vor, die Briten bleiben der EU erhalten und trotzdem ist deren Konjunktur im ……..Eimer. Kleiner Scherz! Natürlich unvorstellbar 😉 !!!
- Thorsten Polleit schrieb gestern treffend: „Mit oder ohne Brexit: Für den Euro stehen die Zeichen auf Sturm“ (siehe Blog). Ich stimme ihm zu. Nicht nur im Norden Europas rumort es in der Bevölkerung, auch im Süden. Am Wochenende steht die Wahl in Spanien an. Die jüngsten Umfragen zeigen ein weiteres Abdriften der Wähler nach Linksaußen. Oops!!! Die bei der italienischen Kommunalwahlen siegreiche Fünf-Sterne-Bewegung setzt sich nun ebenfalls für ein Referendum ein. Es soll über den Verbleib in der Währungsunion abgestimmt werden. Luigi Di Maio, der Jungstar der Bewegung, hat das laut der Nachrichtenagentur Reuters in einer Talkshow gefordert. Nochmal oops!!! Die Schweißperlen auf der Stirn unseres EU-Establishments werden also in nächster Zeit nicht weniger werden, auch wenn man in Sachen Brexit doch nochmal die Kurve kriegen sollte.
Als Libertärer muss ich jedenfalls mit Entsetzen feststellen, dass es das Establishment mit Hilfe der Systemmedien in den letzten Tagen erfolgreich geschafft hat, das Streben eines Volkes nach Freiheit und Selbstbestimmung als Geisteskrankheit zu brandmarken. Das ist die traurige Realität in Europa im Jahre 2016. - Auch gestern präsentierten sich die Aktienmärkte meist freundlich da man weiter davon ausgeht, dass der Verbleib Großbritanniens in der EU das wahrscheinlichste Ergebnis der heutigen Wahl sein wird. Man verweist dabei vor allem auf die Wettquoten der Buchmacher, die die Wahrscheinlichkeit eines Brexits mittlerweile auf nur noch knapp 24% beziffern. Gleichzeitig zeigen aber die Umfragen, dass es sich weiterhin um ein absolutes Kopf-an-Kopf Rennen handelt. Wie ist das zu erklären?
Nun, das Lager der Unentschlossenen liegt bei ca. 13%. Es wird erwartet, dass sich diese Wähler eher für den „Status quo“ entscheiden. Statistisch ist das meistens so. Des Weiteren erinnert man sich an die Volksabstimmung in Schottland in 2014. Hier rechnete man auch bis zum Schluß mit einem ganz knappen Ergebnis. Tatsächlich fiel dieses dann aber viel eindeutiger aus – Remain 54%, Leave 46% – das erhofft man sich auch morgen.
Der Hauptgrund, warum die Wettbüros auf die oben genannte Wahrscheinlichkeit bzw. Quoten kommen (1 zu 4) und den Kapitalmarkt treiben, ist aber ein anderer. Matthew Shaddick, Manager bei Ladbrokes‘ hatte auf CNBC eine Erklärung dafür. So gebe es zwar in der Anzahl mehr Wetten auf einen Brexit, aber die dafür eingesetzten Geldbeträge seien viel geringer. Im Durchschnitt werden auf „Remain“ 450 Pfund gesetzt, auf „Leave“ dagegen nur 75 Pfund. Die Ausbalancierung dieser Umstände führt bei den Buchmachern zu den oben angegebenen „Odds“. Einige Marktteilnehmer behaupten sogar, dass die geschickte Platzierung großer Wettbeträge auf eine gezielte Manipulation der Kapitalmärkte hindeuten könnte. Fakt ist tatsächlich, dass basierend auf diesen Wahrscheinlichkeiten der Markt für Risikoanlagen seit Donnerstagabend eine Rallye hingelegt hat, wie wir sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen haben. Ein Händler an der Wall Street stellte gestern dazu fest: „S&P is now a spread betting operation based on UK poll numbers lol“!!! Im Umkehrschluss heißt das natürlich,…..wehe, die Entscheidung für den Brexit kommt. - Der Dax präsentierte sich gestern insgesamt wieder recht robust. Entweder glaubt man hier wirklich nicht mehr an die Möglichkeit eines Brexit, oder man rechnet fest damit, dass im Falle eines Falles Zentralbanken unterstützend eingreifen und alles retten.
Gestern gegen Handelsschluss kam dann aber doch nochmal ein bisschen Druck auf als bekannt wurde, dass für den morgigen Wahltag im Südosten Englands mit heftigen Regenfällen gerechnet wird. Dies könnte die Anhänger der „Remain-Kampagne“ davon abhalten, zur Wahlurne zu gehen, so die Befürchtung. Schwer zu sagen, ob hier die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden, aber vielleicht kommt man ja noch auf die Idee, Regenschirme zu verschenken, so die Jungs von Zero Hedge.
Die Indizes an der Wall Street schlossen leicht im Minus. Endlich stieg gleichzeitig mal wieder der Volatilitätsindex VIX (+11%) und signalisiert damit eine Zunahme der Nervosität. Der Short-Term-VIX (ich schrieb gestern ausführlicher darüber) stieg übrigens gleichzeitig um 17%. Ganz so locker ist man dann wohl doch nicht mehr drauf. - Am amerikanischen Markt ist in den letzten vier Tagen die Nachfrage nach Verkaufsoptionen mit Verfall am Freitag, deren Ausübungspreis massiv unter dem aktuellen Kurs des S&P liegen, um 1.100% gestiegen. Diese „deep out of the money puts“ zahlen sich nur dann aus, wenn der Aktienmarkt um 20% oder mehr (!!!) fällt. Kein Wunder, dass Bloomberg diese als „black swan type of put“ bezeichnet.
Ausgehend vom Tief am letzten Donnerstag, hat der Dax nun eine satte Rallye von 700 Punkten hingelegt. Ich wage die Prognose, dass das „Upside“ Potential am Aktienmarkt beim Verbleib Großbritanniens in der EU weitaus geringer sein dürfte, als das „Downside“ Potential, falls es zum Brexit kommt. Die dringlichste Frage für den Freitag, die jeder von uns sich mit Blick auf sein Portfolio jetzt (!) stellen sollte ist also die, wie viele Standardabweichungen er sich unter der Glockenkurve nach links (nicht rechts!!!) bewegen würde, wenn die ganze Sache eskaliert. - Die Wahllokale öffnen heute um 08:00 Uhr und schließen um 23:00 Uhr. Die ersten Abstimmungsergebnisse werden am Freitag um 03:00 Uhr erwartet. Die letzten lokalen Ergebnisse werden gegen 08:00 Uhr veröffentlicht. Das Gesamtergebnis auf nationaler Ebene steht erst danach fest. Offizielle Hochrechnungen gibt es vorher keine.
Aufgrund der Tragweite des Ergebnisses, halte ich es nicht für sinnvoll, am Freitagmorgen um Punkt 08:00 Uhr meinen üblichen Kommentar zu verschicken. Das Interesse darüber, was am Donnerstag so alles passiert ist, dürfte sich zu diesem Zeitpunkt in Grenzen halten.
Die Pfandbrief-Analysten der Commerzbank gehen etwas anders an die Sache ran. Sie geben zu, dass viele Research- und Presse-Artikel bereits vor dem Ausgang der Brexit-Abstimmung fertiggestellt sind und zwar in „zweifacher Ausfertigung“. Je nach Ausgang werden am Freitag binnen Minuten entweder die Brexit- oder die Bremain-Artikel veröffentlicht. Man entschied sich dazu, eben beide (!) Ausführungen bereits gestern (!) den Mandanten zur Verfügung zu stellen. Mal was anders! Absolut clever, wenn ich so darüber nachdenke.