- 7,2% / 7,2% / 7,0% / 7,0% / 6,9% / 6,8% …….das sind die annualisierten Zahlen zum chinesischen BIP Wachstum der letzten sechs Quartale. Sofern man diese überhaupt für glaubwürdig hält (ich tue es nicht), ist ein eindeutiger Trend zu erkennen. Nach unten! Nach längerer Zeit versuchten sich gestern die Risikomärkte aber mal wieder in einer Variante, wie wir sie so oft die letzten vier Jahre erleben durften – „Bad news is good news“!!! Schwache Zahlen aus China, so die Hoffnung, werde für weitere geldpolitische Maßnahmen der Zentralregierung sorgen und deshalb Aktien beflügeln.
- Wie erwartet, endete dieses Schauspiel auch gestern wieder in einem „Fade“. Die anfängliche Euphorie legte sich schnell wieder und die Tageshochs konnten nicht gehalten werden (S&P Hoch 1.915, Close 1.881…..+0,05% auf den Tag). Der Dax hatte das Glück des frühen Closings (+1,5%), nachbörslich ging es auch hier wieder in Richtung Einstand. Somit war es erneut eine herbe Niederlage für Aktienbullen. Keine Rallye hat eine Halbwertzeit von mehr als ein paar Stunden. Es will kein Befreiungsschlag gelingen. Dabei wären die Voraussetzungen dafür absolut gegeben („ok“ China-Daten, überverkaufte Technik, negative Stimmung, „ok“ Bankzahlen, zuletzt eher „dovishe“ Notenbank-Rhetorik).
- Die letzten Jahre war „dovishe“ Notenbank-Rhetorik ein absoluter Garant für steigende Aktienkurse. Jetzt lassen sich die Marktteilnehmer kaum noch hinterm Ofen hervorlocken. Man hält einzelne Zentralbank-Maßnahmen einfach nicht mehr für schlagkräftig genug für die Zündung einer nachhaltigen Aktien-Hausse. Aus diesem Grund passiert auch wenig in Sachen Euphorie im Anlauf auf das morgige EZB-Meeting mit „what ever it takes“ Draghi.
- Jetzt wird es in der Technik hoch spannend. Ausgehend von der extrem wichtigen Unterstützungszone im S&P-Index (um die 1.870….Tief August/September), versuchten wir uns in mehreren Gegenbewegungen und sind grandios gescheitert. Aufgrund der sehr schwachen Vorgaben aus Fernost (Nikkei -3,71%, Hongkong -3,6%, Shanghai -1,03%), handeln wir in den vorbörslichen Indikationen bereits deutlich unter dieser Zone. Hier ist mit massiven Stop-Loss Aktivitäten zu rechnen!!! Auch im Dax erwartet uns deshalb heute ein großes Opening Gap nach unten.
- Ins Auge sticht der starke Yen. $/JPY handelt heute Nacht deutlich unter der 117,00. Ein eindeutiges „risk off“ Signal (siehe dazu meine Ausführungen zu Carry-Trades vor ein paar Tagen). Schauen wir uns mal die Entwicklung der beliebtesten Carry-Währungen gegen den Yen seit dem 01. Januar an: ZAR -9,4%, RUB -8,8%, MXN -7,7%, NZD -7,4%, CAD -6,5%, GBP -5,7%, TRY -4,6%, PLN -4,4%. Da zerreisst es gerade viele Marktteilnehmer, oder???
- IBM liefert nach Börsenschluss enttäuschende Zahlen. Der Umsatzschwund scheint nicht zu stoppen. Mit dem Konzernumbau kommt man nicht voran. Zum Glück gibt es ja immer noch Aktienrückkauf-Programme (Sarkasmus meinerseits).
- „Gute“ Zahlen, so meint man jedenfalls, sorgten dagegen bei der Netflix-Aktie für steigende Kurse (+8% nachbörslich). Man zeigt sich entzückt über die Auslandsexpansion des Unternehmens. Die Zahl der Abonnenten wuchs im vergangenen Quartal stärker als erwartet. Der Umsatz stieg mit fast 23%, etwas weniger als erwartet. Das gleichzeitig massiv „Free Cashflow“ verbrannt wird, ignorieren wir einfach mal wieder.