- „Anschlusskäufe sehen aber anders aus“, schrieb ein von mir sehr geschätzter Fonds Manager ganz trocken in seiner Email am Nachmittag. Er traf damit den Nagel auf den Kopf. Dax & Co. konnten zwar bedingt durch die festen US-Vorgaben vom Mittwochabend zunächst die „Fed is dovish party“ noch fortsetzen, aber die gestrige Price-Action an der Wall Street war sehr besorgniserregend. Sie spricht Bände.
- Ich sehe mich in meiner Sichtweise bestätigt. Der Aktienmarkt bildet gerade ein langfristiges Top aus, die Fed wurde vorgestern „dovish“ eingeschätzt, war aber „hawkish“. Marktteilnehmer schienen gestern endlich auf den Trichter gekommen zu sein, dass die Fed trotz drohender Rezession und gar Deflation eine Normalisierung der Geldpolitik durchziehen wird. Bank of America/ML formulierte es in einer Analyse zur Zinserhöhung richtig: „The Fed just launched the next bear market“. Weiter hiess es: „Rising rates and falling profits (der Unternehmen) are not a good combination for asset prices, so we turn sellers of risk in early 2016.“ Ich sehe es genau so, Risikoanlagen an Dich!!!
- „Sellers“ sahen wir gestern, und wie. Selbst die Outperformance der FANG-Aktien bot kaum Unterstützung. Der S&P gab seine gesamten Fed-Gewinne vom Mittwoch wieder ab, schloss nicht nur am Tagestief, sondern verlor nachbörslich in den Futures weitere 8 Punkte. Erste Indikationen von heute Morgen lagen nochmals darunter. Im Candlestick Chart haben wir mit einer langen roten Kerze nun ein potentielles „bärisches Überdeckungsmuster“ vorliegen. Der Körper der gestrigen Kerze überdeckt den der Kerze des Vortages komplett. Sollte heute eine weitere rote Kerze folgen, hätten wir ein starkes Verkaufssignal generiert. Wieder einmal hatten wir also einen ekligen „intraday reversal“.S & P
Ist die „Santa-Rally“, für die sich so viele im Vorfeld positioniert haben, nun endgültig im Eimer??? Nun, eines scheint klar: Santa mag auch keine Zinserhöhungen!
Viel, vielleicht sogar sehr viel, hängt vom Handelsgeschehen am heutigen Freitag ab. Wir haben mit OPEX den letzten großen Optionsverfall in 2015. Wehe es kommt nach dem hässlichen Closing gestern zu Anschlussverkäufen. Man muss bedenken, dass die Liquidität so kurz vor Jahresultimo kaum noch vorhanden ist. Die meisten Bücher der Händler sind zu. Schon kleine Ordergrößen, können für große Preisausschläge sorgen. - Wie gestern Nachmittag und über weite Strecken die letzten zwei Wochen, werden Händler ihren Hauptfokus auf den Dollar-Index, Öl und den High Yield Anleihen haben. Der Handelsverlauf hier ist absolut entscheidend für die absolute Richtung aller Anlageklassen, insbesondere die der Risikoanlagen. Der Markt toleriert 1 bis 2 Tage eine Dollarstärke, aber nicht viel länger, ohne äußerst nervös zu werden. Mein „best case für 2015 bleibt gültig (S&P auf Jahresbasis unverändert), mein „worst case“ ebenfalls.
- Der japanische Nikkei schloss heute mit -1,9% schwach und folgte damit den US-Vorgaben. Die Ausweitung des Programms zum Ankauf von Anleihen und Wertpapieren der Bank of Japan, half heute Nacht unterm Strich nicht. Die Notenbank gab bekannt, man verlängere die Haltedauer der Papiere auf bis zu 12 Jahre von zuvor 10 Jahren. Zudem sollen risikoreichere Papiere gekauft werden. Der Nikkei konnte zunächst satte 2% zulegen, drehte dann aber und schloss unter der 19.000.