- So, nun ist es passiert. Der Markt hat das Zweitbeste von dem was er hoffte bekommen. Einen „dovish rate hike“! 25 Basispunkte und eine Rhetorik aus der geschlossen wird, dass nur ganz langsam weitere Zinserhöhungen folgen werden. Das Erstbeste für den nach billigem Geld gierenden Markt wäre natürlich keine Zinserhöhung gewesen.
- Euphorie, so wird die gestrige Reaktion uns heute Morgen verkauft, sieht meiner Meinung nach anders aus. Der S&P legte 1,45% zu und handelt jetzt dort, wo wir bereits Mitte letzter Woche rumgekrebst sind, nämlich deutlich unter der bisher unüberwindbaren Marke von 2.100. Das ist vieles, aber nicht „bullish“. Auf Jahresbasis ist der Index magere 0,06% im Plus.
- Eine „Santa Rally“ war das gestern also noch nicht. Kommt sie jetzt??? Ja, glauben noch immer die meisten Marktteilnehmer. Andere mögen sich fragen, warum wir ob einer Zinserhöhung überhaupt am Aktienmarkt zugelegt haben. Stimmt! Die „Dots“ signalisieren vier weitere Zinserhöhungen im kommenden Jahr und waren damit „hawkish“. Auch ein gestiegener Dollar-Index widerspricht der „dovishen“ Deutung. Wie ist das alles zu erklären?
Nun, man geht allenthalben von einem „policy error“ der Notenbank aus. Ja, erstmals seit rund einer Dekade wird der Leitzins erhöht, aber eine Rezession in der Folge wird schon sehr bald dazu führen, dass die Fed zurückrudert. Man sieht das daran, dass langlaufende Treasuries in der Rendite vs. den Kurzläufern zuletzt gefallen sind. Die Kurve verflachte sich. Ausserdem preist der Markt die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung (!) im Januar höher ein, als die einer Zinserhöhung.
- Es ist schwer, nach den Turbulenzen der letzten zwei Wochen den Überblick zu behalten. Die gestrige Price-Action hat dieses Unterfangen nicht unbedingt begünstigt. Versuchen wir, den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren. In praktisch jedem Zinserhöhungszyklus der Vergangenheit, handelten Aktien nach dem ersten Schritt in den sechs darauf folgenden Monaten deutlich volatiler als zuvor. Laut Bloomberg stiegen die durchschnittlichen täglichen Schwankungen im S&P um 23%. Das Kursgewinnverhältnis sank im ersten Jahr in 10 von 12 Zyklen (durchschnittlich -15%). Fakt ist ausserdem, und das halte ich für extrem wichtig, dass nun jedes vor uns liegende Fed-Meeting ein „live“ Meeting sein wird!!!!!!! Anders als die letzten Jahre, könnte nun auf jedem Meeting etwas passieren. Wir haben keine „non-event“ Meetings mehr. Die „dots“ zeigen denn auch, dass die Hälfte der 8 vor uns liegenden Treffen mit einem „hike“ gesegnet sein wird. Jede Rede der Fedmitglieder, sei sie in New York, oder in Bloomingville Alabama, wird die Marktteilnehmer ausserdem sehr nervös machen. Das gilt insbesondere für die neuen Stimmberechtigten George, Mester, Bullard und Rosengren. Auch bekommen mit jedem Basispunkt, den der Leitzins erhöht wird, Aktien wieder Anlagekonkurrenz auf der Anleiheseite. Fazit, selbst wenn der gestrige Anstieg der Anfang einer „Santa-Rally“ werden sollte, die Bewegung sollte nicht überbewertet werden.
Wie jüngst geschrieben, wir brauchen für die Aktienbullen jetzt einen sehr großen Befreiungsschlag nach oben, damit eine sich stark verschlechternde langfristige Charttechnik (deutet auf Top-Bildung wie 2000 und 2008) wieder dreht. Daran glaube ich nicht. Das Muster im S&P, eine Serie von „lower highs“, wurde auch gestern nicht gebrochen. Ohne das sich die „Earnings“-Situation der Unternehmen deutlich verbessert, sehe ich keine Chance für einen nachhaltigen Ausbruch über die Schallmauer 2.100 im S&P. - Japanische Exporte sind im November so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr (-3,3% auf Jahresbasis). Morgen früh ist die BoJ an der Reihe. Wird nach der Fed etwas kommen??? Heute Nacht haben die Chinesen bereits reagiert und zum zehnten Mal ihren Yuan gegen den Dollar abgewertet. Das sind kumuliert in 9 Tagen -1,9%. Sprich, die neuerliche Abwärtsbewegung seit der IMF/SDR-Entscheidung geht immer weiter. Wann wird das die Aktien wieder tangieren???
- Der letzte Optionsverfall steht morgen an.