- Die Aktienmärkte legten gestern eine imposante Rallye hin. Der S&P schloss 21,5 Punkte fester, allerdings 10 Punkte unter seinem Tageshoch. Seit seinem zwischenzeitlichen Durchbruch der wichtigen Unterstützungszone @2.000 mit dem Tief @1.993 am Montag, hat der Index satte 60 Punkte (3%) bis auf das gestrige Hoch @2.053 zugelegt.
- Es gab nicht wirklich neue fundamentale Nachrichten, die das erklären könnten. Es war vielmehr eine Frage der Stimmung (High Yield & Öl) und Positionierung im Anlauf auf die heute anstehende Zinsentscheidung der Federal Reserve und dem Optionsverfall am Freitag. Im amerikanischen Markt für Ramsch-Anleihen (High Yield) beruhigte sich die ernste Situation gestern etwas. An den Preistiefs wurden erste Käufer aktiv (viel Spass damit). Gepaart mit einem Ölpreis, der nach vielen schwachen Tagen erstmals wieder stieg, führte das zur Stimmungsaufhellung. Eine kurzfristig stark überverkaufte Situation in der Technik (insbesondere High Yield, aber auch S&P und Öl), steuerte ihr Übriges dazu bei. Vor diesem Hintergrund kam die Rallye nicht wirklich überraschend und war alles andere als überwältigend. Es war eine normale Gegenbewegung. Zur Erinnerung – Im EuroStoxx war es der erste Tag im Plus seit dem 07. Dezember!
- Des Weiteren hoffen die meisten Marktteilnehmer auf zwei Dinge. 1) Die saisonal übliche „Santa-Rally“ – man hat mehr Angst diese zu verpassen, als mit seinen Positionen in einer starken Abwärtsbewegung dabei zu sein. 2) Man hofft auf auf eine „dovishe“ Rhetorik, einen „dovishen hike“ der Federal Reserve. Sprich, 25bp Zinserhöhung, Senkung der „dots“ der einzelnen Fed-Mitglieder und den eindeutigen Hinweis, dass zukünftig nur gaaaaaaaaaaaaanz langsam an der Zinsschraube gedreht wird. Die gestrige Rallye erinnert denn auch stark an die Aufwärtsbewegung im Anlauf auf das letzte Fed-Meeting im Oktober. Danach ging es dann plötzlich runter.
- Trotz des Ausmaßes der gestrigen Bewegung merkt man, die Überzeugung, dass es nun am Aktienmarkt wieder nachhaltig nach oben geht, ist bei den meisten Marktteilnehmern innen drin wohl nicht gegeben. Aktienhändler haben momentan nicht die eigenen Titel, sondern mehr als alles andere, die Öl-Notierungen und High Yield Indizes auf den Schirmen blinken.
Wieder war gestern keine Marktbreite (breadth/TRIN) in der Technik gegeben. TRIN, das Verhältnis des Volumens fallender Aktien vs. steigender Aktien bildet eine Divergenz zum S&P. Selbst, und das überrascht wirklich, die FANG-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix, Google) haben die Party nicht mitgemacht. Unternehmensanleihen mit besserer Bonität (Investment Grade Corporates) haben die Preisrallye der US-High-Yields gestern ebensowenig getragen. Kupfer und Nat Gas fallen unterdes weiter. - Auch ein Blick auf die längerfristigen Charts mahnt weiterhin zu großer Vorsicht. Nur eine massive Rallye in den Aktien, kann die derzeitige bärische Entwicklung in der langfristigen Technik, die auf eine Top-Bildung wie 2000 und 2008 hindeutet, noch negieren. Der Dezember ist bedeutend für das Sentiment. Es ist nicht nur Monatsende, sondern auch Quartalsende und Jahresende. Der Schlussstand am 31.12.2015 ist extrem wichtig für das Gesamtbild. Wehe, wir schliessen schwach. Im S&P haben wir einen „inside Quarter“, wir befinden uns in Q4 innerhalb der Preisspanne des letzten Quartals. Das ist äusserst selten und trat beispielsweise auch während Top-Ausbildung im Jahr 2000 auf. 75% der Aktien im NYSE-Index handeln mittlerweile unter ihrem 200 MA (Tagelinie). In den Monatscharts fällt der RSI, verzeichnen wir „lower highs“ und wie auch oben in der kurzfristigen Analyse, besteht überhaupt keine Marktbreite (breadth). Wehe den Bullen, es kommt nicht ganz, ganz schnell ein Befreiungsschlag nach oben.