• Gestern ist es passiert!!! Ausgerechnet zum Erntedankfest der Amerikaner! Der von Börsianern so extrem gefürchtete und tatsächlich auch gefährliche „Black Swan Event“ ist eingetreten. Nicht erschrecken, liebe Leser. Ihnen ist nichts entgangen. Das alles stimmt natürlich (vorerst) nur aus Sicht der vielen armen Truthähne in den USA.
  • Den Begriff „Schwarzer Schwan“ prägte Nassim Taleb, der Autor eines meiner gleichnamigen Lieblingsbücher. Er ist Professor für Risikoforschung und beschäftigt sich mit den extremen Konsequenzen von sehr seltenen und unwahrscheinlichen Ereignissen. Schwarze Schwäne galten früher für Europäer als nicht existent. Die meisten Menschen waren absolut überzeugt, es gebe natürlich nur weiße Schwäne. Erst mit der Entdeckung Australiens, wurde man eines Besseren belehrt. Seither dienen „Schwarze Schwäne“ als Metapher für sehr unwahrscheinliche, aber durchaus mögliche Ereignisse. Beispiele: Die Atomkatastrophe von Fukushima, oder der Börsencrash im Jahr 1987. Letzterer hatte auf Basis der Daten aus der Vergangenheit eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 10 hoch 50, hätte also nur alle dreihunderttausend Jahre passieren dürfen. Bis heute gibt es übrigens ähnlich wie beim „Flash Crash“ im Mai 2010 lediglich Vermutungen darüber, was das Blutbad denn tatsächlich ausgelöst hat.
  • In seinem Buch schreibt Taleb über einen Truthahn, der tausend Tage lang von seinem Bauern großgezogen, gefüttert und gestreichelt wird. Der Truthahn sammelt also Tag für Tag ziemlich überzeugende statistische Daten im Gehirn, die seinen Eindruck erhärten, dass es ihm immer gut gehen wird und er wirklich nichts zu befürchten hat. Das Tier wähnt sich somit in einer „Ära der Sicherheit“ (so Taleb). Ähnlich verhält es sich seit 2009 mit den Akteuren am Kapitalmarkt. Diese werden von Draghi, Yellen und allen anderen Zentralbankern jeden Tag gefüttert und gestreichelt und schliessen ebenfalls aus ihren positiven Erkenntnissen der Vergangenheit………auf ihre Zukunft.
    Wir wissen natürlich wie die Geschichte mit dem Truthahn ausgeht. Plötzlich, ……BOOM!!!…zum amerikanischen Erntedankfest/Thanksgiving, wird dem sorglosen Federvieh ohne Vorwarnung der Hals umgedreht. Es widerfährt ihm sein ganz persönlicher „Black Swan Event“.

Taleb_turkeyQuelle: Black Swan, Taleb

 

  • Gestern schickte Taleb denn auch folgenden Twitter Gruß an seine Follower an den Kapitalmärkten: „Learn to not be the turkey: A Black Swan for the turkey isn’t one for the butcher.
  • Zurück zum Tagesgeschäft. Nach einem Blick darauf, was der Dax gestern gemacht hat, werden viele Marktteilnehmer Taleb und Skeptiker wie mich mit Häme überschütten. Alle Brandherde auf der Mikro- (Unternehmensgewinne, Markttechnik) und Makroebene (China, Rohstoffe, ISIS, Fed) sind ausgeblendet. Nichts hindert den Dax momentan daran, seine Aufwärtsbewegung fortzusetzen, auch wenn der S&P-Future (gestern handelbar bis 13:00 Ortszeit) weiter im Anlauf auf die wichtige 2.100 hängen bleibt. Die Vorfreude darauf, was Draghi in der Geldpolitik wohl Anfang Dezember Neues ankündigen wird, ist das Einzige was dieser Tage zählt. Ich erinnere mich dabei an die Worte meines Professors für Makroökonomie. Nur wenn eine geldpolitische Maßnahme den Markt wirklich überrascht und unvorbereitet trifft, hat diese überhaupt erst die Chance auf einen nachhaltigen Effekt in die gewünschte Richtung. Der Markt rechnet momentan, dass Drahi ganz bestimmte Dinge liefert. Das Enttäuschungspotential wird damit immer größer. Kommt es wie so oft zum „buy the rumor, sell the fact“ Phänomen???
  • Heute findet in den USA lediglich ein verkürzter Handel statt. Die Indizes in Asien notieren am Morgen meist mit roten Vorzeichen. Ölpreise sinken weiter. Die chinesische Industrie hat im Oktober deutlich weniger verdient und damit die konjunkturelle Abkühlung zu spüren bekommen. Firmengewinne fielen im Vergleich zum Vorjahresmonate um 4,6% und verzeichnen den fünften Rückgang in Folge. Der Leading Index fiel auf 98,36, nach 98,51. An dem von der Regierung in Peking in Aussicht gestellten BIP-Wachstum von 7% für 2015 darf weiter gezweifelt werden. Shanghai geht heute mit ca. -5,5% (!!!) aus dem Handel.
    Auch die japanische Wirtschaft schwächelt zu Beginn des vierten Quartals. Die Kerninflation fiel im Oktober um 0,1%. Das ist der dritte Monat in Folge mit einem Rückgang. Der Teufelskreis der Deflation geht weiter und die verantwortlichen Politiker und Notenbanker werden an ihrem „one trick pony“ festhalten, dem unendlichen Gelddrucken.
  • VW: In NRW sind fast 500T Autos von der aktuellen Rückrufaktion betroffen. Das berichtet die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“.
  • Italiens Wettbewerbshüter nehmen vier Zementhersteller wegen des Verdachts auf Preisabsprachen ins Visier. Dazu zählen die Tochter von LafargeHolcim, Cementi Italia, Buzzi Unicem und Industria Cement.
  • Portugal: Premier Costa will dem Wirtschaftswachstum und Stellenaufbau Vorrang vor Sparmaßnahmen einräumen. Der jüngste Regierungswechsel hindert portugiesische Staatsanleihen seltsamerweise nicht an ihrer momentanen Rally. Gestern wieder Outperformer gegen Bunds (-8bp)

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